Europa | Europe etc. - Part 10
posted by PP on 2005/09/03 19:31
[ Europa | Europe etc. ]
Kurzer Hinweis auf eine mit sehr wichtigen Fragen wie klugen Zitaten gespickte Wiener Vorlesung, gehalten von Daniela Strigl im Rahmen des Forum Alpbach zum Thema "Warum Europa? – Europas Qualitäten jenseits der Ökonomie": Pathos der "Europa"-Ideologen."Es geht um eine Entwicklung der Neugier" - das ist gewiss eine der Lehren, die schon längst aus den Entwicklungen und auch Fehlentscheidungen im EU-Kontext hätte gezogen werden müssen. Eine Entscheidung der BürgerInnen, bei der es keinen Sinn macht, sich von Brüsseler Verordnungen als Initialzündung abhängig zu machen und zu warten, bis alles gut wird. Strigls Kritik scheint in manchen Momenten des Textes - dann meist vermittels eines Zitats - sehr weit zu gehen, denn vielleicht ist der eigentliche Motor der EU beides: Die wirtschaftliche Prosperität und eine nicht ökonomisierbare, spezifisch auf die Kulturen Europas abhebende Grundsatzentscheidung für den Kontinent und seine Differenzen. Das wäre dann eine Entscheidung, die früher oder später auch den Nationalstaat (und zwar in seiner momentan oft besten Rolle als Berufungsgrundlage für Ängstlichkeit und undsolidarische Anwandlungen) betrifft und dessen symbolischen Primat.
Das Pathos - es sorgt mit für die größten Ärgernisse, keine Frage. Aber lässt sich daraus
Der Trost für alle Enttäuschung im Großen findet sich allemal im Kleinen, im Konkreten, im Unspektakulären. Europa ist nicht nur offiziell, Europa ist auch privat.als Schlussfolgerung ziehen? Ist dieses nicht mindestens so pathetisch aufmunitionierbar, also: vollendbar? Mir scheint vielmehr, dass in Strigls Rede die Überlegungen zu einem "Mut zum Unvollendeten", vom bewussten Fragment, das deshalb nicht negativ besetzt sein muss, einen entscheidenden Vorteil haben - und die hierzu subtilen Verweise auf Musils Mann ohne Eigenschaften sind schon sehr gelungen, somit ...
... Abbruch dieses Blogs und der Gang zum Bücherregal, wieder einmal Musils Essay aus 1922, Das hilflose Europa oder Reise vom Hundertsten ins Tausendste heranziehen, einen Text, der so oft zitiert und v.a. in falschem Kontext zitiert wird, dass einem graust. Meist wird überhaupt nur der erste Teil des Titels genannt. Aber gut, viel schwierigere Essays sind kaum jemals geschrieben worden.
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Senior Editor
Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
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Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
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