Aus meinen Lektüren

posted by ush on 2008/08/21 09:25

[ Montenegro ]

Zur Zeit bin ich noch ein Mal mit Montenegro beschäftigt. Dabei kam mir ein wunderbarer Artikel von Hom Sundhaussen aus dem Band 1917-1918 als Epochengrenze (Hg. v. Holm Sundhaussen u. Hans-Joachim Torke; 2000 Harrassowitz) über Von der der Multiethnizität zum Nationalstaat. Der Zerfall "Kakaniens" und die staatliche Neuordnung im Donauraum am Ende des Ersten Weltkrieges.

Hier erörtert Sundhaussen die Frage, ob die Donaumonarchie zum Untergang verurteilt war oder nicht. Laut den Ministerratsprotokollen meldeten die österreichischen Politiker zahlreiche Bedenken gegen das halbherzige Autonomiebestreben der Nationen an. Den Bemühungen um die Bildung neuer national gemischter Staaten wie der Tschechoslowakei gegenüber hielten sie ethnische Differenz und die fehlende Agency der Slowaken gegenüber.

Sundhaussen hält fest, dass zwar, was hier alles zur Sprache kam, der Sache nach richtig war, dass aber politische Entscheidungen nicht auf Grundlage wissenschaftlicher Richtigkeit getroffen werden.

Das Prinzip der nationalen Einheit als Ethnizität inklusive der territorialen Unversehrtheit, das in den Jahren des WK I und danach um sich griff, wirkte jedoch weiter und führte zu nicht nur zu "epistemologischen Krisen", wie im Falle der stets verspätet reagierenden untergehenden Donaumonarchie, sondern zu sozialen und politischen Krisen, wenn und da es die neuen multinationalen Staatsgebilde weiter zersetzte.

Überall in Südosteuropa entfaltete das ethnische Prinzip nach dem Ersten weltkrieg eine ungeplante, unvorhergesehene und ungewollte Eigendynamik, die sich früher oder späüter ad absurdum führen mußte, denn es gab und gibt kein konsensuales oder rational bestimmbares Ende, an dem man mit der nationalen Segregation und Territorialisierung aufhören könnte. (95)


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Einblicke in Editor's Welt. Interessiert an Geisteswissenschaften, staunend über Medien, Tendenz zum Bizzarren, vor allem in der Literatur. Über Anregungen, Kritiken, Kommentare freuen sich Usha Reber (editor@kakanien.ac.at und János Békési (webmaster@kakanien.ac.at).
The workshop Balkan Studies - quo vadis? is held on April 25, 2009.

Venue: HS, Inst. Slawistik, AAKH / Campus
The programme is to be found here, the abstracts are available as Balkan Studies 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, and as pdf.
Ort: HS, IOG, AAKH, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Zeit: 2. bis 4. April 2009
Veranstalter: IOG, Kk.rev
Funding: Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln

Programm, Abstracts (.pdf)
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