Bücher | Books - Part 128

posted by peter on 2007/09/25 17:23

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Doch doch, Konsumation, die Diktaturen von Mode und Sexualität, deren Einbindung in die Systeme der DDR sowie der Sowjetunion und allerlei andere Dinge gab es durchaus. Und nicht nur dort, möchte man meinen. Jedenfalls liegen (nun) mit den Studien

Stitziel, Judd: Fashioning Socialism. Clothing, Politics and Consumer Culture in East Germany. Oxford: Berg Publishers 2005, 260pp.
[ISBN 1-84520-282-1; USD 29,95,-]
(Rezension von Sabine Haustein)

und

Bernstein, Frances Lee: The Dictatorship of Sex. Lifestyle Advice for the Soviet Masses. DeKalb: Northern Illinois University Press 2007, 246pp.
[ISBN 978-0-875-80371-5; EUR 24,50,-]
(Rezension von Matthias Braun)

neuere ambitionierte Versuche vor, den jeweiligen Phänomenen auf den mehr oder weniger entblößten Leib zu rücken.

Während Haustein in ihrer Rezension hinsichtlich Stitziels Arbeit einleitend vermerkt:

Wer sich schon immer gefragt hat, ob es Mode im Sozialismus der DDR gab, dem sei das 2005 erschienene Buch von Judd Stitziel empfohlen. Diese kenntnis- und materialreiche Studie untersucht den Zeitraum von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis 1971, wobei die 1950er-Jahre im Vordergrund des Forschungsinteresses stehen. "Fashioning Socialism" rekonstruiert exemplarisch Ideal und Wirklichkeit der ostdeutschen Konsumgesellschaft. Die Quellen des Autors umfassen offizielle normative Unterlagen aus der Regierung, Industrie und dem Handel, zeitgenössische Publikationen wie Modezeitschriften, narrative Interviews sowie Bild- und Tonmaterial aus der DDR.

nur wenig Anlass zur Intervention sieht und erst gegen Ende einige wenige Kritikpunkte anführt, meldet Braun in seiner Buchbesprechung einige Probleme hinsichtlich Bernsteins Studie an. Zwar signalisiert auch er einleitend großes Interesse, da die Fragestellung in überaus komplexe Fragestellungen eingebunden ist:

Wie veränderte der bolschewistische Umsturz von 1917 das Sexualleben in Russland? Durften Komsomolzen onanieren? Und was hatten kastrierte Hähne zu den Geschlechterbeziehungen im ersten sozialistischen Staat beizutragen? Einiges, was man schon immer über Sex im Zeitalter der Revolutionen wissen wollte, zu fragen aber bislang keine Muße hatte, lässt sich nun nachlesen. Denn Frances Lee Bernstein hat mit ihrem Buch "Die Diktatur des Geschlechts" eine Ideengeschichte der Sexualaufklärung in der vorstalinistischen Sowjetunion veröffentlicht.
Die Autorin will dem Leser die postrevolutionäre Gesellschaft der 1920er-Jahre vorführen, die von der Geschlechterfrage besessen gewesen sei. Das Reden über Mann und Frau und ihre Beziehungen habe alle zeitgenössischen Debatten bestimmt. Im Sinne Michel Foucaults will Bernstein erzählen, wie die Wissenschaft die öffentliche Verständigung über und die individuelle Erfahrung von Sexualität veränderte. Gleichzeitig möchte Bernstein zwei Standardfragen der Geschichtsschreibung über die frühe Sowjetunion neu beantworten. Erstens: Waren die 1920er-Jahre im Vergleich zur Zeit des Stalinismus tatsächlich liberaler? Zweitens: War der "great retreat" tatsächlich ein Rückzug, bei dem das Regime allzu revolutionäre Utopien aufgab?

Allerdings ortet Braun letztlich wenig neue Erkenntnisse, wenngleich er den beitrag nicht gering schätzen möchte:

Insofern liefert Bernstein ein Puzzleteil zur Debatte, aber nicht das ganze Bild. Insgesamt hinterlässt die Lektüre ihres Buches den Eindruck, dass die Autorin zwar ihre Textexegese sehr gründlich und präzise betrieben hat, doch aufgrund der Textauswahl wenig sagen kann. Bernsteins Verdienst ist es, bislang brachliegendes Material aufbereitet zu haben. Was damit anzufangen wäre, das überlässt sie dem Leser.

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Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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