Kunstabteilung - Department of the Arts - Part 13
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Als weiterer Hinweis zum Thema Literaturvermittlung nun die Initiative des Verlags Kortina, der heuer in der Buchreihe Literaturwunderland Ungarn gleich fünf belletristische Werke auf den Markt brachte.
Der nicht besonders glückliche, aus ungarischer Sicht die gelegentliche Unberechenbarkeit der deutschsprachigen Rezeption dennoch gut widerspiegelnde Reihentitel verspricht laut Verlagsprogramm "erzählende, gut lesbare, fesselnde Prosawerke aus der ungarischen, vorwiegend zeitgenössischen Literatur". Der Probeflug auf den deutschsprachigen Markt, der von einem auf Übersetzungen aus der österreichischen Literatur spezialisierten Verlag in Ungarn ausgeht und den es seit dem Ungarnschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse von 1999 in diesem Ausmaß wohl nicht gab, startete mit auch kulturgeschichtlich-landeskundlich leicht verwert- und genießbaren Werken.
Die Orientierung an der Reizzahl 1956 und an auch soziografisch relevanten Themen, die soweit den Tendenzen der bewahrten Übersetzungspolitik folgt, wird in diesem ersten Anlauf mit einem besonders empfehlenswerten Kuriosum konturiert, nämlich mit Géza Ottliks erst 1999 veröffentlichtem Roman Die Weiterlebenden, der als Vorstufe zum Kultbuch der 1980er Jahre Die Schule an der Grenze gilt (vgl. die Rezensionen), worauf Péter Esterházys vor kurzem ins Deutsche übersetzte Einführung in die schöne Literatur vielfach Bezug nimmt. Zu wünschen bleibt dabei, dass Die Schule an der Grenze in einer Neuauflage wieder problemlos lieferbar wird.
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Budapest
The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)
Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
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