Kunstabteilung - Department of the Arts - Part 32 - Part 2

posted by Amalia Kerekes on 2007/09/13 00:04

[ Kunstabteilung - Department of the Arts ]

"Die gemütlichen Wiener Kneipen, in denen man die alte Pester Innenstadt wiederzufinden meint, der Geruch von Pörkölt und Wurst, die Bier trinkenden Bürger unter den Bögen in der Dämmerung; das trikottragende Fräulein an der Wand als Botin einer fernen, verdorbenen großen Welt lächelt in der kleinen Gasse, die einen jahrhundertealten Namen hat, das gemütliche Wien verbirgt sich heutzutage vor dem Unbekannten genauso, wie auch die echte Pester Laune mit dem Umbau der Innenstadt verschwunden ist ...

Wo sind die alten Wiener Bürger, die ich einst an der Glocke hörte, die den Kaiser aus seiner Jugend kannten, und aus der Gegend der alten Fiakerstationen, wohin der ortskundige Wiener Bier- und Weintrinker ruhig reinguckte – das Getränk war hervorragend an diesen Stellen –, wo Bratfisch saß? Wo sind die kleinen Kaffeeläden, in denen die pensionierten Chansonetten und Orpheumdamen Strümpfe strickten und über die Pester Blaue Katze und Flora-Räume sprachen, und die Bürgerwohnungen in den engen Gassen, in denen Vogelkäfige hingen, das Hausfräulein den Spaziergänger unter dem Fenster mit blonden Haaren, stumpfer Nase und rosafarbigem Gesicht empfing, die jungen Frauen nachmittags in einer Konditorei saßen, und abends lose Modistinnen den Ring überfluteten?", fragt "Budapests Romancier" Gyula Krúdy in einem Reisebrief von 1915.

Dieses und ähnliche Beispiele zu den kulturellen Wechselspielen zwischen Budapest und Wien um 1900 sind in der heute auf Kakanien revisited veröffentlichten Fallstudie des Szegediner Professors István Fried zu lesen. Nebst Registrierung wechselseitiger Rezeptionstendenzen im Pressewesen erfasst die Studie Ungarische Literatur, Modernität, österreichische Literatur auch parallel verlaufende künstlerische Prozesse der beiden Modernen um die Jahrhundertwende.


Antworten

Budapest

A picture from the heydays of liberal Budapest - when a whole (though short) underground line could be built within two years. And M1, the famous "Földalatti", Budapest's yellow line, still works. I have never seen this image of the construction on Andrássy before, so be full of admiration - and I am not telling your where it is from...

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)

Budapest has – together with St. Petersburg and Vienna – one of the largest tramway networks of the world. The tramway type "UV" – standing for "Új villamos - New tramway" and pictured above – was designed in the early forties and is still a symbol for Hungary's once high-tech railway-carriage industry. With the arrival of the new low-floor-trams in spring 2006 – built by Siemens in Vienna and not too beautiful – this landmark of Budapest will vanish from the cityscape.
György Petri: Imre Nagy

Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts

vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung des Stricks, von der letzten Schmach.

Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,

wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,

als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.

Übersetzt von Hans-Henning Paetzke

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