Theorie | -s - Part 7
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Die interdisziplinäre Tagung Dichtung und Wahrheit. Zum Verhältnis von Narration und Erklärung in den Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften (17./18.11.2006; Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Philosophicum, Fakultätssaal) wird an eine Streitfrage aus dem 19. Jahrhundert anknüpfen, die auch heute noch kontrovers diskutiert wird: die Frage nach einem angemessenen methodologischen Zugriff auf soziale und kulturelle Phänomene in Vergangenheit und Gegenwart, deren Andersartigkeit einen unbefangen beobachtenden Zugang von vornherein verbietet.
Ein Blick in die geschichts- und politikwissenschaftliche Fachliteratur zeigt, dass sich selbst heute noch erklärende, erzählende und verstehende Ansätze scheinbar unversöhnlich gegenüberstehen. In den jüngeren Kulturwissenschaften etwa ist die Suche nach nomologischen Erklärungen weitgehend durch Varianten des deutenden Erzählens ersetzt worden: Möglich sei nur eine narrative Vorgehensweise, die sich den kulturellen und historischen Eigenheiten beschreibend annähere. Der damit erkaufte Verzicht auf den wissenschaftlichen Erklärungsanspruch ist nicht nur unbefriedigend, sondern auch unnötig. Neuere Positionen u.a. aus der analytischen Philosophie versprechen, die Trennung von verstehenden und erklärenden Ansätzen zu überwinden. Bisher sind diese theoretischen Entwicklungen in den Sozialwissenschaften und der Geschichtswissenschaft aber bedauerlicherweise wenig bekannt. Inwieweit diese neueren Ansätze ihr Versprechen tatsächlich einlösen können, soll Gegenstand dieser Tagung sein, die sich mit verschiedenen Modellen und Aspekten der Erklärung historisch situierter Sachverhalte beschäftigt und somit einen Beitrag zur methodologischen Reflexion der Kulturwissenschaften insgesamt leistet.
Vor diesem Hintergrund verfolgt die Tagung zwei zentrale Zielsetzungen:
- die Aufarbeitung und den Vergleich der methodologischen Grundlagen der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften und
- eine Überprüfung der Anwendbarkeit neuerer Konzepte aus der analytischen Philosophie im Hinblick auf eine Überwindung der methodologischen Grundlagenprobleme.
Kontakt:
Andreas Frings
Abteilung für OEG, Historisches Seminar
Universität Mainz, D-55099 Mainz
0049-6131-39-26785
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Senior Editor
(Weitere Informationen hier)
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
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