Austrofaschismus oder Staatswiderstand
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Übermogen, am 06.02.2008, findet im Renner-Institut zu Wien (Bruno-Kreisky-Saal; Gartenhotel Altmannsdorf, Hoffingergasse 26-28 [erreichbar mit U6, Station "Am Schöpfwerk"]) ein Workshop zum Thema Österreich 1933/38 - Austrofaschismus oder Staatswiderstand statt. Als ReferentInnen sind gemeldet: Wolfgang Maderthaner (Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung), Siegfried Mattl (Ludwig Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft / Cluster Geschichte), Béla Rásky (Historiker, Wien / Budapest), Ilse Reiter-Zatloukal (Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte, Universität Wien), Christiane Rothländer (Historikerin und Juristin, Wien), Gerhard Senft (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Wirtschaftsuniversität Wien).
Der Workshop ist dahingehend intendiert, strukturelle Entwicklungen der rechtlichen, ökonomischen und sozialen Sphären zwischen 1933 und 1938 aufzugreifen und diese in Bezug zur zeitgenössischen Gedächtnispolitik zu setzen.
Natürlich steht bei all dem die Komplexität österreichischer Identität im Mittelpunkt. Gerade die Jahre 1933-1938, von der Ausschaltung des Parlaments unter Dollfuß bis hin zum "Anschluss" durch die Nationalsozialisten - stellen bis heute eine nur sehr bedingt "aufgearbeitete" Phase der österreichischen Geschichte dar, die daraus resultierenden Reibungen können getrost als Verlust" eingestuft werden. Krisen der österreichischen Identität - wie sie u.a. die Waldheim-Affäre oder die Sanktionen der Europäischen Union 2000 ausgelöst haben -, berühren schließlich immer wieder die Frage nach dem historischen Verhältnis von gesellschaftlicher Freiheit und staatlicher Souveränität und den politischen Konsequenzen, die aus der Erfahrung des Austrofaschismus zu ziehen sind; beständig wird darauf zurückgegriffen. Trotz der Versuche in den 1970er und 1980er Jahren zu einem politischhistorischen Konsens in der Beurteilung der Dollfuß/Schuschnigg-Diktatur zu kommen, stehen sich nach wie vor zwei kontroverse österreichische Gedächtniskulturen gegenüber. Während die sozialdemokratische Erinnerung mit dem Begriff "Austrofaschismus" die aktive Zerstörung der Demokratie aus parteilichen Machtinteressen des christlichsozialen Lagers verknüpft, die den Widerstandswillen der Bevölkerung gegen die Nationalsozialisten unterminiert hat, versteht die konservative Vergangenheitspolitik die Diktatur zwischen 1933 und 1938 als patriotischen Staatswiderstand gegen den Nationalsozialismus. Damit verbinden sich auch bis heute (und wohl noch eine zeitlang) politische Reflexhandlungen.
Postscriptum: Die OrganisatorInnen bitten um Anmeldung.
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Senior Editor

(Weitere Informationen hier)

[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]


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