Migration und die Entgrenzung von Kulturen und Identitäten
[ Konferenz | Conference ]
Die erste Internationale Konferenz des 2009 neu errichteten Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte (IKT) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (7.-9. Oktober, Theatersaal, Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien) hat sich ein Thema gewählt, das zweifelsohne gerade in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Debatte von höchster Aktualität ist: "Zwischenräume: Migration und die Entgrenzung von Kulturen und Identitäten". Migration und Mobilität werden als ein weltweites Phänomen der globalisierten Gegenwart wahrgenommen. Dabei begegnet die Öffentlichkeit den Immigranten mit wachsendem Misstrauen: Furcht vor wirtschaftlichen Nachteilen und vor dem Verlust autochthoner kultureller Werte werden medial vermittelt und führen zu einer zuweilen virtuellen Konstruktion des "Fremden".
Bei ihrer Tagung geht es den Forscherinnen und Forschern nicht um den gewohnten politik- und sozialwissenschaftlichen Zugang zu dem Phänomen der Migration, sondern um die Frage der kulturellen Auswirkungen auf Selbst- und Fremdbilder von Migranten wie von "Einheimischen" und damit um jene gesellschaftlichen Phänomene der Pluralisierung und Hybridisierung, die üblicherweise kaum ins Auge gefasst werden. Mit drei themenbezogenen Vortragsblöcken - Migration als Herausforderung von Identitätsforschung, Historische Perspektiven der Migration und Migration und Kunst - trägt das Programm der transdisziplinären Ausrichtung des kulturwissenschaftlichen Ansatzes Rechnung.
Migration und Mobilität sind zwar ein dominantes Phänomen der Gegenwart, sie waren jedoch auch in der Vergangenheit vorhanden und wurden auch damals als Probleme wahrgenommen. Unter anderem lässt sich dies am Beispiel Zentraleuropas verdeutlichen: So waren z.B. in Wien um 1900 mehr als 60% seiner Bewohner Zugewanderte der ersten bzw. zweiten Generation. Die urbanen Milieus waren mehrsprachig und kulturell heterogen, Assimilation veränderte nicht nur die Kulturen der Migranten, sondern ebenso jene der "Assimilatoren". Die Kulturwissenschaft beschreibt daher Migration als dynamischen, performativen Prozess kommunikativer Praktiken, der durch wechselnde Sinnbezüge, Zeichen und Codes starker Wandlung unterworfen ist und dementsprechend politisiert und konstruiert wird.
Programm
Mittwoch, 7. Oktober
18:00 Lesung: Vladimir Vertlib
Donnerstag, 8. Oktober
9:30 Michael Rössner: Einführung: Migration und die Entgrenzung von Kulturen und Identitäten
Migration als Herausforderung von Identitätsforschung
9:45 Peter A. Kraus: Komplexe Vielfalt und Identitätspolitik in Europa
10:20 Paul Mecheril: "Hybride Identität" als pädagogische Perspektive? Herkunft, Möglichkeiten und Grenzen eines neuen Blicks
11:15 Katharina Scherke: Transnationalität als Herausforderung für die soziologische Migrationsforschung
11:50 Barbara Herzog-Punzenberger: Pluralisierung von Identitäten und Pluralisierung von Kulturen am Beispiel der Nachkommen türkischer EinwanderInnen in Europa. Kulturanthropologische Überlegungen zu den statistischen Resultaten der TIES-Studie
12:25 Karen Körber: Zu Hause im Dazwischen. Plurilokale Familienformen im Zeitalter des Transnationalismus
Historische Perspektiven
14:30 Moritz Csáky: Migration – Kultur: Urbane Milieus in der Moderne
15:05 Ute Raßloff: Jánosiks "Konversionen" als Zwischenraum-Phänomen
16:00 Peter Soltés: Migration der Ruthenen im 17. und 18. Jahrhundert und Formgebung der konfessionellen Pluralität im nordöstlichen Königreich Ungarn
16:35 Stefanie Mahrer: Migration und Verbürgerlichung. Das Beispiel der jüdischen Uhrmacher in der Schweiz im 19. Jahrhundert
17:10 Alexandra Millner / Helga Mitterbauer / Katharina Scherke: Präsentation des neuen Bandes von Moderne. Kulturwissenschaftliches Jahrbuch zum Thema Migration
Freitag, 9. Oktober
Migration und Kunst
9:30 Christa Brüstle: Zerstörte Instrumente. Verlust und Gewinn musikalischer Migrationen
10:05 Kristina Toplak: Between Art Worlds of Buenos Aires und Ljubljana: Pluralisation of Ideas, Cultural Practices and Art Forms
10:40 Lydia Haustein: Zwischenräume. Das Eigenleben der Filmbilder in der globalisierten Welt
11:10 Michael Rössner: Migration, Exil und Diaspora in der neuesten Literatur
11:35 Monika Mokre (Moderation): Resümee und Ausblick
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