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posted by ush on 2009/04/18 16:00

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Von Falk Reckling wurde ich auf die leicht absurd anmutende Debatte rund um die Anti-Google-Kampagnen von Roland Reuß hingewiesen. Eine Analyse und Richtigstellung kann bei Perlentaucher nachgelesen werden.

Es ja nichts gegen die Liebe zum Buch als solchem einzuwenden, erst recht nicht, wenn diese von einem Professor der Literaturwissenschaft wie Roland Reuß gepflegt wird. Bücher sind etwas Wunderschönes, zum Anfassen, zum Lesen, zum Betrachten, zur farblichen Auflockerung der Wände, ein haptisches und mit Glück auch intellektuelles Vergnügen. Die Liebe zu Büchern kann jedoch offensichtlich dieser Tage auch auf Abwege führen. Dass Fehlurteile aus Büchern gezogen ebenso wie schlüssige Argumentationen entwickelt werden können, ist bekannt.

In diesem Fall handelt es sich, wie Matthias Spielkamp überzeugend darlegen kann, eindeutig um Fehlurteile, die nur leider eine unverdient große Öffentlichkeit erreicht haben. Die einzelnen Fehlurteile und falschen Schlüsse, die auf mannigfachen Verwechselungen und Vertauschungen von Publikationspraktiken und Veröffentlichungstechniken im Internet beruhen, die Reuß in Umlauf gebracht hat, sollen hier nicht nochmals aufgezählt werden. Besser und knapper als jene von Spielkamp könnte meine Korrektur nicht ausfallen.

Fatal ist jedoch angesichts einer ohnehin gegebenen Trägheit gegenüber strukturellen Neuerungen in vielen geisteswissenschaftlichen Bereichen die Aktivität und in diesem Falle falsche Präsenz der von Reuß mit in Umlauf gebrachten Enteignungsphantasmen und der regelrechten Verteufelung von Open Access. Über kurz oder lang, bei weiterhin und parallel steigenden Druckkosten von Büchern und Zeitschriften sowie sinkenden Fördergeldern für ebendiesen Druck kann Wissenschaft als schriftfixierte Praxis nicht mehr lange überleben.

Auch wenn das Internet voller Kopien und ohne Originale unheinmlich und philologisch verantwortungslos erscheint - lieber drei Mal nachdenken, zu Ende denken und eventuell in Betracht ziehen, dass mit den Medien auch die Philologie wie jede Textpraxis sich ändert, bevor das zähe Umstellen und die oft wenig erfreulichen Verhandlungen zwischen Academia, Verlagswesen und Politik mit halben Lügen oder - wie Spielkamp feststellt: daher noch nicht halben Wahrheiten - torpediert werden.


Antworten

01 by PP at 2009/04/20 16:44 Bitte registrieren und/oder loggen Sie ein, um zu antworten

Nun denn: Das ist mir alles immer noch ein Stück zu einfach. Erlaube mir (auch damit ein Gutteil der Texte zur Debatte verlinkt ist) auf folgende diesbezügliche Blogs zum Thema aufmerksam zu machen: 1, 2, 3, und 4. In gewisser Weise und tagesaktuell gehört auch dieser noch dazu. Übrigens und von wegen Fehlurteile: Die radikalen verbalen Entgleisungen mancher OA-Anhänger waren in dieser Diskussion nicht gerade dazu angetan, den grundsätzlich gemeinsam vefochtenen Anliegen gut zu tun - und steuerten in erster Linie das "absurde" Element zu den diskursiven Abläufen bei. Es geht auch nicht um "die Liebe zum Buch", es geht um Produktionsbedingungen, um sich verschärfende materiale wie materielle Bedingungen. Theorie und Praxis, Ökonomie und der tatsächlich funktionale Umgang damit...

02 by PP at 2009/04/22 14:33 Bitte registrieren und/oder loggen Sie ein, um zu antworten

Und noch ein tagesaktueller Nachtrag...

Editor

Einblicke in Editor's Welt. Interessiert an Geisteswissenschaften, staunend über Medien, Tendenz zum Bizzarren, vor allem in der Literatur. Über Anregungen, Kritiken, Kommentare freuen sich Usha Reber (editor@kakanien.ac.at und János Békési (webmaster@kakanien.ac.at).
The workshop Balkan Studies - quo vadis? is held on April 25, 2009.

Venue: HS, Inst. Slawistik, AAKH / Campus
The programme is to be found here, the abstracts are available as Balkan Studies 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, and as pdf.
Ort: HS, IOG, AAKH, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Zeit: 2. bis 4. April 2009
Veranstalter: IOG, Kk.rev
Funding: Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln

Programm, Abstracts (.pdf)
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