Bild - Raum - Materie. Film und Geschichte bei Siegfried Kracauer

posted by Amalia Kerekes on 2009/10/20 16:34

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Die aktuelle Übersetzung von Siegfried Kracauers Detektiv-Roman sowie History. The Last Things before the Last ins Ungarische (Übers. v. Katalin Teller, Budapest, Kijárat, 2009) ist ein freudiger Anlass für unseren in Budapest und Wien koproduzierten Workshop (4.-7. November 2009). Dabei soll Kracauer aus Perspektiven der Geschichtswissenschaft, Kulturtheorie, Philosophie und Filmästhetik nachgespürt und diskutiert werden. Kracauers Denken spielt sich ab in Theologie und in deren Auflösung, in Ideologiekritik und in Positivdiagnostik der Massenkultur, in Filmtheorie und in Geschichte als Formen der Durchkreuzung von Philosophie. Es geht dabei um Umwidmungen von Zwischenräumen zu Wissensstandorten und um Wendungen von "last things" zu "lost causes".

Bild – Raum – Materie. Film und Geschichte bei Siegfried Kracauer

Workshop des Forschungsprojekts Ästhetische, historische und kulturwissenschaftliche Konzeptionen der Raumerfahrung im 20. Jahrhundert (Eötvös-Loránd-Universität Budapest) und des Ludwig Boltzmann-Instituts für Geschichte und Gesellschaft (Wien)

Goethe-Institut Budapest, 4.–5. November 2009 / Metro Kino, Wien, 6. November 2009 / Institut für Wissenschaft und Kultur, Wien, 7. November 2009


Mittwoch, 4. November (Goethe-Institut, 9., Ráday utca 58.)

15.30
Ingrid Belke: Siegfried Kracauers letztes Buch Geschichte (New York 1969)

In einem ersten Teil sollen einige grundlegende Fragen diskutiert werden:
1. Was hat Kracauer, der in den Jahren seines amerikanischen Exils als Filmexperte und Filmtheoretiker große Resonanz erfahren hat, bewogen, um 1960 ein Buch über die Geschichte und die Geschichtsphilosophie zu schreiben? 2. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat fast gleichzeitig in den USA und in Europa eine Neuorientierung in der Geschichtswissenschaft und Geschichtstheorie eingesetzt; ist Kracauer von ihr beeinflusst worden? 3. Welche grundlegenden Ideen vertrat Kracauer in seinem Buch über die Geschichte?
In einem zweiten Teil soll dargelegt werden, weshalb Kracauer im Rahmen seiner Vorstellungen über die Geschichtsschreibung dem Schweizer Historiker Jacob Burckhardt (1818–1897) eine Vorbildfunktion zuordnete und welche Faktoren bei dieser Wertung von entscheidendem Gewicht waren.

Ingrid Belke, Historikerin. Studium der Klassischen Philologie und Germanistik (Staatsexamen, Univ. Erlangen); Tätigkeit als Verlagslektorin und Gastdozentin (Univ. of Cincinnati/USA, 1968/69). Studium der Allg. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit, Wirtschaftswissenschaften, Philosophie und Germanistik (Promotion 1975 an der Univ. Basel), Dissertation: Die sozialreformerischen Ideen von Josef Popper-Lynkeus (1838–1921) im Zusammenhang mit allg. Reformbestrebungen des Wiener Bürgertums 1890–1930 (1978). 1976–1981 Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg, und 1981–2000 des Deutschen Literaturarchivs, Marbach/N. Seit 2001 Mitherausgeberin der "Werke" Siegfried Kracauers.

16.30
Béla Bacsó: Raum-Bild. Zu Kracauers Bildtheorie als "Vorrang des Optischen"

Fast alle kritischen Bemerkungen von Adorno über Kracauers theoretisches Werk sind gut gezielt, sie verfehlen oder verkehren jedoch meistens alles. Ich spreche nicht von einem womöglich absichtlichen Missverstehen: Es ist ein "Denktyp", den Kracauer in seiner Antwort klar charakterisiert: "Wie immer dem sei, mir wurde aus Deiner Konstruktion meiner Figur – das heißt, meines Verhältnisses zur Wahrheit – die Deinige klarer; Deine Sicht von mir läßt mich Dich deutlicher sehen. Vielleicht wäre es das richtige Gegengeschenk, dieses Bild von Dir einmal verbindlich zu formulieren …" (Kracauer an Adorno am 15.10.1964). Die Aussage ist nicht nur elegant, sondern zeigt doch eindeutig, dass hier ein Denker spricht, der nicht weiß, wo die Wahrheit liegt, der aber niemals die Suche nach ihr aufgegeben hat.
Ich setze mich mit einigen Bemerkungen von Adorno auseinander, um die theoretische Sichtweise Kracauers deutlicher, d.h. verständlicher zu machen: Das Ziel liegt also nicht darin, eine "Gegenanalyse« statt Kracauer zu verwirklichen, sondern die Fehldiagnose umzukehren und Kracauers Kunstauffassung als den Vorrang des Optischen auszulegen: "… vermutlich ist der Vorrang des Optischen bei ihm gar nicht das erste, sondern die Folge dieses Verhältnisses zur Dingwelt. Im Motivschatz seiner Gedanken dürfte man Aufbegehren wider die Verdinglichung vergebens suchen." (Adorno: Der wunderliche Realist, Hervorh. v. B.B.).

