An Bord der Bauhaus

posted by ush on 2008/01/07 14:42

[ Call for Papers ]

An Bord der Bauhaus. Moderne und Migration. Eine Begegnung von Kunst und Wissenschaft, 29. bis 31. Mai 2008 in Weimar - Call for Papers.

Thesenpapiere von 200 Wörtern zuzüglich Autorenzeile werden bis zum 15. Januar erwartet als Zusendung an: AnBord@medien.uni-weimar.de.

Konferenzsprachen: Deutsch, Englisch, Französisch

Kontakt: Prof. Dr. Sonja A.J. Neef | Juniorprofessur Europäische Medienkultur | Bauhausstraße 11 | 99423 Weimar

Weitere Informationen: http://www.uni-weimar.de/medien/europa/forschung/forschung.htm

"Die Bauhaus" ist eine skandalöse Figur. Nicht nur, dass sie in dieser Formulierung - "Die Bauhaus" - die grammatische Grenze geschlechtlicher Differenz missachtet, sondern sie provoziert überdies einen weiteren Normverstoß, der – wörtlich – die Grundfeste des "Hauses" erschüttert. "Das Bauhaus" (als Neutrum) ist zunächst Inbegriff eines architektonischen Stils; es meint wörtlich jenes "Haus" der Moderne, das 1919 von Walter Gropius in Weimar errichtet wurde in Form einer Schule für Gestaltung, deren Name bald zu einem internationalen Etikett werden sollte. Seitdem beheimatet "Das Bauhaus" eine Ästhetik der klassischen Moderne, die als Stilrichtung Industrie- und Architekturdesign nachhaltig und weltweit affiziert hat. In diesem Sinne gibt sich "das Bauhaus" als Monolith der Moderne, der für Immobilität und Stabilität steht. Genau an dieser Behauptung arbeitet die Figur "der Bauhaus" (als Femininum). Denn die Bauhaus destabilisiert nicht nur das Bauwerk des Hauses, sondern mit ihm auch das "Haus"-Recht, das Recht des Hausherrn, des maître de maison oder der symbolischen Figur des Vaters, wenn nicht gar des Vaterlandes. Die Bauhaus gründet sich auf das Bauhaus; sie setzt das Haus voraus, von dem sie sich ableitet, bei dem sie ihren Ausgangspunkt nimmt und von wo aus sie ihre konzeptuelle Reise antritt. Von diesem zu Hause nimmt sie stets auch das archaische Verlangen nach einer Bleibe, einem Domizil oder einem Heim mit.

Von seiner ersten, seiner 'weimarer' Stunde an, war das Bauhaus aber weniger ein festes und fertiges Haus als ein projekthaftes Ereignis. In der Begegnung von internationalen Künstlern wurde es gebaut, und als es 1933 Deutschland verließ, war es zu "der Bauhaus" geworden, zu einem Verkehrsmittel nämlich, einem jener fantastischen surrealen Flugmaschinen oder einem Schiff, das Passagiere an Bord nahm, die als Exilierte in die Ferne zogen und so die Begriffe von Moderne und Migration miteinander verzwirnten. Moderne und Migration, (technischer) Fortschritt und Globalisierung, Aufklärung und (Neo-)Kolonialismus, "Toleranz" und "Leitkultur" - jeweils in diesen Oppositionen begriffen - werfen im Zeitalter globaler Medienkultur neue Fragen auf, denen sich diese Konferenz widmen möchte.

Die Konferenz setzt sich zum Ziel, den Begriff der "Moderne" neu zu verhandeln, ihn zu dehnen und zugleich neu zu akzentuieren, und zwar in einer Spiegelung am Begriff der "Migration". Jeglicher Begriff einer "modernen Gesellschaft", so lautet die Ausgangsthese der Konferenz, stützt sich in gewisser Weise von jeher auf die ethischen und ästhetischen Pfeiler der europäischen Tradition der Aufklärung: Gastfreundschaft gegenüber dem Fremden (Rousseau), Kosmopolitismus und die utopistischen Visionen von Weltbürgern und Weltfrieden (Kant), Toleranz gegenüber dem Anderen und überhaupt die Idee von Einheit in Vielfalt. Sie gelten bis heute als Fundament einer "Leitkultur" demokratischer, fortschrittlicher Gesellschaft. Das Vorhaben der Konferenz besteht darin, diesen Nexus von Modernität und Migration für das gegenwärtige und kommende Zeitalter der Globalisierung neu zu befragen.

