Themenheft: Wendejahre - Part 5
[ Themenheft: Wendejahre ]
Der neueste Band des Jahrbuchs der ungarischen Germanistik, der in den größeren Bibliotheken Ungarns, Deutschlands und Österreichs bereits verfügbar ist, widmet sich heuer schwerpunktmäßig dem 50. Jahrestag der 1956-er Revolution im deutschsprachigen Raum.
Drei Studien befassen sich mit dem Schwerpunktthema: Eszter Propszt (Szeged) setzt sich mit der diskursiven Konstruktion von 1956 in der ungarndeutschen Literatur auseinander, Béla Rásky (Wien/Budapest) bespricht unter dem Titel "Die kleine Oktoberrevolution" vier deutschsprachige Neuerscheinungen und David Zimmer (Bern) stellt Kunstprojekte ehemaliger ungarischer Flüchtlinge in der Schweiz dar.
Mit Blick auf das kakanische Themenheft Diskurszeit: Wendejahre in/für Mittelost- und Südosteuropa sei hier kurz auch auf die Ausschreibung des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung verwiesen, die zeitgeschichtliche Beiträge für das Doktorandenforum Wendepunkte: Biographien und historische Umbrüche im 20. Jahrhundert erwartet.
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Budapest
The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)
Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
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