Kafka revisited
[ Literatur | -e ]
Kürzlich gabs u.a. hier den Hinweis auf die Konferenz "Kafka und die Macht" zu lesen - und nun findet sich in der Frankfurter Rundschau der Tagungsbericht von Arno Widmann dazu. Wie man eigentlich erwarten musste, gab es mächtig Bröseln hinsichtlich der Frage, wem denn nun der Ruhm der 1963er Kafka-Konferenz, eben in Liblicé, zufalle. Widmann berichtet diesbezüglich anschaulich und verweist auch auf Michael Rohrwassers Vortrag, der...
... darauf aufmerksam machte, "dass es bei Kafka kein Opfer gibt, das nicht auch Täter ist". und Widmann schließt: "Dass aus Tätern Opfer und Opfer zu Tätern werden, mag einem kafkaesk vorkommen, aber es ist nichts als die Wahrheit."
Nachtrag: Es gibt nun auch einen Bericht in der Zeit, von Ulrich Greiner. Dieser rückt die politischen Aspekte stärker in den Vordergrund und schließt wie folgt:
Roland Reuß erhob ärgerlich Einspruch und sagte, die politische Interpretation des Processes sei eindimensional. Zeige nicht der Roman, dass Josef K. eine höchst ambivalente Figur sei, keineswegs nur ein Opfer? Ja, stimmte man ihm zu, schon wahr, aber das gelte auch für jene Heroen, die damals mit Kafka den Aufstand geprobt hätten. Plötzlich sah man, wie politisch seine Texte sind, vielleicht gerade deshalb, weil sie mit Politik gar nichts zu tun haben.
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Senior Editor
(Weitere Informationen hier)
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
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