Alle fahren nach Basel...
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Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung sind wohl kaum jene Attribute, hinsichtlich derer heute Nachfrage besteht. Wiewohl es ihrer umfassend ermangelt. Dieses die (als "klassisch" deklarierten) Gesetze unserer hinsichtlich Angebot und Nachfrage geregelten Marktwirtschaft verhöhnende Paradoxon erklärt sich weniger durch den sowieso eklatanten Kulturverfall, sondern vielmehr vermittels einer lustvoll seitens des Landes und seiner Medien durchlebten Kurzzeitpsychose. Die geht so: Wir werden gegen Deutschland verlieren - aber bis zum Anpfiff tun wir so, als würde das Futur II sich des Gegenteils erbarmt haben, das ersehnte Konkunktivische ins Indikativische umgeschlagen sein. Dabei wissen es die deutschen Medien doch schon längst:
Die Österreicher sind die Kellerkinder dieser EURO 08. Was selbstschreibend darauf sich bezieht, dass die Auswahl mit dem schönen Weltranglistenplatz 101 ins Turnier gestartet ist und eigentlich zur Zeit bei sechs und nicht erst einem Zähler halten sollte.
Dessen ungeachtet und weil es gegen den Lieblingsfeind geht (dereinst war das Ungarn, aber das war zu Zeiten, als beide Länder tatsächlich ballestrische Großmächte waren), seit vermittels der Konzentration auf Teil eins des kursivierten Kompositums ein Rundblick auf den Boulevard der Tränen vermieden - wer fix genug ist, möge sich bitte entsprechend informieren. Danke der Nachfrage, mir war heute schon schlecht.
Nun denn, was haben die Nachbarn im Bereich angewandter wie folglich auch gedruckter Satire zu bieten? Zum einen den Hinweis darauf, dass - Überraschung! - die Ösis kommen.
Zum zweiten wurde der hierbei bereits angedeutete Josef F. zum EM-Maskottchen erklärt (die Titanic mit einem Anflug von humanem Strafvollzug anstelle des traditionellen Kielholens?).
Zum dritten ließ sich das Stürmer-Problem beheben.
Derweil werden zu Wien, auf seinen Straßen, Plätzen und in den diversen Gastwirtschaften, verschiedene Fangesänge geübt (umfassende Informationen zu diesem Phänomen bitte dem Aufsatz von Gerald Simon im Band "Seitenwechsel" entnehmen zu wollen: Von Chantleadern und Schremser Schweinen), die ich hier gleichfalls aufsparen möchte, deren Inhalt jedoch dahingehend zusammengefasst werden kann, dass eine argentinische Stadt, ein dort stattgefunden habendes Spiel am 21.6.1978 und die heutige Begegnung schlüssig gebündelt werden. Der wahre Witz besteht ja darin, dass damals die österreichische Auswahl bereits vor dem Spiel aus dem weiteren Turnierverlauf ausgeschieden war, während das deutsche durch einen deutlichen Sieg weitergekommen wäre. Fazit damals: Beide fuhren heim (und das erklärt wohl die Freude darüber ein gehöriges Stück mit - wenn wir nicht weiterkommen, sollen die es auch nicht...). Fazit heute? Österreich gewinnt nach 30 Jahren wieder einmal knapp - derweil Polen und Kroatien demonstrieren, was eine Gijoner Harke ist, weshalb erstere gegen das kroatische B-Team 3:0 gewinnen und man gemeinsam weiterkommt. Unsinn. Deutschland reicht, bittschön, bereits ein Unentschieden für den Aufstieg. Das werden sie wohl schaffen.
Wohlan, es ist angerichtet.
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Senior Editor
(Weitere Informationen hier)
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
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