Wahlen 2006 - Part 8
[ Wahlen 2006 ]
Weiterhin nichts spannendes im ungarischen Wahlkampf: Gemütlich plätschert er vor sich hin. Vorläufig keine Spur von der großen Härte. Es scheint fast als gäbe es eine heimlich Abmachung unter den Großparteien die wesentlichen Fragen um Gottes willen nur nicht anzustreifen.Die missmutigen FIDESZ-Plakate werden langsam durch neue ersetzt, und jene, die mich noch vor einer Woche traurig und niedergedrückt entgegenblickten, lächeln mir nun – g'waschen und kampelt – von den Plakaten entgegen als wären sie neu geboren. Die Gaspreise werden unter einer FIDESZ-Regierung nicht steigen, auch nicht die Medikamentenpreise. Überhaupt wird alles besser.
Gratisbons für Weinverkostungen im Weinbistro "Vörös és Fehér" werden aber leider noch nicht versprochen.... Die wahre Schlacht spielt sich aber noch immer unter den Rechten selbst ab, absurderweise auf den Seiten der linkslastigen Presseorgane (wobei aber dies viel über den Zustand der rechten Organe aussagt): Die bittere Attacke des konservativen Publizisten József Debreczeni wurde hier – mit allen seinen denunziatorischen Konsequenzen - schon ausführlich dargestellt, und in der heutigen Ausgabe der Népszabadság veröffentlicht Ibolya Dávid (MDF – Demokratisches Forum) eine Attacke auf die FIDESZ, ihr den christdemokratisch-konservativen Charakter absprechend.
Schön und gut, sagt man, soll halt das MDF die konservative Partei sein (dies müsste man halt nur mehr der Bourgeoisie des Landes glaubhaft machen), aber auch Dávid glaubt, sich in ihrer Berufung auf den Konservativismus auf die Geschichte Ungarns berufen zu müssen. Und da fragt man sich, wo sie die christlichDEMOKRATISCHE Rechte Ungarns historisch findet: Ist doch der latente Antisemitismus, die Autoritätshörigkeit, der Paternalismus gewissermaßen das "Güte"siegel der ungarischen Rechten – die historische "Kleinlandwirtepartei" vielleicht ausgenommen, allein die war ja – wie ihr Name schon sagt – nie eine Partei des Bürgertums. Außerdem sei Frau Dávid doch auch daran erinnert, dass sich in ihren Reihen auch Herr Péter Boross befindet – nun, ja – mit gewissen engen Beziehungen zum guten, alten Kádárismus und seinem Machtapparat.
OK, das Letzte was ich hier tun will, ist es, mir den Kopf der ungarischen Rechten zu zerbrechen, trotzdem hoffe ich, dass das MDF die Fünfprozenthürde nimmt, und Dávid irgendwie erfolgreich ist, in der Rekonstruktion eines ungarischen Konservativismus nach dem Orbánschen Amoklauf. Soll sein.
Nach der Mitteilung statt des Rechtsstaates einen Kulturstaat aufbauen zu wollen, hat nun Orbán übrigens erklärt: Die Nation sei der Körper, die Republik bloß das Kleid. Hübsch, nicht? Es gibt ja inzwischen Publizisten, die angesichts des lauen Wahlkampfes meinen, Orbán wolle im Kern die Wahlen gar nicht mehr gewinnen, er liebe es vergöttert zu werden – und eine Ministerpräsidentschaft unter diesen ökonomischen Zuständen würde einen massiven Popularitätsverlust mit sich bringen.
Die jüngsten Umfrageergebnisse zeigen dann auch ein langsamen, aber stetiges Aufholen der Sozialisten und der freien Demokraten: siehe
HVG.
Werma sehen.
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Budapest
The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)
Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
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