Wendepunkte
[ Call for Papers ]
Ein dem kakanischen Themenheft verwandter Fokus gilt die Konferenz zur historischen Biografieforschung des Doktorandenforums Wendepunkte: Biographien und historische Umbrüche im 20. Jahrhundert, das in Potsdam am 11. und 12.04.2008 stattfindet.
Das Forum, das von Doktorandinnen und Doktoranden des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam seit fünf Jahren organisiert wird, soll die Präsentation und Diskussion der Forschungsarbeiten junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermöglichen und Gelegenheit zum wissenschaftlichen Austausch und zur Vernetzung bieten.
In seinen Betrachtungen über die Biografie als Kunstform aus dem Jahre 1948 schrieb der niederländische Historiker Jan Romein: "Immer dann, wenn der Mensch zu zweifeln beginnt, d.h. wenn alte Werte wanken, neue aber erst noch gebildet werden müssen, ist die Regsamkeit im biographischen Bereich besonders groß."
Wie in Biografien der Zusammenhang von lebensgeschichtlich dimensioniertem Erzählen und historischen Umbrüchen zum Ausdruck gelangt, wie sich individuelles Erleben und übergeordnete historische Narrative dabei gegenseitig bedingen, das werden die zentralen Themen des 6. Potsdamer Doktorandenforums zur Zeitgeschichte sein. Mit dieser thematischen Ausrichtung soll auch versucht werden, die überwiegend durch die Literatur- und Sozialwissenschaften vorangetriebene "Biografieforschung" stärker als bisher gegenüber den spezifischen Deutungsinteressen von Historikerinnen und Historikern zu öffnen, um gesellschaftliche Diskontinuitätserfahrungen praktisch und methodisch auf Formen der historischen (Selbst-) Beschreibung beziehen zu können.
'Zäsur' und 'Umbruch' verstehen wir dabei nicht nur in einem 'statischen' Sinne als Ereignisse verbunden mit einem grundlegenden System- und Institutionenwandel. Auch 'dynamische' Prozesse der Veränderung von Sicht- und Handlungsweisen, vor deren Hintergrund oder in deren Nachbetrachtung biographische Reflexionen beobachtet werden können, sollen Beachtung finden. Die historischen Referenzpunkte der Beiträge sollen also durchaus verschieden sein. Außer dem Ende von Faschismus und Kommunismus als den klassischen Wendepunkten des 20. Jahrhunderts, sind auch andere prägende Einschnitte der Zeitgeschichte sowie nicht-deutsche Fallbeispiele als Themen des Forums erwünscht.
Die vorgeschlagenen Beiträge können dabei folgende Aspekte behandeln:
- Spuren deutscher (z.B. 1918, 1945, 1989) und nicht-deutscher Umbruchserfahrungen (z.B. 1956, 1968) in Biografien, historische Brüche in der Darstellung personaler Kontinuität, biografische Konstruktion kollektiver Wendepunkte
- Migrationserfahrungen und biografische Verarbeitung im 20. Jahrhundert
- Methodische Aspekte lebensgeschichtlichen Erzählens und retrospektiver Erzählmodi, der Aufstieg des Zeitzeugen, spezifische Rahmen und Muster biografischen Erzählens
- Gesellschaftliche Funktionen biografischer Umbruchsdarstellungen: biografisches Erzählen als Rechtfertigungsstrategie, Biographie als Orientierungsleitung in der Gegenwart, biographische Legitimationsformen
Angesprochen sind Doktorandinnen und Doktoranden der Zeitgeschichte - aber auch verwandter Disziplinen -, deren Projekte im weitesten Sinne biographiehistorische Fragestellungen in der oben beschriebenen Perspektive behandeln.
Der Abgabetermin für die Beitragsvorschläge (deutsches oder englisches Abstract von max. 500 Wörtern) ist der 31. Januar 2008. Die ausgearbeiteten Vorträge sollten spätestens zwei Wochen vor dem Veranstaltungstermin vorliegen. Die Dauer der Präsentationen ist auf 20 Minuten beschränkt. Den ReferentInnen kann ein Zuschuss zu Reise- und Unterkunftskosten gewährt werden. Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer sind herzlich willkommen, werden jedoch um Anmeldung bis zum 01. April 2008 gebeten.
Kontakt:
Veronika Gerber, Christiane Lahusen und Ruth Wunnicke
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam
doktorandenforum@zzf-pdm.de
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