Emergenzen 5 - Part 1
[ Emergenzen 5 ]
In den kommenden Wochen werden im Weblog Budapest laufend die Abstracts zum Workshop Emergenzen 5: Wissenschaftskommunikation und Fantastik 1900/2000 (Budapest, ELTE Germanistisches Institut, 4.-6. Oktober) erscheinen. Als Auftakt das Abstract von Roland Innerhofer (Universität Wien).
Roland Innerhofer: Fantastik und Möglichkeitssinn. Zur literarischen Organisation des Wissens bei Kafka und Musil
Das erste Drittel des 20. Jahrhunderts kann als eine Epoche der Verwissenschaftlichung und Experimentalisierung von politischen Regierungs- und sozialen Regulierungstechniken gesehen werden. Die Formen und Verfahren der Verwaltung, die Speicher- und Übertragungsmedien und ihre Datenströme scheinen in den Texten von Kafka und Musil mit den literarischen Techniken zu konvergieren. Doch in ihrem literarischen Re-Arrangement, in ihrer oft paradoxen Überblendung, in den "unglaublichsten Nachbarschaften zwischen Diskursen, Medien und Maschinen" (Benno Wagner) werden Wissensbestände und diskursive Ordnungen verfremdet, gewissermaßen ver-wendet oder absichtsvoll fehlerhaft reproduziert. Dadurch werden Machteffekte bei der Formierung und Konstitution von Wissen sinnfällig.
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Budapest

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)


Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts
vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung
des Stricks, von der letzten Schmach.
Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,
wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,
als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.
Übersetzt von Hans-Henning Paetzke

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