Bücher | Books - Part 61

posted by PP on 2006/02/27 01:43

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Mitunter braucht es den Zugriff auf Statistiken, insofern könnte ein Buch wie
Desrosières, Alain: Die Politik der großen Zahlen. Eine Geschichte der statistischen Denkweise. Berlin: Springer 2005, 434 pp.
[ISBN: 3-540-20655-8; EUR 24,95,-]
durchaus hilfreich sein, auch wenn es eigentlich aus den frühen 90er Jahren stammt:
Wie Annette Schlimm in ihrer Rezension für H|Soz|u|Kult ausführt:
Das 1993 in Paris erschienene und im Jahr 2000 ergänzte Werk von Alain Desrosières, "La Politique des Grands Nombres - Histoire de la raison statistique", liegt nun endlich auch in deutscher Sprache vor. Die Analyse der Entwicklung des statistischen Denkens in der europäischen Neuzeit reiht sich ein in eine Gruppe von Analysen, die sich in epistemologischer Absicht mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung und der deskriptiven Statistik beschäftigt haben. Was Desrosières' Buch von diesen Untersuchungen unterscheidet, ist seine starke Betonung der Verflechtungen und Austauschbeziehungen zwischen staatlicher und wissenschaftlicher Legitimität, die sich in der Geschichte des statistischen Denkens besonders niederschlagen (z.B. S. 6f., S. 166, S. 361). Zudem analysiert Desrosières nicht nur die unterschiedlichen Traditionen der administrativ-deskriptiven und der universitär-mathematischen Statistik, die sich erst ab den 1930ern langsam zu einer gemeinsamen Linie vereinigen, zusammen oder zumindest alternierend, sondern bemüht sich auch um eine national vergleichende Perspektive. Neben den statistischen Traditionen Englands und Frankreichs bezieht er auch die spezifischen Entwicklungen in Deutschland und den USA in seine Untersuchungen mit ein, wobei der Schwerpunkt deutlich auf Frankreich liegt. [...]
Gerade für Historikerinnen und Historiker, die sich im weitesten Sinne mit der 'Verwissenschaftlichung des Sozialen' (Raphael) in der Moderne beschäftigen, ist die Auseinandersetzung mit der statistischen Denkweise, wie Desrosières sie differenziert und ausführlich analysiert, in jedem Fall zu empfehlen. Auf beeindruckende Art und Weise gelingt es ihm, politische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Diskussionen zu einer spannenden Geschichte der Statistik zu verbinden, auch wenn einzelne Abschnitte des Buches recht stark in einer traditionellen Ideengeschichte verhaftet bleiben. Eine Verknüpfung mit einer eher kultur- oder diskursgeschichtlichen 'neuen' Politikgeschichte wäre an einigen Stellen fruchtbar gewesen, um die Verbindungen zwischen statistischen Entwicklungen und gesellschaftlichem Ordnungsdenken stärker zu pointieren.

http://www.kakanien.ac.at/static/files/31004/statistik.gif


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Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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