Postings mit Schlagwort "Europameister" (26)
Finale
Nun ist es also vorbei, und seltsam, wie wenig Luft aus dem vermeintlich noch ganz prallen EM-Ballon entwich, als es gestern abend pff... machte und die deutsche Mannschaft belegte, daß sie zwar eine Turniermannschaft, aber kein Final-Player ist. Es war ein schönes Endspiel, weil Spanien unangestrengt und souverän zeigen konnte, daß sie das derzeit rundeste Team in Europa sind. Und es war ernüchternd, weil Deutschland einsehen mußte, daß es von diesem Niveau durch einen Klassenunterschied getrennt ist.
Schwarmintelligenz versus Anti-Tralala
In einer paar Stunden wissen wir mehr. Derweil hat die Süddeutsche Zeitung die beiden Forderungen des Tages ins Blatt bzw. Netz gehoben:
- Johannes Aumüller: Eine Frage des Ganzen
- Christian Kortmann: Eine Frage des Stils
Ballack steigt
Wer gestern in Deutschland Fußball guckte, konnte eine beispiellose Regression in archaische Ballester-Mythen erleben: Ein Spiel im im Stile des vielbeschworenen Standfußball der 1970er, ein Publikum, das auf einen fairplay-Diskurs verpflichtet wurde, der jeden englischen Gentleman des 19. Jahrhunderts hätte erblassen lassen, und Bildausfälle, wie man sie seit den Statikgewittern aus Chile 1962 nicht mehr erlebt hat.
Ruhestadium
Jetzt ist er wirklich da, der Tag der Leere, und die Nachrichten auf dieser Seite über bevorstehende Stadiongänge muten nahezu zynisch an, wenn einem aus der Ferne nicht einmal mehr der Fernseher hilft. Interessant aber, wie den Fußballdiskurs angesichts solcher Spiel/nicht-Spiel bzw. dabei/nicht dabei-Unterscheidungen mit einmal durch Stadionmythen (Woltron) und Medientheorien (Plener) die Präsenzdebatte einholt, die man fast für erledigt gehalten hätte ...
Im Stadion
Wie Ute Woltron, eine der versiertesten ArchitekturkritikerInnen, in Seitenwechsel schon so treffend schrieb:
Keine Superzeitlupe, keine Wiederholung, kein hautnahes Interview, kein Kameraschwenk über die Zuschauerscharen kann vor der Glotze die echte Stadionstimmung ersetzen. Mir jedenfalls nicht. Vielleicht bin ich aber auch nur verdorben. Ich will beim Fußballschauen schreien, singen, die Fahne und den Hintern schwingen. Ein Sieg ist nur ein Preis, die Freude aber der Gewinn, das Stadion bleibt der Kelch, aus dem sie getrunken wird.
Und so zieht es uns heute ins Happel-Stadion, woselbst wir dem Viertelfinale zwischen Spanien und Italien nicht einfach nur beiwohnen werden (obwohl: das mit dem Hinternschwenken überlassen wir dafür Berufeneren).
Viertel vor Halb
Mein Horror Vacui vor der drohenden Spielfreiheit hat eine interessante Fehlleistung produziert: Ich habe der UEFA gewissermaßen in fatalistischer Antizipation eines GAU unterstellt, zwischen Vorrunde und Viertelfinals einen Tag Pause einzulegen, während die Dinge in Wirklichkeit nahtlos ineinander übergehen. Und da damit nach dem Endspuirt der Russen heute schon ein neuerliches deutsches Schicksalspiel auf dem Programm steht, hätte man sich möglicherweise beinahe eine Zäsur gewünscht.
Buenos noches, Vienna
... wobei dieser Titel jetzt bitte nicht als Häme oder sonst etwas ausgelegt werde, sondern lediglich als Abgesang auf den so beharrlichen wie vergeblichen Versuch, die gestrige Partie auf das mythische Niveau eines vermeintlichen Jahrhundertspiels zu heben. Diese Erwartungen hat das mühsame und unter dem Strich einigermaßen verdiente 1:0 weder im Vorfeld verdient noch auf dem Platz eingelöst. Cordoba ist, so steht zu fürchten, doch Geschichte.
Alle fahren nach Basel...
Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung sind wohl kaum jene Attribute, hinsichtlich derer heute Nachfrage besteht. Wiewohl es ihrer umfassend ermangelt. Dieses die (als "klassisch" deklarierten) Gesetze unserer hinsichtlich Angebot und Nachfrage geregelten Marktwirtschaft verhöhnende Paradoxon erklärt sich weniger durch den sowieso eklatanten Kulturverfall, sondern vielmehr vermittels einer lustvoll seitens des Landes und seiner Medien durchlebten Kurzzeitpsychose. Die geht so: Wir werden gegen Deutschland verlieren - aber bis zum Anpfiff tun wir so, als würde das Futur II sich des Gegenteils erbarmt haben, das ersehnte Konkunktivische ins Indikativische umgeschlagen sein. Dabei wissen es die deutschen Medien doch schon längst:
Spielfrei
Auf das Hoch, das die Russen uns gestern bescherten, indem sie die vor 4 Jahren wie heute unsäglichen Griechen aus dem Turnier gekippt haben, folgt heute einer erster Vorblick auf das Tief, das uns bald und immer öfter bevorsteht. Die Rede ist von der plötzlichen Leere, die sich heute um 18:00 Uhr auftat, und ein Schreckenswort macht die Runde:
2-3-5
Zumindest zwei unserer bisherigen Beobachtungen hat der gestrige Spieltag bestätigt: Daß die derzeitige Spielergeneration gern nah am Wasser baut und daß eine Torchance bzw. ein Tor mittlerweile als Hauptursache für Gegentreffer gelten können.
Schockstarrer Verbalkonter
Es gibt genau zwei Weisen, auf das eben Gesehen zu reagieren: schweigende Schockstarre oder sofortiger Verbalkonter. Da Kommunikationsmedien im allgemeinen und der Internetblog im besonderen sich etwas sperrig gegen die erste Option verhalten, seien hier umgehend die zehn entscheidenden Fragen aufgeworfen:
Oh, wie langweilig ...
Kaum prackt es einen mit einer veritablen Sommergrippe ins Bett, hört/sieht man sich auch schon den elektronischen Medien zu Zeiten ausgesetzt, die man normalerweise auschließlich dem Tagewerk zu widmen einen Vertrag unterzeichnet hat. Und hierbei fällt einem selbst im fiebrigsten Delirium - zumindest angelegentlich der dritten Gebetsmühle dieser Art - jenes Geseiere der Kultur-FabrikantInnen auf, das im Wesentlichen davon handelt, dass sie und ihre Gegenstände ja nie diese Aufmerksamkeit bekämen, wie der Fußball. "Nur einmal" wollten sie es haben. Nun denn...
Radikalkonter
So langsam erhole ich mich von dem gestrigen Abendspiel, mit dem die EM nun endlich begonnen hat. Das war ein Klassespiel, und das nicht nur, wie betont werden muß, von den Holländern. Das Sensationelle an diesem Sieg ist, daß Italien Mitte der zweiten Halbzeit durchaus großen Druck aufgebaut hat, nur eben das niederländische Riesentempo nicht mitgehen konnte und außerdem Opfer einer brandneuen Taktik wurde.
Portoiactophobie
Über weinende Männer haben wir an dieser Stelle schon gehandelt, und die Tränen des Schweizer Kapitäns Alexander Frei nach seiner Verletzung in der Auftaktpartie gegen Tschechien geben weiteren Anschauungsunterricht in dieser Sache. Zu generalisieren ist sie aber dennoch nicht: Augenzeugen zufolge soll der ebenfalls außer Gefecht gesetzte italienische Spielführer Cannavaro bester Laune sein ...
Pepe
Begleitet von dem bescheidenen Hinweis, daß mein Tip der Begegnung Portugal-Türkei torgenau gelungen und das fehlende Tor in der Partie der Schweiz gegen die Tschechen nur durch den nicht kalkulierbaren Ausfall von Alex Frei zu erklären ist, gibt schon der erste Spieltag der Euro 08 Anlaß zu einem ersten Loblied ...
Vom Rande der Fanzone aus
Nachdem Kollege Pethes bereits die Frage der Erwartungshaltungen angeschnitten hat, weil heute die EURO 08 eröffnet wird, da es Zeit wird im Sinne eines simplen wie veröffentlichten Schiffbruchs Prognosen abzugeben (und während Wien seine Fanzonen - die wir nicht zu betreten gedenken - fertig zu stellen versucht) - hier nun die Tipps zu den beiden heutigen Spielen der Gruppe A:
Eurokult4
Ein holländischer Trainer entschuldigt sich bei den Deutschen für britische Gepflogenheiten einer polnischen Boulevardzeitung vor einem Spiel in Österreich: Hat die EM ihren ersten Skandal, oder verbieten sich angesichts dieses multikulturellen Gemengelage die herkömmlichen Frontlinien?
