2006-05-18
1956 remembered - Part 7
Eröffnungsrede zu Ausstellung im Burgenländischen Landesmuseum
18. Mai 2006
Béla Rásky
"Wenn es je so etwas gegeben hat wie Rosa Luxemburgs 'spontane Revolution', diesen plötzlichen Aufstand eines ganzen Volkes für die Freiheit und nichts sonst – spontan und nicht veranlasst durch das demoralisierende Chaos einer militärischen Niederlage, nicht herbeigeführt durch Staatsstreichtechniken, nicht organisiert von einem Apparat berufsmäßiger 'Verschwörer' und professioneller Revolutionäre, ohne die Führung selbst einer Partei, also etwas, das jedermann, Konservative wie Liberale, Revolutionäre wie Radikale längst als einen schönen Traum hinter sich gelassen hatte – dann ist es uns vergönnt gewesen, wenigstes davon Zeuge gewesen zu sein." – schreibt die Philosophin Hannah Arendt 1957 in ihrem Essay "Die ungarische Revolution und der totalitäre Imperialismus".
Budapest

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)


Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
