ViennArt
[ Art Event ]
Unter dem Titel ViennArt. Entscheidungen. Wien und das symbolische Kapital facettenreiches Event am 11. und 12. Oktober 2008 im MUSA (Museum auf Abruf) aufmerksam machen.
ViennArt ist ein Wochenende vielfältiger künstlerischer Darbietungen und Begegnung von Menschen aus Kunst und Wissenschaft, von Studierenden, Lehrenden, Selbständigen und dem teilnehmenden Publikum. Das Netzwerk Emergence of Projects (eop) präsentiert einen Querschnitt durch seine nachhaltige kulturelle Arbeit und bringt interessierte Wienerinnen und Wiener mit hochkarätigen Kulturschaffenden sowie Forscherinnen und Forschern ins Gespräch. ViennArt untersucht Wien als Standort künstlerischen und geistigen Arbeitens:
- Die Entscheidung für Kunst oder Wissenschaft – wie geschieht sie?
- Wie gewinnt die/der Einzelne heute symbolisches Kapital?
- Welche Rolle spielen Netzwerke dabei?
- Ist Kultur, ist Wissen noch ausschlaggebend dafür?
- Was ist das symbolische Kapital einer Stadt?
- Welche Bedeutung haben Kulturschaffende und Forschende dafür?
- Kommt diese Bedeutung für sie zum Tragen?
Diese Fragen werden in einer Ausstellung bildender und digitaler Kunst behandelt, in einer Abendveranstaltung mit Musik und Texten, in einer Matinee mit Tanz und Performance sowie in einer Diskussion prominenter VertreterInnen des Kulturlebens und der wissenschaftlichen Community mit dem Publikum und einer Open Space-Konferenz.
Sa., 11. Oktober 2008
15:00 Entscheidungen sichtbar machen - ein Ausstellungsparcours
Konzept: Lorenz Seidler / eSeL, Kurator: Lucas Gehrmann
Künstler/innen und Wissenschaftler/innen wurden nach den Kriterien für ihre Lebensentscheidung gefragt. Aus diesen Parametern entstand der Parcours-Raster für die Ausstellung.
Beteiligte KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen: Akelei Sell, Angela Schwank, Alexander Karner, Andreas Fraunberger, Andy Chicken, Bernadette Reiter, Brigitte Konyen, Christian Eder, Christian Rupp, Christian Zillner, Christiane Spatt, Claudia-Maria Luenig, Claudia Mongini, Cynthia Schwertsik, Elizabeth McGlynn, Esther Stocker, Gabriele Schöne, Gerald Nestler, Gerald Zahn, Gertrude Moser-Wagner, Greta Znojemsky, Hannes Priesch, Ilse Chlan, Ingeborg Göschl-Pluhar, Isabel Becker, Isabel Czerwenka-Wenkstetten, Jeannot Schwartz, Johanna Tatzgern, Jörg Piringer, Karl-Heinz Ströhle, Lotte Seyerl, Margaret Schwarz, Martin Strauss, Martina Tscherni, Mia Legenstein, Oliver Roman, Peter Fleissner, Rudi Aigelsreiter, Ruth Mateus, Sabine Müller-Funk, Sophia Panteliadou.
17:00 Entscheidungen verhandeln - Diskussion
Was bedeutet und was bringt symbolisches Kapital?
Wie unterscheidet sich Wien von anderen Städten bezüglich seines symbolischen Kapitals?
Wie erweitert eine Stadt ihr symbolisches Kapital?
Ist die kulturelle Identität Wiens etwas, was Menschen aus Kunst und Wissenschaft heute interessiert?
Wie kann die Stadt ihre Möglichkeiten als Innovationspool effizienter wahrnehmen?
Wie kann die Entscheidung für den Weg künstlerischen Schaffens, wissenschaftlichen Forschens mit all ihrer Leidenschaft und Verantwortung kommuniziert werden?
Wo finden Menschen, die Neues in die Welt bringen, offene Türen, interessierte Partnerinnen und Partner?
