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[ Ungarn | Hungary ]
Richard Swartz hat für die Printausgabe der Süddeutschen Zeitung (v. 04.05.2009, p.11) einen Beitrag mit dem Titelzitat "'Nein, nein, niemals!'" verfasst, welcher Populismus und Nationalismus im gegenwärtigen Ungarn darzustellen sucht. dabei sitzt er mancher Vereinfachung und beinahe schon Klischees auf, gleichzeitig sind seine Beobachtungen der Strategien von Viktor Orbán (Fidesz) und Krisztina Morvai (Jobbik) durchaus luzide. V.a. jene Orbáns ist kurz und prägnant, sie lautet wie folgt:Ein Populist repräsentiert kein Programm und nicht einmal sich selbst, ohne dabei für das Volk mitzudenken. Hat ihn jemand darum gebeten? Nein, er hat sich geopfert. Die Anhänger des Populisten können sich selten gut artikulieren; deshalb bezieht er seine Legitimation vor allem aus dem Unartikulierten seiner Gefolgschaft. Auch drückt das Volk die Dankbarkeit, die es ihm schuldet, nicht in Worten aus, sondern durch Hingabe.
Viktor Orban, Ungarns gefährlichster Populist, geht sogar noch weiter, indem er behauptet: Das Volk kann nicht auf der Seite der Opposition sein. Ironischerweise ist Orban heute selbst in der Opposition, aber weil er zu wissen glaubt, dass das Volk auf seiner Seite ist, kann er die oppositionelle Rolle als Irrtum darstellen. Eine meiner ersten Begegnungen mit Orban ereignete sich vor zwanzig Jahren im sogenannten Weißen Haus von Budapest, der alten Machtzentrale der Kommunisten. Ich war dort zu einem Gespräch mit Reszö Nyers verabredet, dem Chefarchitekten des Gulaschkommunismus. Von Nyers ging ich weiter zu Viktor Orban, der im selben Haus, aber auf einem anderen Stockwerk residierte. Der kurze Weg erschien mir wie ein symbolischer Spaziergang zwischen zwei Welten. Orban war ein freches, schlagfertiges politisches Wunderkind, das damals alle für sich einnahm – auch mich. Was ich zu jenem Zeitpunkt nicht bedachte, war, dass die Geschichte keine solchen Abkürzungen kennt: Niemand kann eine Welt verlassen und einen andere betreten, indem er einfach den Fahrstuhl zu einem anderen Stockwerk nimmt.
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Senior Editor

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[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]


Antworten
...nur ein kleines Problem mit dem Textausschnitt: Er suggeriert nämlich, dass Orbán bei der KP gewesen wäre sei. War er aber nicht.... das muss man ihm schon lassen