Bücher | Books - Part 3
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Niemals vergessen! Unter diesem Titel erschien 1946, ein Jahr nach Kriegsende, ein von der Gemeinde Wien herausgegebener Katalog zur gleichnamigen antifaschistischen Ausstellung im Wiener Künstlerhaus. Auf dem Einband dieses - so der Untertitel - "Buches der Anklage, Mahnung und Verpflichtung" ist ein (von Victor Th. Slama gestaltetes) Motiv zu sehen: Ein Mann zerschlägt mit seinem Hammer das Hakenkreuz.Im Vorwort des Bürgermeisters von Wien (und späteren Bundespräsidenten) Theodor Körner heisst es zum Thema der Gedächtnis(lücken):
Niemals vergessen! ist die Devise. Die menschliche Natur besitzt die wunderbare Eigenschaft, die angenehmen Erlebnisse in dauernder Erinnerung zu behalten, die unangenehmen dagegen mit der Zeit abzustreifen. Sie verblassen im Laufe der Jahre, man unterdrückt schließlich selbst die Erinnerung daran, ist froh, darüber nicht mehr sprechen zu müssen, bis sie schließlich im Bewußtsein ganz zurücktreten und nach und nach erlöschen. Diese für das Gemütsleben und das Nervensystem des Menschen erfreuliche Eigenschaft ist zugleich eine politische und kulturelle Gefahr, denn was der Faschismus der Menschheit angetan hat, darf nicht in Vergessenheit geraten.
Rund um diesen Katalog mit seinen Beiträgen, u.a. von Fritz Klenner über die Deutsche Arbeitsfront und Gewerkschaften und von Rosa Jochmann über die Frau als kämpfende Antifaschistin, zeigt die Ausstellung Gedächtnis(lücken) in der Bibliothek der Arbeiterkammer (A-1040 Wien, Prinz Eugen Straße 20-22), Österreichs bedeutendste sozialwissenschaftliche Spezialbibliothek, ab heute - in Österreich wird das seitens der Bundesregierung so genannte "Gedankenjahr" begangen - ausgewählte Bücher über Erinnerungskultur und Vergangenheitspolitik in Österreich.
Update: Soeben online auf der Seite eines Antiquars gefunden - die Liste der BeiträgerInnen von 1946:
Mit Beiträgen und Illustrationen von Hugo Huppert, Karl Renner, Leopold Figl, Adolf Schärf, Oskar Helmer, Julius Deutsch, Felix Hubalek, Karl Lugmayr, Rudolf Kalmar, Viktor Emil Frankl, Fritz Klenner, Felix Hurdes, Viktor Matejka (der Herausgeber und Mitinitiator), Alfred Missong, Hans Thirring, Karl Gruber, Hugo Glaser, Franz Theodor Csokor, Edwin Zellwecker, Lois Weinberger, Erwin Scharf, Rosa Jochmann, Raimund Poukar, Otto König, Hans Nüchtern, Otto Rudolf Schatz, Peter Behrens, Viktor Pipal, Josef Danilowatz, Oskar Laske, Heinrich Sussmann u.a. Im politischen Beirat waren auch Ernst Fischer und Franz Marek vertreten.
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Senior Editor
(Weitere Informationen hier)
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
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