Platzwechsel
Während allerorts eher aufwendige Vorbereitungen auf ihr jeweiliges Finale zusteuern, das dann wiederum den Beginn einer Serie mit 31 Einheiten setzen soll, begibt sich heute um 19.00 Uhr und wie beiläufig angekündigt die EM-Eröffnung der auch und gerade in Kakanien - vermittels diverser Workshops und Präsentationen - mehr als bekannten Drahtwarenhandlung (Neustiftgasse 57-59, 1070 Wien). Geplant ist dem Vernehmen nach die Auflösung eines (sagen wir: eigenwilligen) EM-Gewinnspiels, beinhaltend u.a. die Zusammensetzung von Nationalpuzzleteilen und sowie Klärung aller logischer Inkonsistenzen. Und weil das schon sehr verheißungsvoll ist, wird im Anschluss daran der Fachmediziner unseres Vertrauens, Wolfgang Pennwieser, aus seinem aktuellen Buch "Platzwunde" (Czernin-Verlag, 2008) lesen. Sodann folgt, schenkt man entsprechenden Aussendungen diesbezüglich Vertrauen, ...
Eurokult 3
Nachdem in Eurokult 2 die Frage diskutiert wurde, ob der Berg zum Propheten oder der Prophet zum Berge kommt und anhand des "Wunders von Wien" der ORF als Wunschmaschine Welterfindung entlarvt werden konnte, ergibt sich das Thema für heute von selbst: Prophezeiungen, Prognosen und, zwei Tage vor Anpfiff höchste Zeit, Tips.
Das Wunder von Wien
Wenn wir schon auf einen der wundervollsten Romane ever so gar nicht en passant hinzuweisen hatten, so darf dieser Tage auch eine weitere Zeitreise, stammend aus der Werkstatt des ORF - und in Sachen Zeitreise fällt man dort nicht immer nur gekonnt auf -, nicht fehlen: Das Wunder von Wien. Gelangt am Freitag zur Ausstrahlung, ist als Ausschnitt auf YouTube zu besichtigen und gerne hiermit der p.t. LeserInnenschaft im Sinne angewandter wie abgewandter Kommentarleistung anheim gestellt.
Eurokult 2
Fragen gibt es durchaus noch, und folglich demnächst auch zum "Seitenwechsel" noch viel mehr zu sagen. Es gibt aber auch schon Antworten, die beste stammt wahrscheinlich von Lothar Matthäus, der offensichtlich als Kommentator bei "Eurosport" angeheuert und dazu denkwürdigerweise folgendes zum besten gegeben hat:
Vom Kick kriegen
"Was einem jetzt noch den richtigen Kick gibt" und "Was sonst noch geschrieben steht", umreißt der Standard seine Palette der in aller Kürze vorgestellten Bücher, Hefte und DVDs, die im Zusammenhang mit dem am kommenden Samstag losbrechenden Sportereignis vornehmlich zu lesen wären. Seitenwechsel wird dabei mit "24 Annäherungen, 24 Punktlandungen" umrissen und wie folgt dargestellt:
Eurokult
Ist die Europameisterschaft überhaupt noch eine Europameisterschaft? Sind die Spieler noch echte Männer? Und warum darf eigentlich Ungarn nie mitmachen? Bevor die Sportredaktionen die Deutungshoheit über den Fußball gewinnen, ist eine kulturhistorische Reflexion der bevorstehenden Ereignisse geboten ...
Europhorie 08
Obiger Titel stammt aus der österreichischen Wochenzeitung Die Furche und überschreibt ein Dossier derselben, das sich mit der kommenden Europameisterschaft auseinandersetzt. Und einmal ganz abgesehen davon, dass der einleitende Text ein gewisses Bändchen nicht so schlecht wegkommen lässt, lesen sich sowohl dieser Beitrag als auch die ho. in der Folge zu nennenden durchwegs gut und informativ:
Übersteiger
Tatsächlich ist, wie ho. bereits angedeutet, eine intensive Bezugnahme auf die Euro 08 (i.a.R. Kroatien, Polen, Rumänien, Russland, Tschechien ...) in Planung. Zu diesem Zwecke ist u.a. ein Buchprojekt in Vorbereitung, dessen Arbeits(!)titel immer noch Übersteiger lautet. Das Konzept dieser Angelegenheit sei in Prosa wie folgt umrissen:
Sport | -s - Part 26
Nach der gestrigen Vorstellung der österreichischen Fußballnationalmannschaft im Grazer Heimspiel gegen die Ungarn (Die FIFA-Weltrangliste führt aus unerklärlichen Gründen erstere auf dem 57. und zweitere auf dem 80. Platz), bei der die österreichische Auswahl mit dem 1:2 noch ganz hervorragend bedient war, stellt sich angesichts der Europameisterschaft 2008 (die Österreichisch und die Schweiz gemeinsam ausrichten und insofern als fix qualifiziert gelten) und dem dann erstmaligen (!) Antreten Österreichs bei einer EM eine Frage, die sich wie folgt umschreiben lässt: Warum nur darf ein Platzwart wie selbstverständlich in der Kampfmannschaft mitspielen?
Weitere Testspielergebnisse, betreffend Mannschaften aus Zentral-, Mittelost- und Südosteuropa:
Senior Editor
(Weitere Informationen hier)
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]