Postings mit Schlagwort "Pethes" (22)
Noch einmal: Menschenversuche
In der Tat, so schnellebig ist die Zeit, daß das dankenswerterweise im voranstehenden Blog präsentierte Kompendium schon fast wieder vier Monate heraus ist, weswegen ihm noch rasch ein paar Worte hinterhergerufen seien, bevor es wieder ganz in der Vergessenheit des sog. Massenbuchmarkts versinkt:
Menschenversuche
Nicolas Pethes bloggt an dieser Stelle nicht nur angelegentlich in Sachen Fußball, sondern hat, wie auch ho. angezeigt wurde, vor einiger (der so schnelllebigen) Zeit eine Anthologie mit herausgegeben, deren bibliografische Angaben nochmals kurz reportiert seien:
Menschenversuche. Eine Anthologie 1750-2000. Hgg. v. Nicolas Pethes, Birgit Griesecke, Marcus Krause u. Katja Sabisch. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2008, 779 pp.
Der somit durchaus umfangreiche Band, dessen detailiertes Inhaltsverzeichnis in der Folge anzuzeigen ist, enthält zu jeder "Sektion" eine ausführliche wie genaue Einleitung durch die Herausgebenden und sei nach der Lektüre während des letzten Monats nochmals nachhaltig empfohlen:
Finale
Nun ist es also vorbei, und seltsam, wie wenig Luft aus dem vermeintlich noch ganz prallen EM-Ballon entwich, als es gestern abend pff... machte und die deutsche Mannschaft belegte, daß sie zwar eine Turniermannschaft, aber kein Final-Player ist. Es war ein schönes Endspiel, weil Spanien unangestrengt und souverän zeigen konnte, daß sie das derzeit rundeste Team in Europa sind. Und es war ernüchternd, weil Deutschland einsehen mußte, daß es von diesem Niveau durch einen Klassenunterschied getrennt ist.
Ballack steigt
Wer gestern in Deutschland Fußball guckte, konnte eine beispiellose Regression in archaische Ballester-Mythen erleben: Ein Spiel im im Stile des vielbeschworenen Standfußball der 1970er, ein Publikum, das auf einen fairplay-Diskurs verpflichtet wurde, der jeden englischen Gentleman des 19. Jahrhunderts hätte erblassen lassen, und Bildausfälle, wie man sie seit den Statikgewittern aus Chile 1962 nicht mehr erlebt hat.
Viertel vor Halb
Mein Horror Vacui vor der drohenden Spielfreiheit hat eine interessante Fehlleistung produziert: Ich habe der UEFA gewissermaßen in fatalistischer Antizipation eines GAU unterstellt, zwischen Vorrunde und Viertelfinals einen Tag Pause einzulegen, während die Dinge in Wirklichkeit nahtlos ineinander übergehen. Und da damit nach dem Endspuirt der Russen heute schon ein neuerliches deutsches Schicksalspiel auf dem Programm steht, hätte man sich möglicherweise beinahe eine Zäsur gewünscht.
Buenos noches, Vienna
... wobei dieser Titel jetzt bitte nicht als Häme oder sonst etwas ausgelegt werde, sondern lediglich als Abgesang auf den so beharrlichen wie vergeblichen Versuch, die gestrige Partie auf das mythische Niveau eines vermeintlichen Jahrhundertspiels zu heben. Diese Erwartungen hat das mühsame und unter dem Strich einigermaßen verdiente 1:0 weder im Vorfeld verdient noch auf dem Platz eingelöst. Cordoba ist, so steht zu fürchten, doch Geschichte.
Spielfrei
Auf das Hoch, das die Russen uns gestern bescherten, indem sie die vor 4 Jahren wie heute unsäglichen Griechen aus dem Turnier gekippt haben, folgt heute einer erster Vorblick auf das Tief, das uns bald und immer öfter bevorsteht. Die Rede ist von der plötzlichen Leere, die sich heute um 18:00 Uhr auftat, und ein Schreckenswort macht die Runde:
2-3-5
Zumindest zwei unserer bisherigen Beobachtungen hat der gestrige Spieltag bestätigt: Daß die derzeitige Spielergeneration gern nah am Wasser baut und daß eine Torchance bzw. ein Tor mittlerweile als Hauptursache für Gegentreffer gelten können.
Schockstarrer Verbalkonter
Es gibt genau zwei Weisen, auf das eben Gesehen zu reagieren: schweigende Schockstarre oder sofortiger Verbalkonter. Da Kommunikationsmedien im allgemeinen und der Internetblog im besonderen sich etwas sperrig gegen die erste Option verhalten, seien hier umgehend die zehn entscheidenden Fragen aufgeworfen:
Radikalkonter
So langsam erhole ich mich von dem gestrigen Abendspiel, mit dem die EM nun endlich begonnen hat. Das war ein Klassespiel, und das nicht nur, wie betont werden muß, von den Holländern. Das Sensationelle an diesem Sieg ist, daß Italien Mitte der zweiten Halbzeit durchaus großen Druck aufgebaut hat, nur eben das niederländische Riesentempo nicht mitgehen konnte und außerdem Opfer einer brandneuen Taktik wurde.
Portoiactophobie
Über weinende Männer haben wir an dieser Stelle schon gehandelt, und die Tränen des Schweizer Kapitäns Alexander Frei nach seiner Verletzung in der Auftaktpartie gegen Tschechien geben weiteren Anschauungsunterricht in dieser Sache. Zu generalisieren ist sie aber dennoch nicht: Augenzeugen zufolge soll der ebenfalls außer Gefecht gesetzte italienische Spielführer Cannavaro bester Laune sein ...
Pepe
Begleitet von dem bescheidenen Hinweis, daß mein Tip der Begegnung Portugal-Türkei torgenau gelungen und das fehlende Tor in der Partie der Schweiz gegen die Tschechen nur durch den nicht kalkulierbaren Ausfall von Alex Frei zu erklären ist, gibt schon der erste Spieltag der Euro 08 Anlaß zu einem ersten Loblied ...
Eurokult4
Ein holländischer Trainer entschuldigt sich bei den Deutschen für britische Gepflogenheiten einer polnischen Boulevardzeitung vor einem Spiel in Österreich: Hat die EM ihren ersten Skandal, oder verbieten sich angesichts dieses multikulturellen Gemengelage die herkömmlichen Frontlinien?
Eurokult 3
Nachdem in Eurokult 2 die Frage diskutiert wurde, ob der Berg zum Propheten oder der Prophet zum Berge kommt und anhand des "Wunders von Wien" der ORF als Wunschmaschine Welterfindung entlarvt werden konnte, ergibt sich das Thema für heute von selbst: Prophezeiungen, Prognosen und, zwei Tage vor Anpfiff höchste Zeit, Tips.
Eurokult 2
Fragen gibt es durchaus noch, und folglich demnächst auch zum "Seitenwechsel" noch viel mehr zu sagen. Es gibt aber auch schon Antworten, die beste stammt wahrscheinlich von Lothar Matthäus, der offensichtlich als Kommentator bei "Eurosport" angeheuert und dazu denkwürdigerweise folgendes zum besten gegeben hat:
Blogosphärisch verdichtet
Wie aus dem vorigen Blog ersichtlich, gibt es nun mit NP (i.e. Nicolas Pethes, cf. dazu 1, 2) jemand, der hinkünftig des öfteren hier tätig sein wird.
Mit ihm (und Kollegin Kerekes) konnte bspw. anno dazumal der Sammelband zu Walter Benjamin (inklusive der entsprechenden Konferenz) realisiert werden, wie auch manch anderes. Und alles weitere dann hier, in den nächsten Wochen...
Eurokult
Ist die Europameisterschaft überhaupt noch eine Europameisterschaft? Sind die Spieler noch echte Männer? Und warum darf eigentlich Ungarn nie mitmachen? Bevor die Sportredaktionen die Deutungshoheit über den Fußball gewinnen, ist eine kulturhistorische Reflexion der bevorstehenden Ereignisse geboten ...
Theorie | -s - Part 5
Ausgabe Nr. 9 (September 2006) von www.literaturkritik.de bietet - großteils anhand von Rezensionen diverser Neuerscheinungen - einen Schwerpunkt zu Walter Benjamin.
Cultural Studies - Part 15
Die Emmy Noether Forschungsgruppe Kulturgeschichte des Menschenversuchs (Informationen dazu hier wie da) hat ein Exposé zu dem geplanten Sammelband Dr. Münsterberg and Mr. Hyde. Zur Kinematographie des Menschenexperiments in Umlauf gebracht. Die Deadline für Einreichungen ist der 30.06.2006; zentrale These ist, ...
Sport | -s - Part 12
Für Kurzentschlossene mit ein wenig Tagesfreizeit:
Heute findet um 11.00 Uhr c.t. im Hörsaal I des NIG in Wien (Universitätsstraße 7) im Rahmen der Ringvorlesung Arena der Männlichkeit. Über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht (cf. auch hier) der Vortrag
Wir, die Tore. Vorüberlegungen zu einer Literaturgeschichte des Fußballs (mit medizinischen Fußnoten),
geboten von Wolfgang Pennwieser und dem Betreiber dieses Weblogs statt. Nachdem bereits an dieser Stelle auf zwei der wichtigsten literarischen Erscheinungen zum Thema verwiesen wurde, soll nunmehr...
Medien | Media - Part 32
Nachdem es bislang noch nicht geschah (sträflich, das Buch wurde schließlich vor vier Monaten publiziert) ein Hinweis auf
Amália Kerekes, Nicolas Pethes u. Peter Plener (Hrsg.): Archiv - Zitat - Nachleben. Die Medien bei Walter Benjamin und das Medium Benjamin. Wien u.a.: Lang 2005 (Budapester Studien zur Literaturwissenschaft 7)
Sport | -s
Die Ansicht, dass es sich dabei nicht um das Thema eines primär wissenschaftlichen Fragestellungen nachgehenden Blogs handeln könne, war Kakanien revisited schon mehrfach zu widerlegen bemüht, so etwa mit der Ausrichtung des "Ballestrischen Nachmittags - Wunder und Wunde / csoda és csapás", einer Veranstaltung anläßlich von 50 Jahren Wankdorf und dem EM-Finale 2004.
Senior Editor
(Weitere Informationen hier)
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]