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1956 remembered - Part 3
7. Januar 2006, Neue Zürcher Zeitung
Das geläufige Vergessen
LÁSZLÓ F. FÖLDÉNYI
Von der Unmöglichkeit eines einzigen Gedächtnisses in der ungarischen
Geschichte
Miklós Barabás, einer der grössten und bekanntesten ungarischen Maler des
19. Jahrhunderts, schuf im Jahr 1852 ein Ganzporträt. Der Mann, den er
gemalt hat, ist wie ein «junger Gott» - um einen Ausdruck Kleists zu
gebrauchen; das schon durch seine Ausmasse überwältigende, 243×163
Zentimeter grosse Gemälde, das ungefähr so gemalt ist, wie Ingres Napoleon
gemalt hatte, zeigt einen Helden. Seine verklärten Züge weisen alle
Merkmale auf, die im christlichen Kulturraum mit einem Helden assoziiert
werden: Seine Züge zeugen nicht nur von körperlicher und physischer
Grösse, sondern auch von Mut, Grossherzigkeit, moralischer Festigkeit.
Mit anderen Worten, man erblickt auf der grossformatigen Leinwand eine
Idealgestalt. Barabás hatte auch früher schon Helden in idealisierter Pose
gemalt: etwa Kossuth, den 1849 zur Emigration gezwungenen Helden des
Unabhängigkeitskrieges gegen die Österreicher, Petöfi, den die von den
Österreichern herbeigerufenen Russen niedergemetzelt haben, Batthyányi,
den Ministerpräsidenten des unabhängigen Ungarn, der 1849 von den
Österreichern hingerichtet wurde, oder Széchenyi, der über den Fiaskos der
ungarischen Geschichte seinen Verstand verlor und in Döbling eigenhändig
seinem Leben ein Ende setzte.
Budapest
The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)
Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke