Bücher | Books - Part 73

posted by PP on 2006/05/10 03:34

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Dass die Geschichte Ostpreußens - sintemal in der Retrospektive - kaum als eine konfliktfreie einzustufen ist, sieht keineswegs zuletzt Andreas Kossert, Historiker am Deutschen Historischen Institut in Warschau, so, wenn er zum einen ins Auge fasst die außerordentlich scharfe Polarisierung, mit der jede öffentliche Thematisierung Ostpreußens in den beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften einherging. Und zum anderen jene Gegenseite kennzeichnet, die die Westverschiebung Polens als eine Art historisch moralische Wiedergutmachung für den verbrecherischen deutschen "Drang nach Osten" ansieht. Hinzu kam dann noch dieses "Reizwort Ostpreußen" hinter dem Eisernen Vorhang, wo polnische, sowjetische und litauische Historiker ebenfalls politische Interessen bei der Geschichtsschreibung nicht ganz unberücksichtigt ließen. In seinem Buch
Ostpreussen. Geschichte und Mythos. München: Siedler 2005, 448 pp.
[ISBN 3-88680-808-4; EUR 24,90,-]
das von Katharina Kunter sehr positiv rezensiert wurde, geht es nun...
... um einen für die Geschichtsforschung zu Ostpreußen nicht unerheblichen Paradigmenwechsel. Dies dürfte ihm der Rezensentin zufolge gelungen sein:
Die Geschichte Ostpreußens, das zeigt Kossert deutlich, lässt sich eben nicht nur mit Blick auf die eine oder die andere Seite schreiben. Vielmehr ist es gerade die Zusammenschau der Schatten- und der Sonnenseiten, die die Besonderheit dieses einmaligen Erinnerungsraumes ausmacht. Das Buch von Andreas Kossert, das nicht zuletzt durch seine sorgfältige Aufmachung (zwei Karten von 1920 und 1991 mit deutscher, polnischer, russischer und litauischer Ortsbeschriftung), zahlreichen unbekannten Abbildungen, einem Personen- und Ortsregister sowie einem Literaturverzeichnis anspricht bildet mehr als eine historische und mentale Brücke zum Verständnis einer heute so fern und fremd erscheinenden Region.
Denn:
Kosserts im Siedlerverlag erschienenes Buch ist daher ein dringend notwendiger Brückenschlag zwischen moderner und international orientierter Geschichtsforschung und den Bedürfnissen einer breiten, historisch interessierten Leserschaft.

http://www.kakanien.ac.at/static/files/30297/kossert.gif


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Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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