Maravilla ohne Villa

posted by PP on 2008/06/27 16:02

[ Sport | -s ]

Ein Wunder ohne Villa, ihrer so behenden Nummer 7 - so sehen es die bisher "Villa! Villa M-a-ra-villa!" skandiert habenden Fans der Furia Roja, die beim Bügeln der so verheißungsvollen Sbornaja (aufgrund seiner Muskelverletzung) großteils ohne ihren Starstürmer auskommen musste. Aber sein "Ersatz" Fabregas war dann (abgesehen von den sowieso unbestreitbaren spielerischen Qualitäten) das, was noch gebraucht wurde. Denn tatsächlich hatten sie, wie zu vermuten war, das russische Flügelspiel in den Griff bekommen, die Stürmer der russischen Auswahl liefen wie in einem Trichter...

... immer wieder in der Mitte zusammen - und dort besorgte die spanische Verteidigung den Rest (und hatte überdies Casillas). Umgekehrt konnte sie nach der Hereinnahme von Fabregas (der wie die meisten seines Teams an diesem Abend ein großartiges Momentum hatte) auch noch das Übergewicht im Mittelfeld erzielen und dann fielen in der zweiten Hälfte im Zuge unwiderstehlicher Angriffe auch die Tore (trotz eines fabelhaft sicheren Tormanns).

Somit hätten wir am Sonntag Deutschland und Spanien auf dem Wiener Speisezettel, das Dessert zu dieser teilweise mitreißend gut gespielten EM (ach schweigen wir doch von den paar fantasielosen Partien, verlieren wir heute ausnahmsweise - auch wenn Kollege Pethes da schon manch kluge beobachtung angestellt hat - keine Worte über Tränen; letztere werden so oder so am Sonntag garantiert sein). Und die deutschen Meister der Taktik können sich schon mal überlegen, wie sie die roten Wirbelsturm (der gegen Italien und nunmehr Russland enorm diszipliniert spielte) in die Zange nehmen können. Die Spanier ihrerseits werden i.a.R. Lahm, Podolski, Schweinsteiger in den Zwinger bringen müssen, auf Ballack wird wahrscheinlich Senna angesetzt. Ob das allerdings so aufgeht, ob die Spanier nochmals die Nacht zum Tag machen können? Eigentlich spricht so ziemlich alles für Deutschland als Europameister (wäre dann schon zum vierten Mal), wäre da nicht einer der teils schönsten, teils entsetzlichsten Aspekte des Fußballs: seine ihm niemals gänzlich auszutreibende Unvorhersehbarkeit. Banal? Klar.

 

(Nachtrag am Tag des Finales: In Deutschlands Tagesthemen war kürzlich durch einen technischen Lapsus die Farbenfolge der deutschen Flagge ein klein wenig verdreht. Kein Grund zur Aufregung - denn spätestens seit R. Redfords The Last Castle wissen wir, dass nur eine Fahne gänzlich verkehrt herum aufgehängt den Fall der Festung bedeutet - , möchte man meinen. Weit gefehlt, die Bild-Zeitung warf umgehend die Intelligenzfrage auf. Ausgerechnet. Und in der Aufregung hat niemand das ballestrische Herz thematisiert.)

 


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01 by Béla Rásky at 2008/06/27 16:33 Bitte registrieren und/oder loggen Sie ein, um zu antworten

Arriba, arriba mes torres espagnoles!!!! Todos los pueblos - exceptos una negligable - estan en campo espagnol - sag` ich mal in Pidgeonspanisch

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Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
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Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
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Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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