Béla Bacsó, seit 2000 Direktor des Instituts für Kunsttheorie und Medienwissenschaft der Eötvös-Loránd-Universität Budapest (ELTE). Forschungsschwerpunkte: Philosophie, Kunsttheorie, theoretische und historische Probleme der modernen Ästhetik. Publikationen u.a.: Die Unvermeidbarkeit des Irrtums. Essays zur Hermeneutik (1997), "Mert nem mi tudunk…" ("Denn nicht wir wissen..." Schriften zur Ästhetik und Philosophie, 1999), Írni és felejteni (Schreiben und Vergessen, 2001), "Az eleven szép" ("Das Lebendige ist schön", 2006), Az elmélet elmélete (Die Theorie der Theorie, 2009).

18.00
Heide Schlüpmann: "… es kommt darauf an, dass Menschen Institutionen verändern". Theorie zwischen philosophischer Kultur und Wissensgesellschaft

Mit den im Titel zitierten Worten endet Siegfried Kracauers Die Angestellten. Vollständig lautet der Satz: »Es kommt nicht darauf an, dass Institutionen geändert werden, es kommt darauf an, dass Menschen die Institutionen ändern«. Ich beginne bei Kracauers Blick auf den »Mittelstand« in der Weimarer Republik. Einerseits erscheint er als die im politischen Prozess entscheidende Schicht, andererseits ist er der gesellschaftliche Zusammenhang, dem der Betrachter sich selber angehörig weiß. Dies Wissen wird zur Frage, wie von innen aus der mittelständischen Schweinwelt herauszukommen sei. Benjamin schrieb in seiner Rezension des Buchs in Hinblick auf dessen Autor von einer einzigartigen "Politisierung der eigenen Klasse", einer "Politisierung der Intelligenz". In der Tat hat niemand in dem, was heute als Kracauers intellektuelles Umfeld angesehen wird, haben weder Adorno noch Horkheimer noch Benjamin selber aus einer vergleichbar insistenten selbstreflexiven Bewegung heraus gedacht wie Kracauer. Er gestand sich keine Rückzugsmöglichkeiten zu – weder in das Spiel mit aristokratischen Ahnen noch auf den Ernst der Fabrikantenherkunft, noch in ein Schwanken zwischen verlorener Gelehrtenexistenz und aktueller Kulturpolitik im Namen des Proletariats.
Was in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als bestimmte (und bestimmende) Gesellschaftsschicht zu fassen war, verliert in den fünfziger Jahren, als Kracauer Theory of Film schrieb, diese Besonderheit, wird zu "der Gesellschaft" – immer noch und gerade ein Mittel zwischen der Elite der Kapitalisten und der Masse der Ausgebeuteten in globalem Ausmaß. Aufrechterhalten wird die Gesellschaft nach wie vor von Vertretern und Vertreterinnen des ehemaligen Mittelstandes – und solchen anderer Herkunft, die sich in ihn integrieren lassen. Die Fragen nach dem ›von innen heraus‹ aus dieser Scheinwelt hat sich verschärft. Kracauer wusste sich in Weimar als Teil des Mittelstandes, er sah sich ebenso als Teil der Gesellschaft und ihrer Institutionen. Als Theoretiker ist er nicht unabhängig – keine Ideen, keine geniale Natur, keine ökonomische Elite tragen ihn über die Gesellschaft hinaus –, er gehört seiner Herkunft nach der philosophischen Kultur, seiner Gegenwart entsprechend, insbesondere der US-amerikanischen, der "Wissensgesellschaft" an. Ich möchte über Theorie des Films und Geschichte – Vor den letzten Dingen als Manifestationen einer Veränderung der Institutionen Philosophie und Wissenschaft, die Kracauer gelang, nachdenken.