Die postmoderne epistemische wie künstlerische Avant-Garde befasst sich gegenwärtig schwerpunktmäßig mit den medialen Inszenierungen von und über Migranten und (papierlosen) Flüchtlingen in post- und neokolonialen Kontexten. Der Konnex von Moderne und Migration spiegelt sich hier in der Konfrontation von christlich-säkularisiertem ("modernen") Okzident und sog. "vormodernen" muslimischen Orient. Diese Aspekte werden komplementiert durch die besondere Rhetorik des Ortes Weimar als postfaschistischer und postkommunistischer Knotenpunkt deutscher, französischer und polnischer Begegnung, an dem die gegenseitige Infiltration von Ost und West ihrerseits an der Figur "der Bauhaus" mitarbeitet. In diesem internationalen Dialog sollen die traditionell getrennt gedachten Globalisierungsepisteme von Post- oder Neokolonialismus einerseits und Ost-West-Diskursen andererseits gemeinsam und in ihrer spezifischen Differenz an einem Begriff von Europa und Welt arbeiten, für die die Reise "an Bord der Bauhaus" als exemplarische Denkfigur steht.

Es werden künstlerische wie akademische Beiträge erbeten, die sich kritisch mit dem Begriffspaar von Modernität und Migration auseinandersetzen. Historische wie gegenwärtige Begriffe von Aufgeklärtheit und Modernität sollen in ihrer Performanz als kulturelle und mediale Inszenierungen analysiert werden: in welcher Form begegnen uns Behauptungen von Toleranz, Gastfreundschaft und Asyl, wie werden ihre Politiken medial inszeniert? Wie lässt sich die Figur des Hauses als Bleibe, Wohnung oder Heimat im Zeitalter der Globalisierung denken, und wie verhält sie sich zu Nomadismus, Reisetrieb, Getriebensein und Vertreibung? Wie sind die Basisfiguren der Konferenz - "das Bauhaus" und "die Bauhaus" - jeweils geschlechtlich kodiert, und inwiefern sind die geschlechtlichen Zuschreibungen an das Patronat maßgeblich für dessen Steuerungsmechanismen?

Beiträge zu Migration und Moderne können verschiedenen Schwerpunkten gewidmet sein: dem Verhältnis von

  • Geschlecht und Macht,
  • Ethik und Ästhetik
  • Religion und Toleranz
  • Gastfreundschaft und Exil.

Es wird aber gebeten, einen konkreten Berührungspunkt mit dem oder der historischen Bauhaus zu thematisieren.


Aboard the Bauhaus. Modernism and Migration. An Encounter of Art and Science, on May 29-31, 2008 in Weimar.

Call for Papers

"Aboard The Bauhaus" is a scandalous formulation. After all, "the Bauhaus," in German: "das Bauhaus" (a neuter noun), literally refers to the house of modernism, founded in 1919 by Walter Gropius in Weimar as a design school, the name of which would soon become an international label. "The Bauhaus" came to define an aesthetics of classical modernism affecting a sustainable and global style of industrial design and architecture. As an architectonical style, "the Bauhaus" is literally based on the architecture of a "house" as the epitaph of immobility and stability. The formulation "Aboard The Bauhaus", than, causes some difficulties because it turns the house into a vehicle, a ship or an aircraft. This vehicle named "The Bauhaus" is in German no longer called "das Bauhaus" (a neuter noun), but "die Bauhaus" (a feminine noun). In the light of this untranslatable crossing of grammatical gender, "The Bauhaus" not only destabilizes the construction of the "house," but along with this, also the ideas of the domiciliary right, the right of the householder, the host or the maître de maison, the Hausherr understood as the symbolical figure of the father, if not of the fatherland. "Aboard The Bauhaus" is to be understood as conceptual travel that takes its departure point from this figure of the Bauhaus as a house; it is based on it and it thus accentuates the archaic desire for domiciliation and dwelling. At the same time, however, this figure is to be investigated as always already carrying the movement of migration and (gendered) exile within the foundations of its very architecture.

Rather than a house, the Bauhaus has from its beginning on also been a movement. Already in Weimar, it came into being as an event within the dynamics of the encounter of international artists. And when the Bauhaus left Germany in 1933, it literally became a means of transport, an airplane or a ship, taking passengers "on board" to move them to their exile, thus interweaving the concepts of modernism and migration. Modernism and migration, or progress and globalisation, Enlightenment and (neo-)colonialism, or, for the sake of Weimar, "tolerance" and "Leitkultur," each time understood in binary oppositions - raise new questions in the age of global media culture. It is to these questions that this conference is devoted.

