Wissenspopularisierung im medialen Wandel seit 1850
[ Workshop ]
Parallelaktionen sind nichts Besonderes mehr, wie noch in Robert Musils MoE, sondern konnten sich als notwendige Regel durchsetzen. Was wiederum eng mit dem Topic des oben geführten Workshops zu tun hat und mit der vielbeschworenen Informations(über)flut(ung).
Der Workshop, der eben auch eine leicht unterschiedlich gewichtete Parallelaktion zu Kk.rev's Emergenzen-Workshops darstellt, findet am 23. und 24. November im Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Schuetzenstr. 18, 10117 Berlin-Mitte, Raum 308, statt.
Anliegen der Tagung ist es, Popularisierungsprozesse in unterschiedlichen historischen Konstellationen auf Ursachen und Konsequenzen medialen Wandels zu beziehen. Zeitlicher Ausgangspunkt sind die durch die "Leserevolution" nach 1800 vorbereiteten und spätestens seit 1850 einsetzenden medientechnischen Umgestaltungen populärer Wissensverbreitung: Beginnend mit der Herausbildung der illustrierten Zeitschriftenkultur haben die nachfolgende Verwendung von Fotografie, Film und Internet als Popularisierungsmedien nicht nur neue Formen und Strategien der Wissenspräsentation hervorgebracht, sondern auch die Produktionspraktiken und die Rezeption populären Wissens maßgeblich verändert. Ausgehend von dieser These wird auf der Tagung einerseits nach den diskursiven und institutionellen Bedingungen von Wissensverbreitung gefragt. Andererseits richtet sich die Aufmerksamkeit auf die medientechnischen Voraussetzungen und die mediale Verfasstheit populärer Wissensinhalte. Folgende Fragen finden besondere Berücksichtigung:
- Unter welchen Bedingungen werden Medien für die Verbreitung bestimmter Wissensbestände interessant?
- Wie lenken Distributions- und Präsentationsmedien die Auswahl, Verknüpfung und Perspektivierung von Wissensbeständen?
- Wie wirkt sich Medienkonkurrenz auf Popularisierungsstrategien aus?
- Auf welche Weise realisieren unterschiedliche Medien Hybridbildungen und welchen Einfluss nehmen diese auf die Spezifik des "Wissens"?
- Wie steuern Massenkommunikationsmedien die Rezeptionsformen einer breiten Öffentlichkeit und wie wirkt die Ausdifferenzierung der Öffentlichkeit auf den Produktions- und Vermittlungsprozess wissenschaftlichen Wissens zurück?
Aus interdisziplinärer Perspektive werden Historiker, Literatur- und Kunstwissenschaftler, Soziologen und Medienwissenschaftler unterschiedliche Zugänge und Beschreibungsmodelle des komplexen Zusammenhangs diskutieren und sich mit unterschiedlichen Formaten populären Wissens sowie ihren Ausprägungen und Transformationen in verschiedenen Wissenskulturen auseinandersetzen. Bisher unternommene Erkundungen zum Thema sollen zusammengeführt, erweitert und mit den Einsichten avancierter Medienforschung verknüpft werden.
Das Programm:
Freitag, 23. November
10.00 Begrüßung/ Einführung: Petra Boden (ZfL)
I. Theoretische und methodische Voraussetzungen
Moderation: Petra Boden (ZfL)
10.15 Carsten Kretschmann (Stuttgart): Wissenspopularisierung. Verfahren und Beschreibungsmodelle
Moderation: Erik Porath (ZfL)
11.30 Dorit Müller (ZfL): Formatierungen und Transformationen populären Wissens im Medienwandel
12.15 Arlena Jung (Bielefeld): Effekte medialer Dauerbeobachtung von Wissenschaft zwischen Akzeptanz und Glaubwürdigkeitsverlust
II. Formate populären Wissens
Moderation: Carsten Kretschmann (Stuttgart)
14.30 Hedwig Pompe (Bonn): So Vieles, so schön: Bildstrategien auf Zeitungs- und Zeitschriftentiteln
15.15 Angela Schwarz (Siegen): Vom Maschinenpark zum Futurama. Popularisierung von Wissenschaft und Technik auf Weltausstellungen (ca. 1890--1940)
Moderation: Margarete Vöhringer (ZfL)
16.30 Jens Ruchatz (Erlangen): Vorträge sind Silber, Dias sind Gold. Medienkonkurrenz im Projektionsvortrag
17.15 Ramon Reichert (Linz): Die Herstellung des gelehrigen Blicks
18.00 Barbara Wurm (Wien): Buchstabentänze, Fieberkurven, Mikrobenwelten. Animiertes Wissen im frühen sowjetischen Kulturfilm
Sonnabend, 24. November
III. Wissensbestände -- Wissenskulturen
Moderation: Kathrin Maurer (Tucson/ USA)
10.00 Stefanie Samida (Tübingen): Heinrich Schliemann und die deutsche Presse. Medialisierung, Popularisierung, Inszenierung
10.45 Nicolai Hannig (Bochum): Verwissenschaftlichung, Aufarbeitung und Demokratisierung. Die Popularisierung des Religiösen im medialen Wandel der frühen Bundesrepublik
Moderation: Angela Schwarz (Siegen)
12.00 Manuela Günter (Köln): Popularisierung literarischen Wissens. Zum Verhältnis von Autorenporträt und der Etablierung der Universitätsgermanistik im 19. Jahrhundert
12.45 Sigrid Nieberle (Greifswald): Philologie auf der Leinwand? Helden der Literaturgeschichte im Kino der Weimarer Republik
Moderation: Dorit Müller (ZfL)
15.00 Thomas Wegmann (Berlin): Kosmetik und Hygiene. Zur Evidenz bakteriologischen Wissens in der Reklame um 1900
15.45 Abschlussdiskussion
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Dorit Müller: dmueller@zfl.gwz-berlin.de
Tel.: 030/20192-187
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