Heide Schlüpmann, nach einem Studium der Philosophie an verschiedenen Film- und feministischen Projekten engagiert (u.a. Frauen und Film, Kinothek Asta Nielsen); von 1991 bis 2008 Professorin für Filmwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt/M. Veröffentlichungen u.a.: Unheimlichkeit des Blicks. Das Drama des frühen deutschen Kinos (1990), Abendröthe des Subjektphilosophie. Eine Ästhetik des Kinos (1998), Ein Detektiv des Kinos. Studien zu Siegfried Kracauers Filmtheorie (1998), Ungeheure Einbildungskraft. Die dunkel Moralität des Kinos (2007).

19.30
Filmprogramm: Ella Bergmann-Michel: Dokumentarische Filme 1931-1933


Donnerstag, 5. November (Goethe-Institut, 9., Ráday utca 58.)

9.30
Katalin Teller: "Ein Windhauch konnte die Gebäude des Verstandes und der Macht stürzen, solange ihr Fundament das Menschenleben war". Der Stellenwert des Unberechenbaren im Detektiv-Roman

Die Übersetzbarkeit der Typologie des Detektivromans in eine Typologie sozialer Realität, wie dies von Kracauer impliziert wird, soll in meinem Referat auf Grund von zwei Detektivromanen näher beleuchtet und teilweise hinterfragt werden. Auch wenn Kracauers Absicht, mit seinem Traktat weniger ein literaturwissenschaftliches als vielmehr ein philosophisch-metaphysisches Interpretationsmodell der Gattung vorzulegen, einem exemplarischen Deutungsversuch zuwiderläuft, sollen bezüglich der Figur des Detektivs und des Erzählers jene Orte des Zufalls und jene Funktionen der Ironie besprochen werden, die bspw. in Otto Soykas Die Söhne der Macht sowie in Emile Gaboriaus Das Alibi (Die Affäre Lerouge) zum Zuge kommen. Diesen ist nämlich nicht nur ein sozialkritischer Ansatz eigen, der die Kalkulierbarkeit im Kracauer’schen Modell gewissermaßen in Frage stellt, sondern sie liefern auch ein Bild des Detektivs, in dem die Sehnsucht nach einer »abschlußhaften Weltformel« relativiert wird. Die Ausschlag gebende Frage sei demnach, inwiefern die Stabilität der Typologie, ihre interne, teils statische Referenzialität aufgebrochen werden können und welche Rolle dieser Relativierung im Umgang mit literarischen Werken in der späteren History zukommt.

Katalin Teller, Studium der Germanistik und der Slawistik an der ELTE. Dissertation über die literaturtheoretischen Implikationen von Sprachspielen in der österreichischen und russischen Kultur um 1900. Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts Ästhetische, historische und gesellschaftliche Konzeptionen der Raumerfahrung im 20. Jahrhundert an der ELTE. Seit 2009 Assistentin am Inst. für Kunsttheorie und Medienwissenschaft. Forschungsschwerpunkte: Unterhaltungskultur in Wien und Budapest in der Zwischenkriegszeit. Publikationen u.a.: "... die Masse besitzt nicht nur Phantasie, sondern auch Gedächtnis..." Massenpolitik auf den Unterhaltungsarealen von Wien und Budapest in der Zwischenkriegszeit (mit A. Kerekes, 2009), Versprachlichte Kopfgeburten. Der Fall Moosbrugger in Musils Der Mann ohne Eigenschaften (2008), Keresztmetszetek 1867-1939. Tudományképek és kulturális technikák a magyar és német nyelvı kultúrában (Querschnitte 1867-1939. Wissenschaftsbilder und kulturelle Techniken in der ungarisch- und deutschsprachigen Kultur. CD-ROM, Mithg., 2007), Pop in Prosa. Erzählte Populärkultur in der deutsch- und ungarischsprachigen Moderne (Mithg., 2006).

10.30
Kelemen Pál: "Der Vogel frisst die Fliege". Anmerkungen zu Geschichte – Vor den letzten Dingen

Der Vortrag geht der Frage nach, inwiefern Kracauers neues, medientechnisch gefasstes "antiquarische Interesse" eine wahre Alternative zur positivistischen und geistesgeschichtlichen Geschichtsschreibung bietet, die er beide zu überwinden versucht. Dabei gilt v.a. abzuwägen, ob es Kracauer überhaupt gelingt, über die geistesgeschichtlich geprägten Formen der Historiografie hinauszugehen und eine neue Perspektive sowohl auf die Geistesgeschichte als auch den Positivismus durch das filmische Modell der Geschichte zu gewinnen. Dazu wird einerseits auf frühere Schriften Kracauers zurückgegriffen, andererseits auf Texte der ungarischen Geistesgeschichte, die sich auch der Foto- und Filmmetapher bedienen.

