Emergenzen 5 - Part 9
[ Emergenzen 5 ]
Das letzte Abstract zum Budapester Workshop Emergenzen 5: Wissenschaftskommunikation und Fantastik von Béla Rásky: Leo Perutz Mainacht in Wien: Ein (allzu) frühes Werk der österreichischen Vergangenheitsbewältigung.
Der einseitige österreichische Opfermythos bezüglich der Rolle des Landes und seiner Bevölkerung während der NS-Besatzungszeit läuft manchmal Gefahr von einem einseitigen Täter- oder Kollaborateursmythos abgelöst zu werden. Dabei hat die jüngste Uminterpretierung der Geschichte des Landes ihre Wurzeln eben in jener Zeit, die im einseitigen Tätermythos, als eine Zeit der Finsternis mit dem Umgang mit der eigenen Vergangenheit stilisiert wird. Dabei ist es gerade diesen - vergessenen, wieder entdeckten und wieder vergessenen Werken die Situation Österreichs 1938 bis 1945 häufiger viel differenzierter und feiner darzustellen als jenen spärlichen Umsetzungen, die nach der "Katharsis" des Landes 1985-89 erschienen sind. Besonders hervorzuheben sind die Werke von Gerhard Fritsch, Hans Lebert oder Fritz Habeck, die frühen Filme der Wien-Film. Leo Perutz' Romanfragment Mainacht in Wien, auf der Reise ins palästinensische Exil verfasst, gehört auch in diese Reihe. Bereits früh abgebrochen deutet es aber auch die Zweifel des Autors an der Möglichkeit der Darstellung und Aufarbeitung dieser Epoche an.
Das Programm des Workshops folgt bald.
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Budapest
The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)
Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
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