Theorie | -s - Part 15

posted by peter on 2007/09/04 15:49

[ Theorie | -s ]

Während in Kakanien das Haus neu bestellt, v.a. aber jugendlichen Spinnern und deren Parolen Einhalt geboten wird, gehe ich hinter der Theorie in Deckung und finde eine Rezension von Ralf Kellermann auf H/Soz/u/Kult, die sich des Bandes

Buskotte, Frank: Resonanzen für Geschichte. Niklas Luhmanns Systemtheorie aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive. Berlin: LIT 2006 (Kulturwissenschaft 12), 184 pp.
[ISBN 3-8258-9721-4; EUR 24,90,-]

annimmt.
 

Kellermann über Buskotte:

Luhmanns eigene Thesen zur Geschichte beziehen sich zunächst vor allem auf den Wandel des Differenzierungsmodus der Gesellschaft. Die Gesellschaft sei früher erst segmentär differenziert gewesen und habe sich über eine Schichtgliederung hin zur funktionalen Differenzierung weiterentwickelt. Hervorgehoben werden außerdem noch Luhmanns Thesen über die "historische Relevanz von Schrift und Buchdruck" und – als Beispiel für eine historiographische Untersuchung im engeren Sinne – Luhmanns Studie über den Bedeutungswandel der modernen Liebesvorstellungen ("Liebe als Passion"). Buskotte gelingt es hier, die Argumentationsbögen einiger sehr umfangreicher Hauptwerke Luhmanns knapp und überzeugend zusammenzufassen.
Anschlussstellen zwischen Trends der historischen Forschung und der Systemtheorie sieht Buskotte vor allem in vier Themenbereichen: der Auseinandersetzung um die Bedeutung von Zeit und Temporalität, dem Zusammenhang von Gedächtnis und Geschichte, der Erörterung des Kulturbegriffs und dem Verhältnis von Ereignis, Struktur und Prozess. In Luhmanns Untersuchungen zum Bedeutungswandel des Zeitbegriffs erkennt Buskotte eine Möglichkeit zur Selbstverständigung der Historiker über ihre eigene Disziplin.
[...] Kritisch anzumerken sind nur kleinere Details. [...]
Trotz dieser kleinen Kritikpunkte ist Buskottes Buch ein ausgesprochen lesenswerter Beitrag zur Diskussion um den Nutzen der Systemtheorie für die Geschichtswissenschaft. Das Buch empfiehlt sich für Historiker, die sich über das geschichtswissenschaftliche Potential der Systemtheorie informieren wollen ebenso wie für Soziologen oder auch Literaturwissenschaftler, die wissen wollen, wie weit die geschichtswissenschaftliche Aneignung der Systemtheorie gediehen ist und mit welchen Vorbehalten man im interdisziplinären Dialog mit Vertretern der zeitgenössischen Historiographie rechnen kann.

Antworten

Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
> RSS Feed RSS 2.0 feed for Kakanien Revisited Blog Senior Editor

Calendar

Links