Pál Kelemen, Studium der Germanistik und Ästhetik an der ELTE. Dissertationsprojekt über die Konzepte des Raumes und Sammelns in der Prosa von Adalbert Stifter. Seit 2006 Mitarbeiter am Lehrstuhl für vergleichende Literaturwissenschaft an der ELTE. Forschungsschwerpunkte: Geschichte und Theorie der Philologie. Publikationen u.a.: Intézményesség és kulturális közvetítés (Institutionalität und kulturelle Vermittlung, Mithg., 2005), Mitteleuropäische Avantgarden. Intermedialität und Interregionalität im 20. Jahrhundert (Mithg., 2006), Kertész und die Seinigen (mit M. Györffy, 2008).


11.45
János Weiss: Kracauers Variante einer Theorie der »Verdinglichung«. Eine Einführung in Kracauers frühe Filmtheorie

Georg Lukács hat in seinem Buch Geschichte und Klassenbewusstsein die Erfahrungen der zwanziger Jahre in dem Begriff der Verdinglichung zu sammeln versucht. Diese Reaktualisierung eines marxschen Begriffes hat auch Kracauer tief beeindruckt, er scheint aber der Meinung zu sein, dass Lukács nicht alle Potenziale dieses Begriffes ausgeschöpft hat. Kracauer wollte den Begriff der Verdinglichung als Zentralbegriff für die Beschreibung der alltäglichen Phänomene verwenden. In diesem Kontext ist auch die Entstehung seiner frühen Filmtheorie zu lokalisieren. Mein Vortrag besteht aus vier Teilen: Im ersten Teil beschreibe ich den Einfluss, den Simmel auf Kracauers Denken ausgeübt hat. Im zweiten Teil schildere ich das Verhältnis von Film und Gesellschaft. Der dritte Teil beschäftigt sich mit konkreten Filmanalysen Kracauers. Im vierten Teil schließlich versuche ich, einige Dilemmata von Kracauers Analyse herauszuarbeiten und die Konstellation von Verdinglichung und Reflexion darzustellen.

János Weiss, Professor am Institut für Philosophie an der Univ. Pécs. Forschungsschwerpunkte: Frankfurter Schule, deutscher Idealismus und Romantik, Sozialphilosophie. Publikationen u.a.: Vorstudien zu einer kritischen Theorie der Gesellschaft (1995), Die Konstitution des Staates. Zu einer staatstheoretischen Reformulierung der kritischen Theorie (2006), Was heißt Reformation der Philosophie? (2009)

15.00
Philippe Despoix: History with a difference: Kracauer vor den letzten Dingen

Der Vortrag wird die grundlegende Analogie zwischen Geschichte und modernen Reproduktionsmedien in Siegfried Kracauers letztem Buch History. The Last Things before the Last erkenntniskritisch herausarbeiten.

Philippe Despoix, Professor für vergleichende Medien- und Literaturwissenschaft an der Université de Montréal, z.Z. Senior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Studium der Natur- und Kulturwissenschaften in Toulouse, Paris und Berlin. Promotion 1987 an der EHESS in Paris und Habilitation in vergleichender Literaturwissenschaft 1998 an der FU Berlin. Gastprofessuren an der New York University und The University of Chicago sowie Ernst-Cassirer-Gastprofessor an der Univ. Hamburg. Zwischen 2003 und 2008 Leitung des Montrealer Canadian Center for German and European Studies. Mitherausgeber der Werke Siegfried Kracauers in französischer Sprache sowie aktueller Hg. der kanadischen Zeitschrift Intermédialités/Intermedialities. Publikationen u. a.: Ethiken der Entzauberung (dt. 1998), Siegfried Kracauer. Penseur de l’histoire (Mithg., 2006), Crosscultural Encounters and Constructions of Knowledge in the 18th and 19th Century; Les moyens techniques de l’art (Mithg., 2008), Travailler/Working: Harun Farocki (Mithg., 2008), Die Welt vermessen (2009).


