Re-Visionen

posted by ush on 2010/03/13 16:46

[ Call for Papers ]

Re-Visionen. Kulturwissenschaftliche Herausforderungen interkultureller Germanistik. Tagung der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik an der Georg-August-Universität Göttingen vom 23.09. bis zum 27.09.2010
Ort: Universität Göttingen, Historische Sternwarte
Deadline: 15. April 2010.
Vor 25 Jahren wurde die Gesellschaft für interkulturelle Germanistik gegründet. Ziel war es, sich mit einer kulturvarianten Konturierung des Faches zu befassen und mit diesem Ausgangspunkt zu neuen Fragestellungen und Ausbildungskonzepten zu kommen. Gemeinsamer Nenner des wissenschaftlichen Austauschs war das Bestreben, die Beschäftigung mit deutscher Sprache, Literatur und gesellschaftlicher Wirklichkeit kulturwissenschaftlich und komparatistisch zu begründen, hermeneutische Ausgangspositionen zu präzisieren und Lehre und Forschung lernerzugewandter zu gestalten als bisher und sich daraus ergebende gemeinsame Frageinteressen der Germanistik als Fremdsprachenphilologie, der Muttersprachengermanistik und des Faches
Deutsch als Fremdsprache zu bündeln.

Aufgeworfen waren damit Fragen des Kanons, der Kulturalität von Texten, der vermittlungsrelevanten Eigenschaften von Literatur, der Entwicklung einer Literaturlehrforschung der deutschen als einer fremden Literatur, Fragen der Universalität und Kulturspezifik von Wissenschaft und Wissenschaftspraxis, die sich als kommunikatives Handeln in Text und Gespräch konkretisiert. Die selbstreflexive Auseinandersetzung mit Konzepten wie Interkulturalität, Fremdverstehen und Kultur mündete in den Folgejahren in kulturwissenschaftliche Erweiterungen und Transformationen, wie sie sich seit Beginn der 90er Jahren auch in anderen Disziplinen vollziehen.

Die Praxis kulturwissenschaftlicher Diskussionen, Konzepte an unterschiedliche Theorietraditionen anzuschließen, sie aktualisierend in neue Bezüge zu stellen und die Reichweiten von in der europäischen Tradition herausgebildeten Begriffen zu überprüfen, hat eine Unabgeschlossenheit und Mobilität von Begriffen erzeugt, die der Kontingenz ihrer Gegenstände entspricht. Das betrifft den zentralen Begriff der Kultur ebenso wie daran angeschlossene Konzepte von Interkulturalität, Transkulturalität und Multikulturalität.

Die Tagung Re-Visionen stellt sich die Aufgabe, Ausgangsfragen interkultureller Germanistik in Beziehung zu setzen zu kulturwissenschaftlichen Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte. Welche neuen Antworten gibt es auf alte Fragen? Welche Fragen sind heute anders zu stellen? Dabei sollen vor allem drei alte Problemzusammenhänge neu in den Blick
genommen werden. Das Verhältnis von

(1) Sprache, Text, Kontext und Interkulturalität
Wenn als Grundkonsens kulturwissenschaftlicher Orientierungen die sprachliche und im weiteren Sinne mediale Konstruktion und Inszenierung von Wirklichkeiten gelten kann, ist Kultur ein Konzept, das diese Wirklichkeiten wiederum kategorisiert, Identifikationen ermöglicht und Zuschreibungen bedingt. Ein Interkulturalitätsbegriff, der sich diesem Verständnis anschließt, bezeichnet dynamische, sprachlich vermittelte Formationen, die in Interaktionen erst hergestellt oder in Texten inszeniert werden. Diese Zusammenhänge von Sprache, Text und Interkulturalität sind im Kontext interkultureller Germanistik bisher vor allem unter literaturwissenschaftlichen Perspektiven untersucht worden. In der Linguistik hat die kulturwissenschaftliche Orientierung die Weiterentwicklung von Ansätzen befördert, die die Kulturalität von Sprache und die sprachliche Vermitteltheit von Welt zum Ausgangspunkt machen.

(2) Kultur - Vermittlung - Übersetzung
Interkulturelle Germanistik hat sich seit ihrer Gründung vor allem auch als ein Vermittlungsfach gesehen, dem über philologische Erkenntnisinteressen hinaus, die Aufgabe zukommt, Sprache und Texte in ihren kulturellen (Entstehungs-, Wirkungs- und Verwendungs-)Kontexten zugänglich und die Kulturalität von Texten selbst für Leser und Lerner erschließbar zu machen. Die kulturwissenschaftliche Diskussion hat zur Fundierung dieser Erschließungsaufgaben entschieden beigetragen. Die Übertragung auf konkrete Handlungs- und Aufgabenfelder und die Reflexion dieser Praxis ist im Sinne einer angewandten Kulturwissenschaft weiter zu entwickeln.

(3) Mehrsprachigkeit und Interkulturalität
Zu den konstitutiven Ausgangspunkten interkultureller Germanistik gehörte die Frage nach der Standortgebundenheit wissenschaftlicher Begriffe, Methoden und Interessen und der Erkenntnischance, die in der Pluralität unterschiedlicher Ausgangspunkte liegt. Obschon Konzepte wie Heterogenität, Hybridität und Polylog, um nur einige zu nennen, prominente Positionen in kulturwissenschaftlichen Diskursen eingenommen haben und darüber die Diskussion über mehrsprachige Wissenschaftspraxis hätten vorantreiben können, ist diese Praxis bisher weitgehend einsprachig geblieben. Auch jenseits des Bezugsfeldes Wissenschaft ist das Potential von Mehrsprachigkeit im engen wie im weiteren Sinne noch nicht ausgeleuchtet.

Um einen intensiven Austausch über diese Zusammenhänge zu ermöglichen, sind als Arbeitsformen Expertenkolloquien vorgesehen, zu denen Vorschläge für Beiträge eingereicht werden können. Eine Beschreibung der vorgesehenen 9 Kolloquien (E1-E9)finden Sie auf der Tagungsseite unter http://www.uni-goettingen.de/gig2010
Vorschläge für Beiträge (Abstract ca. 2000 Zeichen) mit Angabe des Kolloquiums (E1-E9) können Sie dort bis 15. April 2010 direkt einreichen.

Corinna Albrecht
Andrea Bogner
Hiltraud Casper-Hehne
Universität Göttingen
Seminar für Deutsche Philologie
Abteilung Interkulturelle Germanistik
Käte-Hamburger-Weg 6
37073 Göttingen

Antworten

Calls for Papers / Events

This weblog offers a list of conferences and events in addition to the regular Calendar of Kk.rev, as well as Calls for Papers and Applications. You can contact us via an email to redaktion@kakanien.ac.at.
> RSS Feed RSS 2.0 feed for Kakanien Revisited Blog Calls for Papers / Events

Calendar

Blogroll

Links