Interview

posted by ush on 2009/03/17 10:11

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Gestern stellte Marc Ries in der Galerie Charim erste Ergebnisse seiner explorativen Forschungen zum Interview als Methode und ästhetisches Format vor.
 
Das Interview ist eine der ältesten Kulturtechniken. Es dient der Befragung
von besonderen Subjekten/Objekten zum Zwecke der Erkenntnisgewinnung, der Informationsbeschaffung, der verifizierenden oder falsifizierenden Aussage, der Dokumentation von Zeugen, der Möglichkeit zur Selbstentdeckung und Selbstdarstellung, der Selbstdiskursivierung von Gesellschaft. Seine Grundform – die sprechende und die zuhörende Stimme – lässt sich als eine Methode der "systematischen Befragung", der "regulativen Begegnung" definieren. Synonyme sind in diesem Verständnis der Dialog, das
Experiment, die Zeugenschaft, die Investigation, die Exploration, die therapeutische Praxis etc. Mit Beginn der Videokunst, doch in den letzten Jahren – mit dem "Return of the Real" (Hal Forster) als Ausgangspunkt – zunehmend eingesetzt in divergenten Spielarten zeitgenössischer Kunst, lässt sich die Verwendung des Interviews auch als eine »ästhetische Praxis« beobachten. Diese Übertragung der epistemischen und massenmedialen Technik in unterschiedliche Kunstfelder gilt es mit ausgewählten Beispielen zu befragen.

Eine Stunde lang präsentierte Ries eine Geschichte des Interviews als eine Tätigkeit des Differenzen setzens, wie sie von Platons Dialogen bis zum klassischen Job-Interview zu verfolgen ist. Damit gibt er für seine eigene Forschung eine andere Richtung vor, als jene, die massenmediale Selbstinszenierungen im Zeitalter des ubiquitären Geredes vornehmen.

Sorgfältig setzte auch Ries in einer Kulturgeschichte interviewender Gespräche und Selbstgespräche Differenzen zwischen deren dialogischer, explorativer, investigativer und zeugnishafter/dokumentarischer oder monumentaler Ausrichtung. Wer oder was befragt wird, ist im Wechselspiel des Zuhörens und Redens nicht mehr ganz so eindeutig: Subjekt- und Objektposition wechseln hin und her, eine Beobachtung, die auch in den künstlerischen Sicht- und Hörbeispielen dokumentarischen, inszenatorischen und re-enactment-Charakters deutlich wurde.

Im Rahmen des Projekts ensteht eine Ausstellung, die zunächst in Leipzig, später (2010) dann in Wien und in Salzburg zu sehen sein wird.


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Einblicke in Editor's Welt. Interessiert an Geisteswissenschaften, staunend über Medien, Tendenz zum Bizzarren, vor allem in der Literatur. Über Anregungen, Kritiken, Kommentare freuen sich Usha Reber (editor@kakanien.ac.at und János Békési (webmaster@kakanien.ac.at).
The workshop Balkan Studies - quo vadis? is held on April 25, 2009.

Venue: HS, Inst. Slawistik, AAKH / Campus
The programme is to be found here, the abstracts are available as Balkan Studies 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, and as pdf.
Ort: HS, IOG, AAKH, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Zeit: 2. bis 4. April 2009
Veranstalter: IOG, Kk.rev
Funding: Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln

Programm, Abstracts (.pdf)
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