16.00
Gaby Babic / Anke Zechner: An den Rändern des Subjekts

Ausgehend von der impliziten Kritik an Kracauer und seinem Denken, die sich in den Beschreibungen "wunderlich", "merkwürdig", "idiosynkratisch" und "quer" äußerte, liest unser Vortrag diese gegen den Strich, um aus diesen Abwertungen die eigentlichen Qualitäten des Kracauer’schen Zugangs zur Welt zu beschreiben. Als radikale Abkehr von Metaphysik, Innerlichkeit und totalitären Denksystemen, öffnet Kracauers Denken das Ich hin zur Erfahrung von Oberflächenphänomenen, Kontingenzen und Ausgeschlossenem. Die Exterritorialität und Extemporalität des Ichs werden ihm zu Schlupflöchern. Gerade die Bewegung der Selbstauflösung birgt ein utopisches Potenzial der Erkenntnis. Dies lässt sich bei Kracauer zunächst biografisch bestimmen: die Stationen seines Exils, sein "alteingewurzeltes Bedürfnis, exterritorial zu leben", sein Bleiben in New York. Als Exilant, Überlebender und Historiker ist er zeitlebens dabei, Gegenwart und Vergangenheit auf ihre Bewohnbarkeit hin zu testen, die Umwelt beschreibend zugänglich zu machen, die "namenlosen Möglichkeiten" menschlichen Daseins imaginativ zu vergegenwärtigen. "Ohne institutionelle Deckung", wie Adorno anerkennend bemerkt, lotet er die (Un-)Möglichkeiten des Subjekts aus. Dies zeigt sich manifest in seinen literarischen und filmischen Figuren (Ginster/Chaplin), schließlich im Geschichtsbuch in der Figur des Historiker-Ichs.

Gaby Babic, freie Filmkuratorin und Dozentin, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Politologie und Germanistik in Frankfurt/M. und Paris; Forschung zu visuellen Kulturen in Serbien an der Univ. Konstanz, promoviert zu Kriegsrepräsentationen im (post-)jugoslawischen Film. Publikationen u.a.: "Vom Traum der Wahrheit bleibt die Fähigkeit wahrzunehmen" (mit A. Zechner, C. Kaus), in S. Nessel, D. Kern (Hg.): Unerhörte Erfahrung. Schriften zum Kino. Festschrift für Heide Schlüpmann (2008).
Anke Zechner, wissensch. Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaften Univ. Paderborn; Schwerpunkte: Filmtheorie, Filmphilosophie, feministische Filmwissenschaft;  Dissertation bei H. Schlüpmann (Jenseits von Identifikation und Repräsentation. Zur Wahrnehmung von Materialität und Zeit im Kino). Publikationen u.a.: Im Nirgendwo und ohne Ziel lange zu verweilen: Temponauten des grauen Glücks. Zur Konzeption der Zeitwahrnehmung bei Walter Benjamin u. Siegfried Kracauer (mit S. Wiemer, 2008), Filmwahrnehmung mit allen Sinnen: Von der Programmierung der Nahsinne im Kino. Gedanken zum Verhältnis von visuellen Programmen und Gerüchen, in: H. Klippel (Hg.): The Art of Programming (2008).


17.30
Siegfried Mattl: Fotografische Medien und Geschichte: die begrenzten Freuden der Analogie

In Kracauers Geschichte – Vor den letzten Dingen nimmt Marc Bloch einen der wenigen für die post-historistischen HistorikerInnen reservierten Plätze ein. Dabei ist auffällig, dass Kracauer die expliziten Bezugnahmen Blochs auf die fotografischen Medien und insbesondere den Film, die sich in der Apologie der Geschichte finden, außer Acht lässt. In meinem Vortrag will ich versuchen, den Gründen dieses signifikanten Schweigens näher zu kommen und, ausgehend von der methodischen Einordnung des Films in die Geschichtsforschung bei Bloch, nach den Möglichkeiten fragen, über die Grenze der Analogiebeziehung, die Kracauer etabliert, hinauszugelangen.

Siegfried Mattl, Historiker, Leiter des Ludwig Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft, unterrichtet am Institut für Zeitgeschichte der Univ. Wien. Forschungsschwerpunkte u.a.: urban studies, cultural studies. Publikationen u.a.: Wien. Das 20. Jahrhundert (2000), Delete! Die Entschriftung des öffentlichen Raumes (Hg., 2005), Die Ära Kreisky und ihre Folgen. Fordismus und Postfordismus in Österreich (gem. mit W. Maderthaner, L. Musner, O. Penz, 2007).


Freitag, 6. November (Metro Kino, 1., Johannesgasse 4)

18.00
Vortrag von Heide Schlüpmann: "…es kommt darauf an, dass Menschen Institutionen verändern". Theorie zwischen philosophischer Kultur und Wissensgesellschaft
Im Anschluss an den Vortrag diskutieren Ruth Sonderegger (Philosophin, Wien) und Drehli Robnik (Filmwissenschaftler, Wien) mit Heide Schlüpmann

20.00
Vorräume
"(Und in diesem ›Vorraum‹ atmen wir, bewegen uns und leben.)" (Siegfried Kracauer: Geschichte – Vor den letzten Dingen)


Filmprogramm, zusammengestellt von Karola Gramann und Heide Schlüpmann.

