Neue Texte - Part 26

posted by PP on 2006/05/30 10:22

[ Neue Texte ]

Auf zwei neue Beiträge ist hinzuweisen, beide auf H|Soz|u|Kult publiziert: Zusammenfassung bzw. zweiter Absatz aus Hildermeiers Beitrag:
Die Frage der räumlichen Begründung und des räumlichen Zusammenhangs Osteuropas ist im Laufe des vergangenen Jahrhunderts mehrfach diskutiert worden. Dabei ist sicher bezeichnend, dass die Debatten in auffälliger Korrespondenz mit Veränderungen der politischen Landkarte und des „Zeitgeistes“ standen. Als um die Wende zum 20. Jahrhundert die ersten Extraordinariate für Osteuropäische Geschichte eingerichtet wurden, kam man noch ohne Problematisierung ihrer räumlichen Zuständigkeit aus. Osteuropa – wobei ich seinen Süden auch im Folgenden außer Betracht lasse – war russisch, reichte das zarische Imperium doch bis an die Ostgrenze Deutschlands. Die staatliche Selbständigkeit Polens war mehr als hundert Jahre zuvor zu Ende gegangen; vier Generationen im Kaiserreich kannten seinen Namen nur noch als ethnische und regionale Bezeichnung, nicht mehr als politische. Hinzu kam Bismarcks besondere Aufmerksamkeit für Russland, die auch nach seinem Abgang nicht nachließ – nur zunehmend unter umgekehrte Vorzeichen geriet.




Zusammenfassung bzw. erster Absatz aus Schmales Text:

Im Deutschen ist die Bezeichnung "Zentraleuropa" noch etwas ungewöhnlich, und sie lehnt sich eher an das englische "Central Europe" und das französische "Europe centrale" an, als dass sie eine ausgeprägte begriffsgeschichtliche Tradition in der deutschen Wissenschaft oder Politik hätte. "Mitteleuropa" – als wörtliche Übersetzung von Central Europe, Europe centrale oder Europa centrale – ist ein sehr ambivalenter Begriff und seine Bedeutung fluktuiert. Aus deutscher Sicht war damit seit dem 19. Jahrhundert ein geografisch mittiges Europa mit Deutschland als politischem und wirtschaftlichem Zentrum gemeint, vor allem wurde seit dem Ersten Weltkrieg immer konkreter an ein von Deutschland beherrschtes Mitteleuropa gedacht. Faschisten und Nationalsozialisten deuteten den Begriff "Mitteleuropa" ausschließlich in diesem Sinne. Aus österreichischer Sicht bedeutet "Mitteleuropa" freilich ein anderes Europa. Metternich sah die Nachfolgestaaten des 1803/06 vergangenen Heiligen Römischen Reiches, das heißt in erster Linie das Kaiserreich Österreich und den Deutschen Bund, dem die österreichischen Erblande, nicht aber die böhmisch-mährischen, ungarischen, galizischen, italienischen und südosteuropäischen Herrschaftsgebiete Österreichs angehörten, als Mitteleuropa an. Aus österreichischer Sicht handelte es sich immer mehr um den Donauraum als um das nördlich und westlich davon gelegene "preußische Deutschland". "Ostmitteleuropa" wiederum wird im Deutschen vorwiegend erst seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges als historisch-wissenschaftlicher Begriff eingesetzt. Wiederum steht die geografische Bedeutung nur annähernd fest. Es existieren nebeneinander ein sehr weitgefasster Ostmitteleuropabegriff, der von den baltischen Staaten bis zum Schwarzen Meer und Kroatien reicht, und ein engerer, der, geht man von den Staaten aus, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakische Republik, Ungarn, Slowenien und Kroatien meint. Häufig werden die baltischen Staaten als eine Art Norden Ostmitteleuropas dazugerechnet.


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Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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