... der Rest ist Österreich

posted by PP on 2008/11/06 17:22

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Im Rahmen des morgen Freitag stattfindenden, ausgesprochen empfehlenswerten Symposiums 1918-1920: Der Fall der Imperien und der Traum einer besseren Welt (Beginn 10.00 Uhr; Ort: Bundeskanzleramt der Republik Österreich, Otto Wagner Saal, Hohenstaufengasse 3, 1010 Wien; Programm hier) wird auch die Publikation

Helmut Konrad / Wolfgang Maderthaner (Hg.): Das Werden der Ersten Republik. "... der Rest ist Österreich". 2 Bde. Wien: Carl Gerold’s Sohn 2008

der Öffentlichkeit vorgestellt. Hierin legen die Herausgeber gemeinsam mit über dreißig Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Ländern und wissenschaftlichen Disziplinen eine der umfangreichsten Darstellungen der Ersten Republik und ihrer Anfangsjahre, der Komplexität der Entstehung des jungen Staates vor. Die beiden verdienstvollen Bände gliedern sich ...

... in die vier Hauptbereiche Grenzfragen, Politik,  ökonomische und soziale Redimensionierung sowie Kunst und Kultur. Nach der Darstellung der Ereignisse des Ersten Weltkriegs mit seinen traumatischen Erfahrungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und Politik der Nachkriegsjahre widmet sich der erste Hauptabschnitt den offenen Grenzfragen mit den Nachbarländern sowie der Anschlussbewegung Vorarlbergs an die Schweiz und dem Problem des Umgangs mit Deutschland. Im politischen Teil ordnet Wolfgang Maderthaner die spezifisch österreichische Entwicklung in den Kontext der sozialen und politischen Umwälzungen in Mitteleuropa ein. Die "österreichische Revolution", wie Otto Bauer sie nannte, und dessen Wirken als Staatssekretär für Äußeres werden in einem Beitrag von Ernst Hanisch beleuchtet. Verdeutlicht werden auch das beispielhafte "soziale und kulturelle kommunale Experiment" des Roten Wien und das im europäischen Vergleich relativ früh eingeführte Frauenwahlrecht sowie die politische Repräsentanz von Frauen, die bis heute nicht selbstverständlich ist. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Verfassung von 1920, eine der großen Errungenschaften dieser Jahre, und ihr Autor Hans Kelsen. Bis heute ist der Verfassungstext in seiner modifizierten Form von 1929 die rechtliche Grundlage der Zweiten Republik. Weiters beschrieben werden das christliche und deutschnationale politische Lager, die jüdische Intelligenz und die konfessionellen Verhältnisse des Landes im Übergang von der Monarchie zur Republik.

Der zweite Band setzt sich mit Fragen der ökonomischen und sozialen Redimensionierung, der Überlebensfähigkeit des jungen Staates im neuen geopolitischen und wirtschaftlichen Umfeld, der Geld- und Währungspolitik in Zeiten der Hyperinflation und dem ungehemmten Spekulationskapitalismus auseinander. Die Schwierigkeiten des Mittelstandes, die Lebensbedingungen der Frauen sowie die Sozialisierung des Gemein- und Wirtschaftslebens sind Thema weiterer Darstellungen und Analysen. Nicht unerwähnt bleiben die herausragenden Errungenschaften in der Kunst und Kultur sowie in den Bereichen der Pädagogik oder die Theorien von Sigmund Freud. Eine Sammlung historischer Dokumente und Landkarten rundet das umfangreiche Werk ab.

AutorInnen:

Kurt Bauer, Peter Berger, Dieter A. Binder, Gerhard Botz, Johann Brazda, Julia Danielczyk, Karl Fallend, Malachi Haim Hacohen, Ernst Hanisch, Gabriella Hauch, Deborah Holmes, Roman Horak, Hansjörg Klausinger, Christian Koller, Helmut Konrad, Wolfgang Maderthaner, Herbert Matis, Siegfried Mattl, Lorenz Mikoletzky, Lutz Musner, Alfred Johannes Noll, Birgit Peter, Alfred Pfoser, Béla Rasky, Walter Reichel, Manfried Rauchensteiner, Richard Saage, Robert Schediwy, Karin Schmidlechner, Dominik Schweiger, Rolf Steininger, Robert Stöger, Niko Wahl, Fritz Derek Weber, Ute Weinmann, Andreas Weigl.

Verlagsinformation:

Das Jahr 1918 hat die Welt verändert: In den vier Jahren des Ersten Weltkriegs, der weichenstellenden Katastrophe am Beginn des 20. Jahrhunderts, sind Weltreiche zerfallen, neue Staaten entstanden. Die Demokratie hatte sich weitgehend durchgesetzt, sie wurde aber durch autoritäre und faschistische Bewegungen, die in den Schützengräben des Krieges ihre Massenbasis gefunden hatten, von Beginn an existentiell bedroht. In der zerfallenden Donaumonarchie, also auch in der jungen Republik (Deutsch-) Österreich, lagen Revolutionen in der Luft. Und der junge Staat musste sich erst konsolidieren. Praktisch alle Grenzen standen zur Diskussion, ebenso die Staatsform und die Verfassung. Die Lebensfähigkeit des Staates wurde bezweifelt, und die Hyperinflation entzog auch dem Mittelstand die Existenzgrundlage.

Der Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie reduzierte die Bevölkerung Österreichs auf etwa 6 Millionen Menschen. Aus der Vielfalt der Sprachen und Kulturen war ein weitgehend deutschsprachiger und katholischer "Rest" geblieben, der seine Minderheiten argwöhnisch beobachtete. Der Weg in die kulturelle und wissenschaftliche Verengung war vorgezeichnet. Dennoch war aber auch das Erbe des Fin de Siécle [sic!]vorhanden. Kunst, Kultur und Wissenschaft waren auch in den Krisen der auf den Ersten Weltkrieg folgenden Jahre noch als Erben der Blütezeit zu sehen und hatten Weltgeltung. Das galt in erster Linie für Wien, das noch immer eine Metropole war.


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Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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