Urban Life
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"Filmrollen vom Ecséri""Filmrollen vom Ecseri", also vom Flohmarkt an der Ecseri út, lautete die Ankündigung in der Népszabadság für den Fernsehabend am Donnerstag auf "m2": Auf dem Ecseri habe ein Regisseur einen sensationellen Fund gemacht...
... und Amateurfilmrollen aus den Revolutionstagen 1956 gefunden: Ein Ehepaar erzähle darin seine Geschichte dieser Tage.
Hat mich interessiert und ich habe es mir angeschaut: Ein alter Mann, der letzte Überlebende der Gruppe, kommentiert den Streifen, der nur geringfügig restauriert werden musste. Ein Filmemacher – Zoltán Czigány – und Anchorman György Baló geben ihren Senf dazu. Es geht um ein Ehepaar und seine Freunde, die in Untermiete irgendwo in Budapest leben und in die Kämpf hineingezogen werden und allabendlich ihre Erlebnisse am Abend zusammenfassen, teilweise sogar mit Ton.
Muss ehrlich sagen, dass ich am Anfang reingefallen bin, war ganz fasziniert, die Fünfziger aus dieser Perspektive zu sehen... aber langsam kamen Zweifel, die Dialoge waren mir zu modern, die Kleidung war nicht stimmig, woher das Rohfilmmaterial, warum ist der Ton so gut usw. – na, ja und das ist der Groschen irgendwann runtergefallen: Und der Abspann mit der Auflistung der Schauspieler und –innen machte es dann gewiss. Das ganze war ein Fake.
Dachte natürlich sofort an Orson Welles usw.: Habe dann natürlich sofort im Netz geschaut: Ungarns supergescheiter Medienguru György Péter hatte in "Élet és Irodalom" dieselben Assoziationen. Natürlich, er hatte schon früher richtig geschaltet, aber immerhin...
Zumindest war ich wieder beruhigt und trotzdem sehenswert.
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Budapest

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)


Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke

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