Wiener Demo
5. März 2009, 17 Uhr vor dem Wiener Parlament: Eine Demonstration gegen die jüngsten Roma-Morde in Ungarn unter dem Titel "Stoppt die Gewalt in Ungarn".
Eine kleine Gruppe von vielleicht sechzig Menschen hat sich hier versammelt, wohlbehütet von einer fast die Hälfte der Zahl der Demonstranten ausmachenden Wiener Polizeitruppe. Man fühlt sich auf jeden Fall beschützt. Nach einer kurzen Rede erfolgt der Aufbruch zum Erzherzog-Karl-Denkmal am Heldenplatz, von wo eine Delegation Richtung OSZE losmarschiert, weil alle Demonstranten sich nicht vor dem Haupteingang der Hofburg versammeln dürfen. Nach der Rückkehr Weitermarsch der Demonstranten zur Ungarischen Botschaft in der Bankgasse, die auch schon auf Höhe Esterházy-Palais abgesperrt ist. Eine Rede in ungarisch, danach Abstellen der Kerzen, jemand skandiert kurz das gute, alte „Hoch die internationale Solidarität“. Dann ist die Demo schon zu Ende.
An der Ecke steht ein Mann in schwarz - was aber hier, war ja darum gebeten worden, so zu erscheinen, noch nicht auffällt. Auf seiner Mütze das ungarische Staatswappen, auf den Ärmeln ungarische Stickereien und – hoppla - schwarze Stiefel. Grimmig blickt er drein, er beobachtet, kein Zweifel. Die Ungarische Garde, offiziell ja ein Kulturverein, auf Kulturtrip in Wien? Wer weiß? Nach einiger Zeit bricht er auf, forsch überschreitet er unbehindert den Polizeikordon in Richtung ungarische Botschaft. Aha, denke ich, Verfolgungswahn, ist vielleicht doch nur die Security der ungarischen Vertretung: Vor der Botschaft biegt er rechts ab und verschwindet beim Unterrichtsministerium in Richtung Minoritenplatz.....
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Budapest

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)


Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke

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