Eine Recherche von:
Dieter Bandhauer, Verleger
Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Kunsthistorikerin
Michaela Falkner, Schriftstellerin und Performancekünstlerin
Peter Fleissner, Kybernetiker
Gerhard Grössing, Quantenphysiker
Angela Heide, Dramaturgin, Kulturmanagerin, Kulturwissenschaftlerin
Gabriele Jutz, Filmwissenschaftlerin, Universität für Angewandte Kunst
Harald Katzmair, Soziale Netzwerkanalyse, Wien – San Francisco – N.Y.C.
Rudi Kohoutek, Stadtforscher
Elke Krasny, Kulturtheoretikerin, Kuratorin, Architekturkritikerin
Brigitte Lacina, Landschaftsarchitektin, Galeristin
Monika Mokre, Politikwissenschaftlerin
Sabine Müller, Kulturwissenschaftlerin
Sighard Neckel, Soziologe, Universität Wien
Sophia Panteliadou, Philosophin, Neue Wiener Schule Lacan
Birgit Sauer, Politikwissenschaftlerin, Universität Wien
Thomas Schäfer, Musikwissenschaftler, Kurator „Wien Modern“
Karl-Heinz Ströhle, Bildender Künstler
Barbara Wimmer, Galeristin
Christiane Zintzen, Kulturwissenschafterin, Literaturkritikerin, Bildautorin
Moderation: Ursula Baatz, Universität Wien, ORF
20:00 Entscheidungen hörbar machen – Konzert und Lesung
Entscheidung erfordert die Bereitschaft zur Wahrnehmung, das Einüben der Fähigkeit dazu.
Hören auf die Erkenntnisse aus der Vergangenheit und die Schwingungen der Gegenwart.
Hören, was Menschen bewegt, sich zu entscheiden. - Hören wir aufeinander?
Sind wir bereit, auch neue Töne zu hören? Öffnen wir uns dem Kommenden?
fantasia en echo | they also serve who only stand and wait - Hommage an den blinden Komponisten Jacob Van Eyck Musik und Performance, unter Verwendung von Motiven von Van Eyck und Texten von John Milton.
Pia Palme - Feedbacktubes, Elektronik, Yoshie Maruoka - Performance, Gina Mattiello - Stimme
Das Stück ist ein technisch und strukturell ausgeklügeltes Werk, das auf mehreren Ebenen das Thema des Horchens ins Innere und der Resonanz behandelt. Gespielt wird das Stück auf einer Feedbackröhre nach einem von der Komponistin entwickelten Verfahren, das raumunabhängig intonierbare Feedback-Klänge ermöglicht. Jacob Van Eyck (ca. 1589-1657) war einer der bemerkenswertesten Vertreter der blühenden holländischen Musikszene des Frühbarock: blind geboren, weithin bekannt als Fachmann für Glockenspiel und Glockengießerei, angesehen als Organist, Komponist und Block-flötist. An seinem Todestag läuteten in Utrecht sämtliche Glocken drei Stunden lang.
Pia Palme, Blockflötistin und Komponistin, setzt sich mit den Mitteln neuer Musik mit Van Eyck auseinander. Bassblockflöten werden durch eine ausgefeilte Spieltechnik zu elektroakustischen Klanger-zeugern. Die dabei entstehenden Klänge erinnern an Glockentöne.
Texte von John Milton (1608-1674), der im Lauf seines Lebens erblindete, erweitern die Klänge um eine zusätzliche Dimension. Die Stimmkünstlerin Gina Mattiello verarbeitet die Texte in einer Sprachperformance. Aus dem Sonett On His Blindness stammt der Titel: they also serve who only stand and wait – ein starker Kontrast zum Tätigkeitsdrang einer auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft.
Die in Wien lebende japanische Performancekünstlerin Yoshie Maruoka deutet die Körperlichkeit des Themas in einer reduzierten Formensprache und großer Intensität.
"…. wenn wir zukunftsgierig eines Augenblickes reines Bleiben nicht ertragen"
Hannah Arendt
Alexander Tschernek liest philosophische Texte zu Entscheidung
"That manner was mistaken for intelligence. Reckless and unforgiving."
