Ungarn | Hungary - Part 16
[ Ungarn | Hungary ]
Im "Güldenen Arm" (Hermann-Elflein-Straße 3, D-14467 Potsdam) läuft von 6. September bis 29. Oktober 2006 die Ausstellung
Aspekte des ungarischen Historismus. Deutsch-ungarische Wechselbeziehungen in der Architektur
Diese ist täglich von 11.00-18.00 Uhr geöffnet, Eröffnung ist am 5. September um 17.00 Uhr und Gábor Papp (Ungarische Akademie der Wissenschaften, Budapest) wird die inhaltliche Einführung besorgen.
Die Ausstellung wird einen Einblick in die Architektur des Historismus in Ungarn (insbesondere in Budapest) bieten, dessen Entwicklung maßgeblich durch die engen Beziehungen zwischen Architekten aus deutschsprachigen Ländern und aus Ungarn geprägt wurde.
Nach dem Ausgleich von 1867/68 wurde Budapest Hauptstadt der ungarischen Reichshälfte der Donaumonarchie. Es folgte - nicht zuletzt durch die nicht sehr nachteiligen wirtschaftlichen Bedingungen des Ausgleichs - ein rasanter Aufschwung, durch den sich Budapest in kurzer Zeit zu einer modernen Großstadt, mit einer der höchsten demoskopischen Zuwachsraten - entwickelte. Ungarn orientierte sich nicht allein an Wien, sondern vermehrt auch an anderen Zentren des deutschen Sprachraums. Zahlreiche ungarische Architekten studierten an deutschen Hochschulen, insbesondere an der Bauakademie in Berlin, und führten den neuen Stil in ihrer Heimat ein.
Der Historismus in Ungarn war insofern mit dem Wirken deutscher Architekten in Ungarn verbunden. Sie beteiligten sich an den Ausschreibungen für große Bauprojekte wie die Ungarische Akademie der Wissenschaften, die zwischen 1860 und 1865 nach Plänen Friedrich August Stülers errichtet wurde. Die gute wirtschaftliche Lage in Budapest in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert ermutigte schließlich zahlreiche deutsche und österreichische Architekten, sich in Ungarn niederzulassen und dort zu arbeiten.
Eigene historistische Schulen der Architektur bildeten sich aus, die mitunter sogar eine Verbindung des ungarischen Nationalismus und Regionalismus mit neuen Großmachtansprüchen zu stiften suchten. Friedrich Achleitner hat diese Entwicklung vor einigen Jahren in einem schönen, ausführlichen Aufsatz mit zahlreichen Abbildungen nachgezeichnet:
ORT UND ZEIT. Zum Dilemma von Regionalarchitektur und Moderne. In: "[...] als hätte die Erde ein wenig die Lippen geöffnet [...]". Topoi der Heimat und Identität. Hgg. v. Peter Plener u. Péter Zalán. Budapest: ELTE 1997 (Budapester Beiträge zur Germanistik Bd. 31)
Doch statt weiter abzuschweifen zurück zur oben annoncierten Ausstellung: Die Bilder der Fotografen Mathias Marx (Potsdam) und József Hajdú (Budapest) zeigen auf durchaus eindruckvolle Weise den baulichen Glanz der ungarischen Gründerzeit, in dem das Streben der ungarischen Nation nach Unabhängigkeit und Modernisierung zum Ausdruck kommt.
Die Ausstellung wurde vom Deutschen Kulturforum östliches Europa und dem Forschungsinstitut für Kunstgeschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften konzipiert und wird in Kooperation mit dem Geschäftsbereich IV, Stadtentwicklung und Bauen, Bereich Untere Denkschutzbehörde, Potsdam präsentiert. Sie wird vom Collegium Hungaricum Berlin unterstützt und ist Teil der Veranstaltungsreihe "Ungarischer Akzent".
Weitere Informationen:
- Dr. Claudia Tutsch
Deutsches Kulturforum östliches Europa
Tel.: 0049-331/20098-14 - i.A. André Werner
Deutsches Kulturforum östliches Europa
Am Neuen Markt 1
D-14467 Potsdam
Tel.: 0049-331/20098-0
Fax: 0049-331/20098-50
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Senior Editor
(Weitere Informationen hier)
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
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