Film | Cinema - Part 4

posted by PP on 2005/05/04 02:16

[ Film | Cinema ]

Die Aufarbeitung des Zusammenhangs von Nationalsozialismus, Versuchen der sog. "Entnazifizierung" und Film ist mehr als komplex. Neben dem gestern hier angeführten Symposium widmet sich auch ein Vortrag am kommendem Montag (09.05.05, 18.00 Uhr c.t.) und im IFK den damit gekoppelten Reflexionen: Ulrike Weckel, dzt. Research-Fellow am IFK, hat sich dem Thema Nichts zum Lachen! Zur kritischen Rezeption der biederen NS-Kriegsverbrecher in Spielfilmen von Wolfgang Staudte verschrieben.
Populäre Vorstellungen wollen es, daß NS-Verbrecher etwas Diabolisches an sich haben. Regisseur Wolfgang Staudte entsprach solchen Erwartungen nicht. In seinen frühen Nachkriegsfilmen treten zwar regelmäßig Figuren auf, die in der Nazizeit hemmungslos Karriere machen, ohne Skrupel eine Erschießung von Zivilisten anordnen oder wegen einer Lappalie ein Todesurteil fällen. Doch die allerwenigsten erweisen sich als Überzeugungstäter. Vielmehr können sich diese Opportunisten nach Kriegsende als harmlose Biedermänner umstandslos in die westdeutsche Wiederaufbau-Gesellschaft einfügen. Staudtes Filme zeigen sie in ihrer Selbstverliebtheit und Wichtigtuerei und überantworten sie so dem Spott des Publikums. Doch viele fanden das damals nicht zum Lachen und sahen Verharmlosung am Werk. Der Vortrag lädt dazu ein, die zeit-genössische Rezeption mit eigenen Reaktionen auf Filmausschnitte zu vergleichen und darüber nachzudenken, wie politische Satire funktioniert (bzw. warum sie mitunter scheitert).

Ulrike Weckel, Dr. phil., studierte Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg und ist derzeit Habilitationsstipendiatin des Berliner Programms zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre. 1997-2003 Wissenschaftliche Assistentin am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der TU Berlin; 2001-2002 Visiting Associate Professor an der University of Michigan, Ann Arbor. 2005 IFK_Research Fellow mit dem Projekt "Vieldeutige Vergangenheit: Zu kulturellen Repräsentationen des Nationalsozialismus und ihrer Aneignung in Nachkriegsdeutschland".
Publikationen u.a.: Zwischen Häuslichkeit und Öffentlichkeit. Die ersten deutschen Frauenzeitschriften im späten 18. Jahrhundert und ihr Publikum (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 61), Tübingen 1998; mit Edgar Wolfrum (Hg.), "Bestien" und "Befehlsempfänger". Frauen und Männer in NS-Prozessen nach 1945, Göttingen 2003; The 'Mitläufer' in Two German Postwar Films: Representation and Critical Reception, in: History & Memory: Studies in Representation of the Past, Vol. 15, 2003, No. 2, pp. 64-93.

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Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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