No Funding / Part 3

posted by ush on 2009/02/04 16:52

[ Academia ]

Die ausgebluteten Kassen des FWF rufen vollkommen zurecht WissenschaftlerInnen aus dem ganzen Land auf den Plan. Unter dem Titel FWF-Protest verschickte Hans Göbel / Romanistik der Univ. Salzburg die folgende Aufforderung, die ich in bewährter Manier hiermit publik mache und untersütze sowie Ihrer Unterstützung anempfehle:

Sehr geehrte Frau Kollegin!
Sehr geehrter Herr Kollege!

Sicher haben Sie schon über die Medien oder durch eine Nachricht von Prof. Christoph Kratky, dem Präsidenten des FWF, davon erfahren, daß der FWF durch den überraschenden Entzug zweier für das FWF-Budget des Jahres 2009 wichtiger Finanzierungsquellen in toto rund 70 Millionen Euro oder rund 40% der für das Vorjehr (2008) angesetzten Summe von 180 Millionen Euro verloren hat. Damit ist der FWF praktisch lahmgelegt: er kann nur mehr schon eingegangene Verpflichtungen bedienen und keine neuen Förderungen aussprechen. Von den für das Jahr 2009 ins Auge gefassten Exzellenz-Initiativen oder der Umsetzung des für die Kultur- und Geisteswissenschaften so wichtigen Programms NIKE ganz zu schweigen. Die eingetretene Situation entspricht – um es auf den Punkt zu bringen – einem nationalen Wissenschafts-Desaster noch nie dagewesenen Ausmaßes.

Da es derzeit nicht die geringsten Anzeichen dafür gibt, daß die heimische Politik willens ist, diese nicht nur für die gesamte österreichische Wissenschaftslandschaft, sondern auch für das ganze Land  katastrophale und zugleich beschämende Situation zu sanieren, muß die gesamteScientific Community Österreichs aktiv werden und ganz energisch sowie unüberhörbar ihre Stimme erheben.

Ein diesbezüglich schon früher erfolgreich erprobtes Mittel ist es, an die für dieses Desaster ursächlich verantwortlichen Politiker möglichst viele Protestmails zu senden, deren Inhalt an Klar- und Deutlichheit nichts zu wünschen übrig läßt. Zugleich sollten die Medien (national, regional und lokal) und eine breitere Öffentlichkeit von dieser Initiative erfahren.

Die Adressaten wären:
zunächst die zwei Bundesminister:
für Wissenschaft: Dr. Johannes Hahn (johannes.hahn@bmwf.gv.at)
und für Finanzen: Dipl.-Ing. Josef Pröll (josef.proell@bmf.gv.at)
sowie als Mitleser der am besten mittels cc einzubeziehende Bundeskanzler Werner Faymann (werner.faymann@bka.gv.at).

Mein Vorschlag (und meine Bitte) wäre doppelt:
einerseits, dass jeder von Ihnen ein Protestmail an die genannten drei Politiker schickt und andererseits, dass er diese Botschaft (oder auch das Protestmail) in seinem kollegialen Umfeld (und auch darüber hinaus) möglichst weit verbreitet.

Ein Brief an die beiden Bundesminister und den Bundeskanzler könnte den folgenden Inhalt haben, wobei Sie natürlich vollkommen frei sind, diesen Textvorschlag nach Ihrem Belieben abzuändern oder einen völlig anderen Text zu verfassen. Sie sollten aber auf jeden Fall am Schluß mit Ihrem vollen Namen und der Angabe Ihres Funktionsorts (Institut, Fachbereich, Universität) zeichnen, damit sich aus der Summe der in Wien einlangenden Proteste ein möglichst genaues Bild der österreichischen Wissenschaftslandschaft ergibt.

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Sehr geehrter Herr Bundesminister für Wissenschaft und Forschung!
Sehr geehrter Herr Bundesminister für Finanzen!