This conference aims at rethinking the concept of modernism by negotiating modernism in relation to migration. Any idea of a "modern society" - this is the conference’s point of departure - is in a certain sense always based on the ethical and esthetical foundations of the European traditions of Enlightenment: hospitality towards the foreigner (Rousseau), cosmopolitism along with the utopian visions of world-citizens and world-peace (Kant), tolerance towards the other and the idea of unity in diversity. All these ideas serve until today as the basic of western, democratic and progressive society. The conference aims to reconsider the relations between modernity and migration for the current and future area of globalization.

The post-modern epistemic and artistic avant-gardes are often concerned with medial enactments of and about migrants and refugees (sans papiers) in post- and neo-colonial contexts. Here, the relation of modernism and migration is mirrored in the confrontation of Christian-secularized (or "modern") Occident as opposed to a so-called "pre-modern" Moslem Orient. These political and religious aspects need to be - due to the topographic order of the conference - complemented by the special rhetoric of the city of Weimar as post-fascist and post-communist scene. As much as neo-colonial discourses, current debates on the mutual infiltration of the East and the West also contribute to the figure of "The Bauhaus" as a ship. Within this interdisciplinary and international dialogue, the discussion of modernity and migration has to serve as a lever to rethink the idea of Europe and of World, for which the travel "aboard The Bauhaus" stands as an exemplary figure of critical analysis.

The conference invites artistic and academic contributions that are critically dealing with the junction of modernity and migration. Ideas of Enlightenment and Modernity, both historical and contemporary, are to be analysed within their specific cultural and medial shapes: in which form are "tolerance", "hospitality", and "asylum" promised or asserted? How are their politics enacted in the media? How can we conceive of the concept of the house as a place for dwelling and living in the age of globalisation? What does "home" mean, and what "Heimat"? And how do these ideas relate to concepts of nomadism, the drive to travel and the feeling of being driven or driven out? In which sense do the conference’s basic figures - "das Bauhaus" as a house and "die Bauhaus" as a vehicle - follow a logic of gender difference, and in how far is this logic decisive for the mechanisms of patronymic piloting and controlling of houses and of ships?

Contributions can be devoted to different aspects of modernity and migration, among which the relations between

  • gender and power
  • ethics and aesthetics
  • religion and tolerance
  • hospitality and exile.

Contributors are asked to include in their papers a concrete tangential point with the historical "Bauhaus"—be it as a house, be it as a vehicle. Please e-mail or send your proposals (250 words maximum) and a short biographical note by 15th January to AnBord@medien.uni-weimar.de.
Languages of the conferences include German, English and French.
Contact:
Prof. Dr. Sonja A.J. Neef | European Media Culture | Bauhausstraße 11 | 99423 Weimar
AnBord@medien.uni-weimar.de
Updated informations will be published at:
http://www.uni-weimar.de/medien/europa/forschung/forschung.htm


 A Bord de la Bauhaus. Moderne et migration. Une Recontre au Croisement de l'Art et de la Science, du 29 à 31 mai 2008 au Weimar.

Call for Papers

Le nom propre "das Bauhaus" désigne un mouvement esthétique de la modernité. Ce mouvement a influencé à échelle mondiale les domaines de l’art et de l’architecture, les idées et techniques modernes, acquérant de la sorte une renommée internationale et le statut d’image de marque. L’idée de cette marque est symbolisée dans la figure de la maison, en allemand, "das Haus", un substantif neutre. La formulation "die Bauhaus", c'est-à-dire la féminisation du substantif, en allemand, constitue dès lors une figure scandaleuse. Par le biais de cette formule inhabituelle, "die Bauhaus" - "la Bauhaus" - enfreint non seulement les lois et les limites grammaticales de la différence de genre, mais constitue encore une infraction à des normes supplémentaires: elle ébranle - à la lettre - les fondements du "Haus", le mot allemand pour la "maison". A l’origine "Das Bauhaus" ("Le Bauhaus") désigne un style architectural. En tant que tel, il associe les valeurs de l’immobilité et de la stabilité. La Bauhaus, au contraire, ébranle la charpente de la maison, la déstabilise, et par ce fait même, remet en question les "droits de la maison", la légitimité du maître de maison, le droit de la figure symbolique du père, voire le droit de la patrie même.

La Bauhaus repose sur le Bauhaus. Elle présuppose la maison d’où elle est dérivée et d’où débute son voyage conceptuel. C’est également de cette maison, qu’émane toujours son désir archaïque de trouver une demeure, un domicile ou bien, une maison (un Haus). Littéralement, le Bauhaus renvoie à la "maison de la modernité", la Haus der Moderne, construite par Walter Gropius à Weimar en 1919 sous la forme d’une école de design dont le nom s’établit rapidement en tant que marque internationale. Depuis, le Bauhaus a donné lieu à une esthétique de la modernité classique qui a su imposer, au niveau international et de manière durable, son style au monde de la création industrielle et architecturale.

