2006-09-24
Bolletik - Part 18
So der Slogan der FIDESZ zu den Kommunalwahlen. Und tatsächlich als würde dieses Land endlich aufwachen: Seit einigen Tagen hat man das Gefühl, dass in vielen Bereichen ein Umdenken stattindet, klarere Worte, scharfe Analysen, und es gibt wieder so was Straße, und man weiß auch wieder das die Polizei ist, was sie ist. (Gestern, Samstag Abend, war Budapest um zehn übrigens wie leergefegt, bin in das "Haus der Liberalen" gegangen, ahnend, dass die faschistischen Randalierer, da was machen wollen, um Viertel elf hat man uns rausgehaut, zugemacht – feige – heute habe ich gelesen, dass man in der Nahct fünf Personen vor dem Haus festgenommen hat). Selbst das Staatsfernsehen trägt plötzlich die Züge eines öffentlich-rechtlichen Fernsehens, die Zivilgesellschaft ist erschienen (nicht am Kossuthplatz - Ungarisches Paradoxon: Diese organisiert sich nicht auf der Strasse, sondern in anderen Räumen, die STrasse ist von den extremistischen politischen Parteien besetzt. Die Explosion lag schon länger in der Luft - auch wenn diese vielleicht in die Hände der Rechtsextremisten spielt, ja von ihnen angefacht wurde. Na ja, Explosion war's auch nicht, ein Feuer einmal. Wie's weitergeht, wird die Zukunft zeigen.
Budapest

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)


Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
