Jubiläumsmoderne
[ History - and what goes with it ]
Die Ausstellung zum hundertjährigen Jubiläum der Zeitschrift Nyugat (1908-1941), die dem Presseorgan der ungarischen Moderne schlechthin gewidmet ist und noch bis Ende des Jahres im Petöfi Literaturmuseum zu sehen ist, wurde mehr als vorsichtig gestaltet und konturiert weder vom Material noch vom Konzept her das übliche Maturabild der Klassiker der ungarischen Literatur.
Dass das Literaturmuseum einen risikofreien Zugang wählt und politische Brisanz ausblendet, ist an sich kein Spezifikum dieser Ausstellung. Zu bedauern ist in diesem Fall vor allem die Tatsache, dass die didaktisch perfekt zubereitete konzeptuelle Überlegung, mit Schwerpunkt visuelle Medien, d.h. intermediale Verzweigungen des Zirkels, nicht einmal fallweise mit Hinweisen auf den historischen Kontext gebrochen wird und somit nichts anderes als Heureka-Erlebnisse auf einem schlechten Gymnasiastenniveau parat hält. Die medienspezifische Annäherung suggeriert insgesamt eine Idylle, die in ihrer Offenheit nicht angezweifelt werden darf, allein die Jahre, die der Nyugat umfasst, und dies besonders mit Blick auf die durchaus polarisierten Diskussionen über die Zwischenkriegszeit, hätten diesmal eine deutlichere Auseinandersetzung mit der Kulturpolitik der Zeitschrift nötig gemacht.
Vom groß propagierten Jubiläumsjahr sind noch sechs Monate übrig geblieben, es ist nun zu hoffen, dass die bis jetzt ausstehenden Debatten über den Ersten Weltkrieg, der in Ausstellung hauptsächlich mit dem in Husarenuniform posierenden Béla Balázs vertreten ist, über die Horthy-Zeit, die ausstellungstechnisch beispielsweise das Verhältnis der Emigration nach 1919, die einen wesentlichen Teil der einstigen MitarbeterInnen betraf, und der in Ungarn gebliebenen Autoren hätte betreffen können, sowie über die Judengesetze Ende der 30er Jahre in irgendeiner Form aber mit einer vergleichbaren Breitenwirksamkeit nachgeholt werden.
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Budapest
The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)
Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
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