Katendrecht (NL ca. 1925, 3´30´´, s/w, 16 mm  [35 mm Original], stumm), Passagen (A 1996, Lisl Ponger, 12´, Farbe, 35 mm, Ton), Abatoirs (B 1986, Thierry Knauff, 11´, s/w, 35 mm, Ton), Concorso della Bellezza fra bambini (I 1909, 3´, sw, 16 mm [35 mm Original], stumm), The Fallen World (USA 1983, Marjorie Keller, 9´, s/w und Farbe, 16 mm, Ton [amerikan. OF]), Räume (BRD 1989, Gunter Deller, 6´, Farbe, 16 mm [Blow Up von Super 8], ohne Ton), Alpsee (D 1994, Mathias Müller, 15´, Farbe, 16mm, Ton), Hand Tinting (CDN 1967, Joyce Wieland, Farbe, 5´49´´, 16 mm, Farbe, ohne Ton), Le sang des bêtes (F 1949, Georges Franju, s/w, 22´, 35 mm, Ton [französ. OF]),


Samstag, 7. November (Institut für Wissenschaft und Kultur, 9., Berggasse 17/1)

11.30
Nia Perivolaropoulou: Zeit der Geschichte und "Kinozeit" bei Siegfried Kracauer

Dass zwischen den beiden letzten Werken Kracauers zahlreiche Verbindungen bestehen, wurde verschiedentlich bemerkt und auch von ihm selbst angesprochen. Grundsätzlich verbindet beide Werke die Überzeugung, nicht nur eine neue theoretische Annäherung von Film und Geschichte zu entwerfen, sondern eine neue Art von Theorie überhaupt.
Doch besteht zwischen beiden Texten eine bemerkenswerte Asymmetrie: Es gibt in der Theorie des Films kein Kapitel, nicht einmal einen Abschnitt über die ZEIT. Dieser Mangel findet eine erstaunliche Entsprechung in Geschichte – Vor den letzten Dingen. Während in der Theorie zumindest Bergson explizit und implizit anwesend ist, kommt er im Geschichtsbuch nicht mehr vor, auch nicht im dortigen Kapitel über die Zeit. Genauer betrachtet, werden Philosophen überhaupt nur beiläufig erwähnt. Ausgehend von der Irritation, die diese Feststellung und diese Asymmetrie hervorrufen, möchte ich versuchen, die implizite, verstreute und fragmentarische Konzeption der Zeit in der Theorie de Films aus der Perspektive der Geschichte zu rekonstruieren, sie sozusagen auf ihre filmische Probe stellen und dabei aus Kracauers Sicht sowohl geschichts- wie filmtheoretische Ansätze diskutieren.

Nia Perivolaropoulou ist zuständig für die Filmstudien innerhalb der Germanistik an der Univ. Duisburg-Essen. Schwerpunkte ihrer Forschung und Lehre sind Filmästhetik und -theorie, Geschichte und Geschichtsschreibung. Zahlreiche Publikationen über Kracauer und über Film und Kino; Hg. der französischen Edition von: Die Angestellten (2000, 2004), (mit Ph. Despoix) History (2006), Theory of Film (erscheint 2010). Mitherausgabe Culture de masse et modernité. S. Kracauer, sociologue, critique, écrivain (2001).


13.00
Drehli Robnik: Admirable Nonsolutions. Para-Taktik und Politik in Kracauers filmischen Geschichtsbildern

In seinem letzten Buch, History, wendet sich Kracauer vorletzten Dingen und »lost causes« zu, die gegenüber gegenwärtigen Ordnungen insistieren, und rekurriert dabei auf sein vorletztes Buch: Immer wieder zitiert und paraphrasiert Kracauer Passagen und Motive aus seiner Theory of Film. In diesem Prozess scheint Film ganz in Theorie, in einer wahrnehmungsdurchdrungenen Erfahrungsweise, aufgegangen zu sein, während die Filme selbst weitgehend verlorengegangen sind (und als "lost causes" nachwirken). Umso bezeichnender sind womöglich diejenigen wenigen Filmbeispiele, die in History dennoch auftauchen: etwa Misère au Borinage (1934) von Joris Ivens und Henri Storck, anhand dessen die freiwillige Selbstdurchkreuzung und »aktive Passivität« als Haltung des Historiker-Ich erörtert wird; oder D. W. Griffiths Intolerance (1917), anhand dessen Kracauer "Verkehrsprobleme" und das Nicht-Verhältnis zwischen Mikro- und Makro-Ordnung von Geschichte auf den Bild-Punkt bringt. Von diesen begrifflich aufgeladenen filmischen Geschichtsbildern geht mein Vortrag aus, in Richtung einer Auslotung von politischen Potenzialen in Kracauers Theorie von Geschichtlichkeit; dies zumal im Dialog mit gegenwärtigen Diskursen, die (bild-)politische Perspektiven auf die Filmästhetik vorschlagen und sich dabei auf Kracauer’sche Begriffe beziehen.

