Veranstaltungen | Events - Part 76

posted by PP on 2006/02/21 10:08

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Ein weiterer Tagungsbericht zu einer h.o. (mit allen zusätzlichen Links) vorab angekündigten Konferenz, diesmal von Martina Thomsen und Geschlechterverhältnisse in Ostmitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg: Soziale Praxis und Konstruktionen von Geschlechterbildern betreffend.
Ihr finaler Absatz fasst die Schlussdiskussion zusammen und geht auf einige der wichtigen Tagungsergebnisse ein:
Beendet wurde die Tagung durch eine lebhaft geführte Abschlussdiskussion zum Thema "Lebenswelten und Geschlechterbilder im Sozialismus". Ein zentrales Ergebnis der Gesamtschau war nach Dietlind Hüchtker (Leipzig) darin zu sehen, dass durch die Anwendung der Analysekategorie "Geschlecht" die gängigen zeitgeschichtlichen Periodisierungen in Frage gestellt werden. Durch historische Kontextualisierungen und die Wahl komplexer Zugänge werden festgefügte Meta-Narrationen unterlaufen. Begriffe wie Tradition und Fortschritt seien genauer in ihrem jeweiligen Bedeutungsgehalt zu analysieren. Dies gelte ganz besonders auch für den Begriff der "Emanzipation", der von zentraler Bedeutung bei der Beschäftigung mit den politischen Umbrüchen nach dem Zweiten Weltkrieg ist. Für Zuzana Kiczková (Bratislava) war die Beziehung zwischen den Kategorien "Öffentlichkeit" und "Privatheit" weiter relevant: Die eindeutige Zuschreibung, die etwa Seyla Benhabib vornimmt – "Frauen – Privatheit", "Männer – Öffentlichkeit" – könne in dieser Form für die staatssozialistischen Systeme nicht gelten. Nicht der Ausschluss der Frauen aus einer der beiden Sphären stehe bei der Analyse der sozialistischen Zeit im Vordergrund, sondern die Anpassung an beide Sphären. Grundproblem der Frauen sei ihre Doppelbelastung gewesen. Für Kiczková deutete sich in der Gesamtreflexion der Referate an, dass die anderen Erfahrungen, die Frauen in den staatssozialistischen Systemen machten, doch einen Strukturwandel der öffentlichen und privaten Sphäre auf der realen, symbolischen und normativen Ebene beförderten. Kiczková sprach von einer Modifizierung der Kategorien "Öffentlichkeit" und "Privatheit" und stellte die Forderung, den heuristischen Gehalt dieser Begriffe zu nutzen. Ferner sei zu re- bzw. dekonstruieren, welche die theoretischen Ausgangspunkte des Emanzipationsprojekts im Staatssozialismus gewesen seien. Abschließend bemerkte Claudia Kraft (Erfurt), dass die doppelte Marginalisierung, die die geschlechtergeschichtlich arbeitende Osteuropaforschung nicht selten erfahre, produktiv anverwandelt werden könne, wenn auf diese Weise anscheinend feststehende Zäsuren und Mental Maps kritisch hinterfragt würden.

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Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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