Ukraine - Part 12

posted by PP on 2006/03/09 14:16

[ Ukraine ]

Zwei Monate war er weder hier noch in Galizien gewesen, weil er auf Kur war. Was ihm fehlte, konnten sogar die angesehensten Ärzte nicht feststellen, und so nannten sie es bloß eine allgemeine Nervosität; dafür nannten böswillige Kollegen des Herrn Abgeordneten sein Leiden ein gewöhnliche Faulheit, in deren Folge die Dummheit seinen Kopf angegriffen habe. Die Wahrheit musste wohl in der Mitte liegen, denn wir wissen, dass ein echter Ukrainer aus Nervosität faul und aus Faulheit nervös werden kann. Es ist in diesem Falle also äußerst schwierig, Ursache und Wirkung voneinander zu unterscheiden, also ist hier Vorsicht angebracht, um einem Menschen nicht unrecht zu tun.
(Osyp Makowej [1867-1925] aus der Erzählung "Ein dankbarer Wähler"; übersetzt von Stefan Simonek)

Versperrte Tore. Ukrainische Autoren und Wien. Herausgegeben von Stefan Simonek. Passau: Karl Stutz 2006, 124 pp.
[ISBN 3-88849-092-8; ca. EUR 16,-]
Der Band versammelt Proben aus der ukrainischen Literatur des 19. und des 20. Jahrhunderts, die sich mit Wien und der Wiener Alltagskultur beschäftigen. In ihnen klingt Sympathie für die Stadt ebenso an wie Distanz und das Gefühl, letztlich vor "verschlossenen Toren" zu stehen. Gedichte, Essays und Erzählungen aus Galizien und der Ostukraine eröffnen so einen neuen Blick auf eine wenig bekannte europäische Literatur.
 

Mit Texten von Osyp Juri Fedkowytsch, Iwan Franko, Lesja Ukrajinka, Marko Tscheremschyna, Sylwestr Jarytschewsky, Denys Lukijanowytsch, Osyp Makowej, Petro Karmansky, Oleksandr Oles, Spyrydon Tscherkasenko, Ostap Hryzaj, Iwan Kruschelnyzky, Mychajlo Orest, Tymofi Hawryliw und Serhi Schadan.

 

Die Übersetzungen stanmen von Rolf Göbner, Anna-Halja Horbatsch, Alexander Kratochvil und den Wiener Kollegen Michael Moser, Stefan Simonek, Maria Weissenböck und Alois Woldan.

http://www.kakanien.ac.at/static/files/30869/Versperrte_Tore.gif


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Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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