Fundstücke | Finds - Part 32

posted by PP on 2006/04/20 12:44

[ Fundstücke | Finds ]

Mit Simon Singhs Büchern zur Kryptografie liegen auch für mathematisch höchst unbegabte Menschen sehr verständliche und mit Informationen vollgepackte Kompendien vor, so etwa Geheime Botschaften. Die Kunst der Verschlüsselung von der Antike bis in die Zeiten des Internet. Spätestens nach der Lektüre weiß man um die Möglichkeiten von PGP (Pretty Good Privacy) oder die prognostizierbaren kryptografischen Scharmützel bei Einführung von so etwas wie Quantencomputern. Mit Quasaren soll sich das Spiel auch recht erfreulich anlassen, jedoch dürften die beiden letztgenannten Optionen nicht wirklich für den Heimgebrauch Sinn machen. Und da hilft nun vielleicht die Metrik.
Jedenfalls hat Beta im Alpha-Weblog für Alphabten den Vorschlag gemacht, eine poetische Steganografie zu entwickeln. Inwieweit dieser Vorschlag (Grundansatz: Man "verschlüsselt die geheime Botschaft nicht im Text, sondern in kleinen, nur für den absoluten Insider feststellbaren Fehlern") tragfähig ist, können metrisch versierte, "absoluten Insider" gewiss entscheiden, die Idee ist jedoch wunderbar:
Dem Gegner würde möglicherweise gelingen, den Text zu entschlüsseln, aber der würde ihm gar nichts sagen, da ja die Botschaft nicht im Text, sondern in den Fehlern des Texts steckt und erst aus dem Text extrahiert werden muss. Als Fehler würden sich besonders gut metrische Fehler in Gedichtzeilen eignen, denn ein Metrum ist bereits ein binäres Muster, auf das dann die geheime Botschaft durch eine XOR-Verknüpfung aufgepfropft werden könnte.

Simon Singh meint ja auch:

Although today’s ciphers are effectively unbreakable, researchers continue to develop new security systems. For example, steganography does not hide the meaning of a message, but rather hides the very existence of the message. Previous techniques include invisible ink and microdots. Today, texts can be hidden within jpeg images, so that the image appears unchanged. One of the motivations for modern steganography is the fear that cryptography might be banned by a totalitarian regime that wants to spy on its subjects. But a dictator cannot ban a technology that by definition is hard to find.

Und wenn Bernardo Provenzano (gewiss nur zufällig am Tage von Romano Prodis Wahlsieg verhaftet) etwas Gescheites gelernt hätte, Metrik z.B., wäre er kaum so einfach zu verhaften gewesen. Mit seinem kindgerechten Cäsar-Code kann er jetzt nur mehr das Schreiben von Kassibern üben. Oder mit den Freuden der Prosodie beginnend für die Zukunft in ein paar hundert Jahren vorsorgen.

Untenstehende Abbildung des Enigma-Logos ist der Wikipedia (nach dem gestrigen Stromausfall im amerikanischen Hauptrechenzentrum wieder online) entnommen.




http://www.kakanien.ac.at/static/files/30440/Enigma-logo.gif


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Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
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Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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