Erinnerung | Memory - Part 65
posted by PP on 2007/01/21 15:36
[ Erinnerung | Memory ]
Erinnerung wird in nächster Zeit sowohl in Münster ("Erinnerung"; 09.02.2007) wie auch in Tallinn ("How Collectivities Remember. Structures and Spaces of Social and Cultural Memory", 26.07.-02.08.2007) eine Rolle spielen, jetzt schon ausgesprochen kritisch hinterfragt wird von Michael Heinlein die jüngste Publikation von Aleida Assmann ("Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik", 2006).In seiner Rezension streicht Heinlein u.a. heraus, dass Assmann ihren Fokus verlagert: von Kunst und Literatur hin zu Autobiographik, Sozialformen und Politik. Wesentlich wird nun der Begriff des "Schattens":
Ein besonderes Gewicht erhält dabei der Begriff des Schattens, mit dem Assmann nicht nur auf "Aspekte der Unfreiwilligkeit und Unverfügbarkeit im Umgang der Betroffenen und Nachgeborenen mit der traumatischen Vergangenheit" (S. 16) hinweisen, sondern auch die im kultur- und sozialwissenschaftlichen Gedächtnisdiskurs vorherrschende Annahme einer sozialen Konstruktion der Vergangenheit ergänzen und korrigieren will. Der spannende Beitrag zur allgegenwärtigen Gedächtnisthematik befindet sich jedoch stellenweise in einem ganz eigenen, nicht unproblematischen Schatten – dazu später mehr.Um hierorts gleich darauf zu zitieren zu kommen (alles weitere, "auch weitergehende und neuartige Überlegungen" mit einschließend, hier):
Woran Assmanns Buch letztendlich leidet, ist eine ganz eigene Form von Schatten: Vieles bleibt im Diffusen und ohne Konturen. Dem Buch fehlt es an manchen Stellen an dem Biss, der konsequenten Klarheit und den herausfordernden Thesen, die man gerade von dieser erfahrenen Autorin erwartet hätte. Die einzige Stelle, an der Aleida Assmann aus dem sonstigen Duktus ausbricht, findet sich am Schluss des Buches, wenn es um "Regeln für einen verträglichen Umgang mit nationalen Erinnerungen" geht (S. 264ff.). Doch stellt sich hier die Frage, ob man dies nicht auch ohne all die aufwändigen theoretischen Unterscheidungen hätte sagen können. Damit deutet sich ein allgemeineres, über das hier vorgestellte Buch hinausreichendes Problem an: Forschungen zu Erinnerungskultur und Geschichtspolitik haben inzwischen einen sinkenden Grenznutzen; zumindest müssen sie methodisch und konzeptionell künftig anders ansetzen als in den 1980er- und 1990er-Jahren.
< previous Posting next >
<< previous Topic next >>
Senior Editor
Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Antworten