Drehli Robnik, Filmwissenschaftler, Researcher am Ludwig Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft; lehrt an der Univ. Wien, J.W. Goethe-Univ. Frankfurt/Main, Masaryk-Univ. Brno; Publikationen zuletzt: Geschichtsästhetik und Affektpolitik. Stauffenberg und der 20. Juli im Film 1948–2008 (2009), Siegfried Kracauer, in: F. Colman (Hg.): Film, Theory and Philosophy: The Key Thinkers (2009), Die Massen mustern: Biopolitik und Geschichte im Zeichen der Filmästhetik bei Siegfried Kracauer, in: Buchmann/Draxler/Geene (Hg.): Film, Avantgarde, Biopolitik (2009); gelegentlich Edutainer. »Lebt« in Wien-Erdberg.

15.30
Chris Tedjasukmana: Die Erfahrung verlorener Möglichkeiten. Kinematografie und Historiografie bei Kracauer und Benjamin

Ausgehend von der Analogie zwischen Film und Geschichte möchte ich mit Kracauer und Benjamin ein Spannungsfeld rekonstruieren, auf dem sich die Kinematografie als spezifische Form der Historiografie entfaltet. Doch während Kracauer von dem Versuch getrieben ist, der materialen Geschichte jenseits spekulativer Geschichtsphilosophie gerecht zu werden, optiert Benjamins Historischer Materialismus für geschichtsphilosophische Parteilichkeit. Gleichwohl markiert die Differenz zwischen Kracauers Zögerlichkeit und Benjamins Entschiedenheit das grundsätzliche topografische Spannungsfeld einer kritischen Historiografie. Kulminationspunkt beider Geschichtstheorien ist überdies ein gemeinsamer: Geschichte erscheint beiden als die Kopplung von Zeit und Macht. Der Geschichtsprozess verläuft demnach im Modus der melancholischen Sedimentierung. Dagegen insistieren Kracauer und Benjamin auf den verworfenen Möglichkeiten und begründen eine "Tradition verlorener Prozesse". Kracauers Losung der "Errettung physischer Realität" erweist sich hier als die Hervorhebung des filmischen Potenzials, in der Kinoprojektion die verlorenen Prozesse der Geschichte erfahrbar zu machen.

Chris Tedjasukmana, wissensch. Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste, FU Berlin und Mithg. von Waking Life. Kino zwischen Technik und Leben, das in Vorbereitung ist. Das Promotionsprojekt Lebensschau. Biopolitik, ästhetische Erfahrung und Historiografie des Kinos umfasst filmische Modelle zu Chantal Akerman; Rainer Werner Fassbinder; Alexander Kluge, Helke Sander und Hito Steyerl; Gregg Bordowitz und Todd Haynes.


17.00
Amália Kerekes: Vor dem Diamat. Episodische Makrogeschichte bei Balázs und Kracauer

"Gibt es denn in Wirklichkeit solche Situationen, die plötzlich wie von selbst erstarren, die sich aus innerer Notwendigkeit nicht fortsetzen, aus denen man in das weiterfließende Leben gewaltsam hinüberspringen muß?", stellt Balázs 1925 die Frage in einem kurzen Feuilleton über die Wahrnehmung von Bilderreihen, über die augenblickliche Gewissheit angesichts visueller Diskontinuitäten. Der Vortrag geht von einem Vergleich der Annäherungen an das "Gesicht der Dinge" bei Béla Balázs und Siegfried Kracauer aus und versucht, die Dingsemantik beider Ansätze mit den historisch-filmischen Ausführungen zur Episode zu koppeln. Die Rahmung der materiellen Partikeln ist dabei mit Changieren zwischen "Zufallsmanifestationen" und Objektivierung zu verbinden, womit die Dingräume in ihrer Singularität erkannt werden können, was bei Balázs das Ideal einer bis zur Zeit- und Leblosigkeit gesteigerten totalen Konstruktion zur Folge hat, bei Kracauer hingegen von der "Funktion der Durchlässigkeit" her in ihrer Aussagekraft und Tragweite ermessen wird.

