Kunstabteilung - Department of the Arts - Part 19
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"Moderne und sozialistischer Realismus"
So heißt die jüngste, gestern eröffnete Ausstellung des "Ungarischen Architekturmuseums", das noch immer nicht über ein eigenes Gebäude verfügt, in einer kleinen Galerie auf der Budaer Margit körút – früher (wegen des hier befindlichen Gefängnisses für politische Häftlinge der Horthy-Ära) "Straße der Märtyrer". Die Galerie "Hap" hat – obwohl in Buda gelegen – immer wieder große urbane Themen zum Mittelpunkt ihrer Ausstellungen gemacht.
Im Ungarn der Nachwendeära (1989-) gilt die Architektur nach 1945 im wesentlichen als minderwertig, als abrisswürdig: Jeder bestaunt den Historismus, viele gerade einmal das Bauhaus, aber fast niemand die Bauten der Jahre nach 1945. Erst im vorigen Jahr erklärte das Ministerium für Kultur – sicherlich im Koma - den "sozialistischen Realismus", "szocreál" wie man hier sagt – zum Teil des kulturellen Erbes des Landes. In diesem Sinn ist auch diese, akribisch genaue Ausstellung zu verstehen.
Der Katalog zur Ausstellung war gestern zu einem Sonderpreis – HUF 1.500 – zu erstehen, und ich habe natürlich sofort zugeschlagen. Auch in diesem zeigt sich die Akribie, die Liebe, die Sorgfältigkeit der Ausstellungsgestalter (Márta Branczik, Zoltán Fehérvári, Virág Hajdú Endre Prakfalvi): Endre Prakfalvi bietet eine Periodisierung der ungarischen Architektur 1945-1959 (denn nicht alles ist "SozReal" – vgl. "Wiederaufbau und Bauvorhaben im Geist des Modernismus 1945-50", "Die Erzwingung der architektonischen Wende", "Die Dominanz des sozialistischen Realismus 1951-54"). Diesem Übersichtsbeitrag folgen einzelne Monographien, die paradigmatisch (zumindest meiner Ansicht nach) diesem Schema folgen: über die Empfangshalle am Flughafen Ferihegy (inzwischen angelsächsisiert und daher "Terminal 1"), über den inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Busbahnhof am Erzsébet tér, über die Zentrale der "Gewerkschaft der ungarischen Bauindustrie" an der Dózsa György út (inzwischen rehabilitiert und neben dem ING-Haus von Erik van Engeraat gelegen, fast schöner, allein mit dem Makel, dass in der Halle dieses Gebäudes die Parteikongresse der USAP stattgefunden haben) und über das Synchronisierungsstudio von "Pannonia" bzw. über das meteorologische Observatoriums in Siófok. Für mich zumindest fehlt die Dokumentation der Budapester Ost-West-U-Bahnlinie, die ja auch im sozReal-Stil hätte gestaltet werden sollen. Aber man kann nicht alles haben. Abgeschlossen wird das Ganze von Archivfotos aus dem Jahr 1945 und danach.
Also: Wenn in Budapest, wagt Euch über die Donau und zieht Euch die Ausstellung rein (Englisch ist da....) Wie viel der Katalog "(kap)real" kostet, weiß ich nicht.
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Budapest
The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)
Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
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