Wahlen 2006 - Part 12
[ Wahlen 2006 ]
Ad österreichische Wahlkampfberichterstattung aus UngarnIch bin ja wieder eine Woche in Österreich und habe daher die Gelegenheit die Wahlkampfberichterstattung über Ungarn in allen Medien zu verfolgen: Es ist erstaunlich wie erbärmlich sie ist. Ich möchte hier jetzt gar nicht großartig verlinken, denn es ist vollkommen uninteressant, was da geschrieben wird. Man hat das Gefühl irgendwelche Schreiberlinge üben am Textverarbeitungsprogramm. Und wenn man irgendwas erfahren möchte, nur ein bisschen, dann muss Lendvai her. Beschämend.
Es ist erstaunlich ist, dass ein Land, das immer wieder seine Mitteleuropakompetenz so hervorkehrt, das ökonomisch derartig profitiert von der EU-Erweiterung sich eine derartige Informationsleere und ein derartiges Unwissen leisten kann, im Kern ein derartiges Desinteresse.
Einerlei welche Zeitung, sie sind alle gleich: Keine Ahnung über die Grundlinien der Kampagne, keine Idee über die Probleme des Landes, keine Zusammenfassung der medialen Auseinandersetzung. Gemeinsam ist ihnen allen auch, irgendwelche Kasperliaden zu überhöhen und in den Vordergrund zu stellen: Sagt Csurka, diese Faschistenwitzfigur, etwas, kommt das garantiert, jeder nationalistische Rülpser kommt auch gleich, alles, was (offen) kaum eine Rolle spielt, aber eine grundlegende Analyse habe ich bis jetzt vermisst. Aber noch etwas: Der designierte Vizeministerpräsident der FIDESZ, István Mikola, hat bei einer Veranstaltung in Pécs einen Rundumschlag gestartet: Individuelle Freiheitsrechte müssten im Interesse des Gemeinwohls sehr wohl beschnitten werden können, legte gegen Singles los, startete eine Tirade gegen Flimserlträger und verurteilte die Technomusik. Schon vorher hatte er eine zwanzig Jahre dauernde FIDESZ-Herrschaft heraufbeschworen, als er ausführte, dass wenn am 9. April die FIDESZ siegte, würden die fünf Millionen (die werden auch immer mehr) UngarInnen außerhalb der Grenzen das Wahlrecht erhalten und schwupps...
Ferenc Gyurcsány antwortete auf den Rundumschlag übrigens in seinem blog (KEIN LINK) (Jessas, der führt auch so was, wäre ein Grund mehr sofort aufzuhören), aber am schärfsten antwortete wieder mein geliebtes MDF, das christlich-demokratische Feigenblatt der ungarischen Restbourgeoisie: Erzsébet Pusztai wollte klargestellt haben, welche individuellen Freiheitsrechte die FIDESZ nach den Wahlen gedenke einzuschränken.
So, jetzt gibt es einmal Pause zum Topic "Wahlkampf", interessiert ja keine/n.
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Budapest
The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)
Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke
Replies
Ich bin ja wieder eine Woche in Österreich und habe daher die Gelegenheit die Wahlkampfberichterstattung über Ungarn in allen Medien zu verfolgen: Es ist erstaunlich wie erbärmlich sie ist. Ich möchte hier jetzt gar nicht großartig verlinken, denn es ist vollkommen uninteressant, was da geschrieben wird. Man hat das Gefühl irgendwelche Schreiberlinge üben am Textverarbeitungsprogramm. Und wenn man irgendwas erfahren möchte, nur ein bisschen, dann muss Lendvai her. Beschämend.
Es ist erstaunlich ist, dass ein Land, das immer wieder seine Mitteleuropakompetenz so hervorkehrt, das ökonomisch derartig profitiert von der EU-Erweiterung sich eine derartige Informationsleere und ein derartiges Unwissen leisten kann, im Kern ein derartiges Desinteresse.
Einerlei welche Zeitung, sie sind alle gleich: Keine Ahnung über die Grundlinien der Kampagne, keine Idee über die Probleme des Landes, keine Zusammenfassung der medialen Auseinandersetzung. Gemeinsam ist ihnen allen auch, irgendwelche Kasperliaden zu überhöhen und in den Vordergrund zu stellen: Sagt Csurka, diese Faschistenwitzfigur, etwas, kommt das garantiert, jeder nationalistische Rülpser kommt auch gleich, alles, was (offen) kaum eine Rolle spielt, aber eine grundlegende Analyse habe ich bis jetzt vermisst.
Doch und ganz im Gegenteil. Es interessiert. Leider sind die Anmerkungen über die österreichischen Leerstellen und Fehler in der Berichterstattung nur zu bestätigen. Und peinlich genug. Zugleich: Es war zu erwarten, warum soll sich auch etwas ändern... Wenn Meldungen kommen, dann mit einem Aktualitätswert, der sich bei +/- 1-2 Wochen eingependelt hat. Und ansonsten ist allem oben angeführten nur Recht zu geben.