Amália Kerekes, Studium der Germanistik und Hungarologie an der ELTE, Dissertation über das Spätwerk von Karl Kraus. Seit 2001 Assistentin am Germanistischen Institut der ELTE. Forschungsschwerpunkte: österreichische und ungarische Publizistik in der Zwischenkriegszeit, Wiener Emigration 1919–1926. Publikationen u.a.: Post festum. Szabadtéri játékok a két világháború között Salzburgban, Szegeden és Pécsett (Freilichtspiele in der Zwischenkriegszeit in Salzburg, Szeged und Pécs, Mithg., 2009), Pop in Prosa. Erzählte Populärkultur der klassischen Moderne (Mithg., 2007), Schreibintensitäten. Alterationen der journalistischen Wahrnehmung im Spätwerk von Karl Kraus (2006).


18.30
Dennis Göttel: Trugbilder und Paradiesmauer. Oberflächige Notizen zur Denkfigur der Leinwand in Kracauers Geschichte – Vor den letzten Dingen

Kracauers Geschichte – Vor den letzten Dingen ist geprägt v.a. von der topografischen Metapher des »Vorraums«, mittels derer das Verhältnis von Geschichte und Philosophie zu fassen versucht wird. Dieser metaphorischen Konzeption möchte ich die im Text marginal erscheinenden Denkbilder der Leinwand – die unschwer als Kinoleinwand erkennbar ist – zur Seite stellen.
Kracauer metaphorisiert die Leinwand zum einen im Kontext des Verhältnisses von Zeitraumdenken und chronologischer Zeit: Hier taucht jene im Umfeld der historiografischen "Trugbilder" eines "Marschs der Zeit" auf (vgl. Kracauer, S. 147f.). Zum anderen ist die Leinwand im Kapitel zum Vorraum platziert, wo sie als schier transzendentales Phänomen markiert ist, hinter der die ewigen Wahrheiten harren (vgl. ebd., S. 188f.).
Eine auf die Leinwand abzielende Lektüre versucht neben Kracauers expliziter Analogiesetzung von fotografischen Medien und Geschichtsschreibung eine Spur der Kinematografie in seiner Geschichtsphilosophie freizulegen. Es gilt zu zeigen, inwiefern die Kinoleinwand jenseits adäquater Metaphorik überhaupt erst bestimmte Denkfigurationen Kracauers ermöglicht.

Dennis Göttel, Studium Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Politologie und Germanistik an der Goethe-Univ. Frankfurt/M.; z.Z. Fellow am Initiativkolleg Sinne-Technik-Inszenierung: Medien und Wahrnehmung an der Univ. Wien; laufende Dissertation zu Geschichte und Theorie der Kinoleinwand. Publikationen u.a.: Blue Screen. Spuren des kinematografischen Dispositivs in Kerry Conrans SKY CAPTAIN AND THE WORLD OF TOMORROW und Derek Jarmans BLUE, in: D. Wentz/A. Wendler (Hg.): Die Medien und das Neue (2009).


Veranstalter: OTKA-Projekt »Ästhetische, historische und kulturwissenschaftliche Konzeptionen der Raumerfahrung im 20. Jahrhundert« (Eötvös-Loránd-Univ. Budapest), Ludwig Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft (Wien), Goethe-Institut Budapest, Filmarchiv Austria (Wien), Institut für Wissenschaft und Kultur (Wien)
Organisatoren: Amália Kerekes, Drehli Robnik, Katalin Teller

 


Antworten

Budapest

A picture from the heydays of liberal Budapest - when a whole (though short) underground line could be built within two years. And M1, the famous "Földalatti", Budapest's yellow line, still works. I have never seen this image of the construction on Andrássy before, so be full of admiration - and I am not telling your where it is from...

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)

Budapest has – together with St. Petersburg and Vienna – one of the largest tramway networks of the world. The tramway type "UV" – standing for "Új villamos - New tramway" and pictured above – was designed in the early forties and is still a symbol for Hungary's once high-tech railway-carriage industry. With the arrival of the new low-floor-trams in spring 2006 – built by Siemens in Vienna and not too beautiful – this landmark of Budapest will vanish from the cityscape.
György Petri: Imre Nagy

Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts

vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung des Stricks, von der letzten Schmach.

Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,

wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,

als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.

Übersetzt von Hans-Henning Paetzke

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