Ende Jänner ist durch einen Rundbrief des Präsidenten des FWF und auch über die Medien bekannt worden, dass hinsichtlich des diesjährigen Budgets des FWF, der größten Institution Österreichs zur Förderung der Grundlagenforschung, völlige Unklarheit herrscht; derzeit gelte als sicher, dass dem FWF im laufenden Jahr rund 40% seines Budgets des Jahres 2008 (ca. 180 Mio. €) nicht mehr zur Verfügung stehen und dass es ihm dadurch unmöglich geworden wird, seine Aktivitäten in regulärer Form weiterzuführen. Er musste daher die Vergabe-Sitzung des Monats Jänner absagen. Ob dies auch für die folgenden Vergabe-Sitzungen nötig sein wird, ist derzeit nicht abzusehen.

Der durch die Lähmung des FWF für die österreichische Wissenschaft hervorgerufene Schaden ist unermesslich: er betrifft nicht nur alle wissenschaftlich Forschenden in Österreich persönlich, sondern auch sämtliche Universitäten, die Akademie der Wissenschaften und alle anderen wissenschaftliche Einrichtungen in korporativer Weise.

Der FWF kann bei Fortdauern der derzeitigen Engpassführung seinen gesetzlichen Auftrag kaum mehr erfüllen und damit weder die Förderung der regulären bottom up-Forschung noch die Umsetzung der sogar im neuen Regierungsprogramm (Kapitel 4) explizit erwähnten "Exzellenz-Initiativen" im vorgesehenen Umfang gewährleisten. Zudem ist die Tatsache, dass die wichtigste wissenschaftsfördernde Organisation Österreichs vor dem Hintergrund zahlreicher politischer "Bekenntnisse" zu Forschung und wissenschaftlicher Exzellenz von einem Tag auf den anderen in die Handlungsunfähigkeit manövriert worden ist, für die "Qualität" der hier herrschenden politischen Kultur und des von ihr damit bekundeten "Verständnisses" für und von Wissenschaft und Forschung zutiefst beschämend und zugleich entlarvend.

Angesichts des hinsichtlich seines Umfangs und seiner Folgen noch nicht einmal korrekt einzuschätzenden Schadens, der übrigens keinerlei Parallele in der bisherigen Geschichte Österreichs hat und somit ohne jede Übertreibung einem Desaster gleichkommt, das die gesamte Republik Österreich zutiefst betrifft, verlange ich von den zuständigen Ministerien bzw. der Bundesregierung dessen umgehende Sanierung.

Zugleich verweise ich mit Nachdruck auch auf die internationalen Dimensionen dieses Desasters, da im Falle des Andauerns der Lähmung des FWF das Prestige des Wissenschaftsstandorts Österreich in nachhaltiger Weise beschädigt werden kann.

Im übrigen müssen auch die sozialen Konsequenzen der Manövrierunfähigkeit des FWF mit der allergrößten Sorge in Betracht gezogen werden, da dadurch zahllose junge Nachwuchswissenschaftler (beiderlei Geschlechts) – und zwar gerade aus dem Exzellenz-Segment – aus dem Wissenschaftsprozess herausfallen und arbeitslos werden.

Sehr geehrter Herr Wissenschaftsminister, sehr geehrter Herr Finanzminister: ich weise Sie als die beiden wichtigsten politischen Verantwortlichen für das eingetretene Desaster mit dem allergrößten Nachdruck darauf hin, dass – sollte die eingetretene Paralysierung des FWF nicht umgehendst repariert werden – nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Zukunft Österreichs und seiner Position innerhalb Europas (und darüber hinaus) in der fahrlässigsten Weise und zudem nachhaltig kompromittiert werden.

Mit sehr besorgten Grüßen
Ihr/e

XYZ
(Fachbereich/Institut für xyz, Universität yxz)

Verteiler: cc an Bundeskanzler Werner Faymann


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Editor

Einblicke in Editor's Welt. Interessiert an Geisteswissenschaften, staunend über Medien, Tendenz zum Bizzarren, vor allem in der Literatur. Über Anregungen, Kritiken, Kommentare freuen sich Usha Reber (editor@kakanien.ac.at und János Békési (webmaster@kakanien.ac.at).
The workshop Balkan Studies - quo vadis? is held on April 25, 2009.

Venue: HS, Inst. Slawistik, AAKH / Campus
The programme is to be found here, the abstracts are available as Balkan Studies 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, and as pdf.
Ort: HS, IOG, AAKH, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Zeit: 2. bis 4. April 2009
Veranstalter: IOG, Kk.rev
Funding: Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln

Programm, Abstracts (.pdf)
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