Tschechien | Czechia - Part 22

posted by PP on 2007/04/29 18:21

[ Tschechien | Czechia ]

Wenn eine Veranstaltung vom Tschechisches Nationalmuseum, der Fakultät für Kunst der Karlsuniversität Prag dem Institut für Zeitgeschichte der Tschechischen Akademie der Wissenschaften sowie dem Tschechoslowakischen Dokumentationszentrum, in Kooperation mit dem Hannah Arendt Institut für Totalitarismusforschung an der Technischen Universität Dresden sowie der Abteilung Archiv der Sicherheitsorgane des Ministerium des Innern der Tschechischen Republik organisiert und dies alles finanziell von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie dem Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik unterstützt wird, so dürfte das Thema ein mehr als bedeutsames sein. Beispielsweise

Charta 77 und der Kampf um Menschen- und Bürgerrechte

eine Tagung in der zweiten Märzhälfte, zu der Gert Röhrborn nun seinen Bericht publiziert hat.

Eingangs des Berichts wird noch festgestellt:

30 Jahre nach der Erstunterzeichnung der Charta 77 widmete sich die Konferenz der Erforschung dieser historischen Handlung, die nach der Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 und der Periode der "Normalisierung" nicht nur für die Tschechoslowakei, sondern für den gesamten sowjetischen Herrschaftsbereich und letztlich auch für ganz Europa eine bedeutende Wegmarkierung darstellen sollte. Die Unterzeichnung war ein individueller Akt der Verteidigung der persönlichen Integrität gegen das vom Regime aufgezwungene "Leben in Lüge", und brachte in erster Linie eine Gemeinschaft der Signatare hervor. Im Fahrwasser des unerwartet dynamischen Helsinki-Prozesses mit seinen Folgetreffen in Belgrad, Madrid und Wien entstanden überall östlich des Eisernen Vorhanges vom Regime unabhängige Vereinigungen, die zunehmend über Ländergrenzen hinweg Kontakt aufnahmen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten zusammenarbeiteten. In kleinen Schritten schufen sie den Nährboden für die Umwälzungsprozesse der Jahre 1988 bis 1991 und bildeten die ersten, zunehmend vernetzten Inseln einer noch heute im Wachsen begriffenen transnationalen europäischen Zivilgesellschaft. Der Beitrag des Ideenaustausches zwischen Charta 77, KOR und Solidarnosc für die Wiederannäherung zwischen Polen und der Tschechoslowakei nach dem Einmarsch im August 1968 sollte im Verlauf der Tagung gebührende Achtung finden. Gegen die historische Konjunktur der Politik der Détente zwischen den Blöcken wurde die unermüdliche Unterstützung der Arbeit der Charta durch das Netzwerk von im westlichen Ausland lebenden Exiltschechen sowie der unschätzbare Vorteil des Vertrauens der westlichen Medien in den Mittelpunkt des Interesses gestellt.

Röhrborn, vom Kooperationspartner Hannah-Arendt-Institut, bemerkt gegen Ende seiner Ausführungen, die insgesamt zu empfehlen sind:

Allerdings konnte im Verlauf der Konferenz, die im Gegensatz zum politischen Alltag ein großes tschechisches Medieninteresse auslöste, nicht verborgen bleiben, dass auch heute noch eine zu große Nähe und Affinität zwischen Akteuren aus Politik, Wissenschaft und dem Umfeld der Charta vorherrscht. Zukünftige Tagungen und Forschungsprojekte sollten daher verstärkt auf kritische Distanz zwischen Wissenschaftlern und Zeitzeugen achten, wie sie sich auf dem Gebiet der DDR-Forschung nach Jahren scharfer geschichtspolitischer Auseinandersetzungen nun weitgehend etabliert hat.

 


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Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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