Dès sa première heure, le Bauhaus de Weimar fut moins un bâtiment fixe et achevé qu’un projet évènementiel. Issu de la coopération de plusieurs artistes internationaux, le Bauhaus quitta l’Allemagne en 1933 se transformant en "la Bauhaus", un moyen de transport, un avion ou un bateau, emmenant au large des passagers, en partance pour l’exil qui, à travers leur voyage, relièrent ainsi les concepts de modernité et de migration. Aujourd’hui, à l’heure de la culture globale des médias, les notions de modernité et de migration, de progrès (technique) et de mondialisation, ainsi que celles des Lumières et du (néo-)colonialisme, de la "tolérance" et de la "Leitkultur" (culture dominante) - notions toujours mises en opposition - soulèvent un certain nombre de questions auxquelles cette conférence aimerait se consacrer. 

L’objectif principal du colloque est d’aborder le terme de la modernité sous un nouvel angle, de le développer, de l’étendre, de l’accentuer de façon différente, notamment en s’intéressant à la corrélation entre modernité et migration. Le concept de "société moderne" repose, et ceci constitue la thèse de départ de la conférence, sur les piliers éthiques et esthétiques de la tradition européenne des Lumières: l’hospitalité envers l’étranger (Rousseau), le cosmopolitisme et les visions utopiques des citoyens du monde et de la paix mondiale (Kant), la tolérance envers autrui et l’idée de l’unité dans la diversité. Ces notions-clé sont considérées jusqu'à aujourd’hui encore comme les principes fondateurs d’une "culture dominante", d’une société démocratique et progressiste. L’intention de la conférence consiste à réinterroger le lien entre modernité et migration pour l’époque actuelle et à venir de la globalisation.

La corrélation entre modernité et migration peut être étudiée dans la confrontation d’un monde occidental chrétien sécularisé ("moderne") et d’un Orient islamique, souvent qualifié de "pré-moderne". Cette approche peut être complétée par l’observation de la rhétorique singulière du lieu de Weimar: en tant que noeud du dialogue post-fasciste et post-communiste de la rencontre allemande, française et polonaise où l’infiltration mutuelle de l’Est et de l’Ouest même participe à la construction de la figure de "la Bauhaus". Traditionnellement, les différentes épistémès de la mondialisation sont pensées séparément, considérant le post- ou le néocolonialisme d’un côté, et les discours Est/Ouest de l’autre. Notre projet de colloque vise à faire fusionner ces discours grâce au dialogue international, dans le but d’élaborer ensemble, sans occulter les différences spécifiques, une notion commune de l’Europe et du Monde, pour laquelle le voyage "à bord de la Bauhaus" se veut être une idée symbolique.

Toutes participations aussi bien artistiques qu’académiques se livrant à une approche critique des termes de la modernité et de la migration seront les bienvenues. Les notions historiques ou actuelles de l’information, des Lumières et de la modernité devront être analysées dans leur performance en tant que mises en scène médiatiques: Sous quelle forme sont énoncées la tolérance, l’hospitalité, l’asile, comment leurs politiques sont-elles médiatisées? Comment peut-on concevoir, à l’ère de la globalisation, la figure de la maison en tant que demeure, logis, habitat ou patrie? Comment se situe-t-elle dans la constellation du nomadisme, de l’expulsion, de l’exil? Comment les figures de base de la conférence - "le Bauhaus" et "la Bauhaus" - sont-elles codées en genre, et en quelle mesure ces différentes attributions de genre sont-elles déterminantes vis-à-vis de leur fonctionnement?

Les articles et autres contributions relatifs au thème de la migration et de la modernité peuvent se consacrer à différents aspects: au rapport entre 

  • sexe et pouvoir,
  • éthique et esthétique,
  • religion et tolérance,
  • hospitalité et exil.

Les participants sont toutefois priés d’effectuer un rapprochement entre le sujet qu’ils ont choisi de traiter et le ou la Bauhaus historique. Nous vous prions de faire parvenir vos textes (200 mots + quelques lignes sur l’auteur) avant le 15 janvier à l’adresse électronique suivante: AnBord@medien.uni-weimar.de.
Langues de la conférence: allemand, français, anglais.
Contact:
Prof. Dr. Sonja A.J. Neef | Juniorprofessur Europäische Medienkultur | Bauhausstraße 11 | 99423 Weimar | AnBord@medien.uni-weimar.de
Pour toutes informations supplémentaires:
http://www.uni-weimar.de/medien/europa/forschung/forschung.htm 


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