Vampirglaube & magia posthuma

posted by ush on 2009/01/29 16:20

[ In eigener Sache ]

Ein lang gewünschtes und kurzerhand eingeleitetes und geplantes Unternehmen ist gelungen: Christoph Augustynowicz, Board-Mitglied von Kk.rev und geschätzter Kollege an der Osteuropäischen Geschichte, und meine Wenigkeit haben vor wenigen Tagen von der Thyssen-Stiftung grünes Funding-Licht für die Konferenz Vampirismus und magia posthuma im Diskurs der Habsburgermonarchie im 18. und 19. Jahrhundert erhalten.

Noch bevor die Finanzierungszusage eintraf, kreierten wir - was in der neuen Version der Plattform leicht geht und mühsame Mehrfachverlinkungen unnötig macht - das neue digitale Themenheft Vampirism | Vampirismus, in dem sich bereits wesentliche Beiträge zum Thema finden.

Die für Juli veranschlagte Konferenz orientiert sich an einer quellenkritisch und historisch ausgerichteten Forschung und zentriert ihr Interesse um die Wiedergänger-Vorfälle an der Peripherie des Habsburgerreichs im 17. und 18. Jahrhundert, die für das Habsburgerreich und teils darüber hinaus für das 18. und 19. Jahrhundert Diskurs bildend wurden.

Die Konferenz will sich dem Vampirglauben im Wandel seiner Erscheinungsformen und seiner historischen Verwandtschaften nähern. Abgesehen von den vampirischen Vorkommnissen in der Habsburger Monarchie interessieren die Implikationen der Aktenlegung und Aktenlage: Aufzeichnung, Beschreibung und Archivierung stehen für ein Verständnis der "Geister"bannung, des genannten Wandels von Glauben in Wissen, das abrufbereit abgelegt wird. Die Kategorien der Beschreibung und die beteiligten Akteure geben Aufschluss über das Verfahren der Wissensbildung und aufklärerischer Maßnahmen, die zur Herausbildung eines neuen Standards von Wissbarem beitragen.

Die visuelle Kultur spielt bereits hier eine Rolle: Dreht sich doch bei der Vampirdebatte Vieles um die Sichtbarkeit und die Spurensicherung sowie um die Darstellbarkeit und damit auch die Beweiskraft vampirischer Umtriebe. Zur Beleuchtung der Verwicklungen von kriminalistischen, volkskundlichen, geografischen, medizinischen und theologischen Diskursen und ihren Wandlungen tragen auch die traditionellen Zugangsweisen der Sozialgeschichte, der Mentalitätsgeschichte und der Semiotik bei.

Bei der Untersuchung von Schwellenfiguren wie dem Vampir und Wandlungsphänomen von Wissensdiskursen, die Recht, öffentliche Ordnung, Medizin, Theologie und Geographie gleichermaßen betreffen, steht auch der Raum der Habsburger-Monarchie als Grenzraum zwischen Zentral- und Osteuropa, als ostmitteleuropäischer Raum und zum anderen als Summe von Peripherien, integriert durch die Dynastie der Habsburger gewissermaßen symptomatisch für kulturelle Verhandlungen und Grenzverschiebungen.


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Editor

Einblicke in Editor's Welt. Interessiert an Geisteswissenschaften, staunend über Medien, Tendenz zum Bizzarren, vor allem in der Literatur. Über Anregungen, Kritiken, Kommentare freuen sich Usha Reber (editor@kakanien.ac.at und János Békési (webmaster@kakanien.ac.at).
The workshop Balkan Studies - quo vadis? is held on April 25, 2009.

Venue: HS, Inst. Slawistik, AAKH / Campus
The programme is to be found here, the abstracts are available as Balkan Studies 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, and as pdf.
Ort: HS, IOG, AAKH, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Zeit: 2. bis 4. April 2009
Veranstalter: IOG, Kk.rev
Funding: Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln

Programm, Abstracts (.pdf)
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