Superlooper: Ludwig Bekic - Mixerfeedbacks, Tonbandloops, Alexander J. Eberhard - E-Bratsche, Florian Kmet - Text, Gitarre, Stimme
Superlooper thematisieren in ihrer Arbeit die konstruktivistische Idee; also die Behauptung, dass Realität nur durch Wahrnehmung entsteht. Beim Improvisieren von Musik ist Superlooper bemüht, nicht die gute Antwort parat zu haben. Das hieße sonst, dass irgendwo festgehalten wurde, was das Gute genau ist und was es zu sein hat. Musik zu erzeugen, hieße dieses Gute zu reproduzieren. Aber Musik ist kein Revival des Guten. Musik wächst einzigartig zwischen Quelle, Ort, Zeit und Rezeption. Wiederherstellen einer Konstellation erzeugt unweigerlich anderes Hören anderer Musik. Beim Speichern von Musik scheitert man daran sie halt- und besitzbar zu machen. Wohin glaubt man, dass Musik geht, wenn man sie nicht gesammelt hat? Ob in ihrer Performance Filter, bei der sich jeder Zuhörer aktiv zwischen zwei unterschiedlichen Musiken entscheiden muss, oder wie in der Arbeit Forget it, in der es Zuspielungen von Sprache und Audiotracks über ein paar im Raum hängende Kopfhörer gibt, die nur von einzelnen benutzt werden können — in jedem Fall ist es allen Beteiligten gleichermaßen unmöglich, ein- und dasselbe zu rezipieren. Auch bei ihrer Ende Jahres erscheinenden CD Construct me geben Superlooper gezielt die Zügel aus der Hand und halsen dem Hörer die ungewöhnliche Verantwortung auf, die Aufnahmen des Trios zu Ende zu gestalten. In Nine p.m. instrumentieren Superlooper mit ihren sich immer wieder neu konstruierenden Loops die Stimme Florian Kmets. Sein bis ins Unendliche gestreckter Text schafft Gedankengebäuden Raum. Wort für Wort. Mal Architekt. Mal Abrissbirne.
So., 12. Oktober 2008
11:00 Entscheidungen erlebbar machen – performative Matinee
Tanz, Performance und Musik machen den Entscheidungsprozess in seiner ganzen Dimension nachvollziehbar – die Lust an der eigenen Verantwortung für die Gestaltung von Leben und Welt.
Es kann nicht, es kann nicht so bleiben - 3 Musikstücke zum Thema. Dauer: 30 Minuten (UA), Clementine Gasser am 5-saitigen Cello
Fatum. Datum. Stolperstein - Rebecca Schönsee, Tanz
ganz weit draußen 108 - entscheidung zu veränderung - Beate Göbel, literarische Performance
14:00 Entscheidungen leben - Open Space-Konferenz
Kunst schaffen in Wien. Forschen in Wien. KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen zwischen Krise und Hoffnung
Was ist ausschlaggebend für die Entscheidung, als Künstler/in, als Wissenschaftler/in zu arbeiten? Was motiviert diese Menschen? Was bewegt sie dazu, nach Wien zu kommen, in Wien zu bleiben oder auch von Wien wegzugehen? Was hindert sie, ihre Entscheidung als Künstler/in, als Wissenschaftler/in zu leben? Was ist für ihre Arbeit förderlich? Stehen sie noch in der integrativen Tradition der Jahrhundertwende von 1900 oder ist diese ganz abgerissen?
Wie ist die Beziehung von Kulturschaffenden unterschiedlicher Generationen zueinander? Gibt es Austausch? Gibt es Bruchlinien? Gilt eine Lebensentscheidung für Kunst, für Wissenschaft heute noch als Qualität? Oder empfinden sich junge Künstlerinnen/Künstler, Forscherinnen/Forscher eher als prekäre Projektnomaden in einer globalisierten Welt?
Open Space-Begleitung: Erich Kolenaty
Konzept und Koordination: Helga Köcher
Ausstellungskonzept: Lorenz Seidler / eSeL
Ausstellungskuratierung: Lucas Gehrmann
Abendmoderation: Tatjana Nikitsch
Diskussions-Moderation: Ursula Baatz
Gesamtkoordination: Claudia-Maria Luenig und Agnes Peschta
Unterstützt von:
Kulturamt der Stadt Wien
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Österreichische Beamtenversicherung.
Pressekontakt: Gina Mattiello: 0699 814 815 90,Email: gina.mattiello@chello.at
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