2006-06-14
Kunstabteilung - Department of the Arts - Part 9
12. Juni 2006, 17:58, NZZ Online
«Nur die Phantasie muss gezündet werden»
Zum Tod des Komponisten György Ligeti
Über Grösse in der Kunst lässt sich trefflich streiten. Ein Blick auf die Musikgeschichte zeigt, dass gerade Bewertungen von Komponisten über die Jahrhunderte hinweg starken Schwankungen unterworfen waren ? man denke nur an die Rehabilitierungen von Bach um 1830 und von Mahler nach 1960. Nur selten sind sich bereits die Zeitgenossen über die Bedeutung eines Künstlers so
einig, wie sie es bei Beethoven oder, um ein Beispiel aus jüngerer Zeit zu nennen, bei Olivier Messiaen waren. In diesen erlauchten
Kreis gehört zweifellos auch György Ligeti, genoss er doch schon zu Lebzeiten den Ruf eines überragenden Neuerers, ja des originellsten Komponisten unserer Zeit.
Budapest

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)


Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
